Nachdem die Reise nach Südamerika leider noch um ein Jahr verschoben werden musste, konnte ich anderes fernes Ziel in Angriff nehmen, das bei mir in den letzten Jahren den verstärkten Wunsch ausgelöst hatte, es besuchen zu wollen. Da man dann ja doch etwas länger aufeinander klebt, musste genau überlegt werden, wer als Mitreisender in die engere Auswahl kam. Die üblichen ‚Szene-Verdächtigen’ konnten, wollten oder durften nicht, also dachte ich mal eine Ecke weiter. Diese Reise sollte zu einem sehr gesunden Anteil daraus bestehen, fremde Länder, Leute und Kulturen kennen zu lernen. Der Fußball sollte zwar auch nicht zu kurz kommen, aber es war ja nicht für jeden Tag ein Spielbesuch geplant. Warum also nur die in Betracht ziehen, die vom Hopping-Virus befallen sind, wenn einem doch die Gabe langjähriger Freundschaften zu Teil ist. Wieso also in die Ferne fragen, wenn der passende Mitfahrer doch so nah ist. Mein langjähriger Kumpel und Kegelbruder Matthes zeigte sich meinem Vorschlag ab der ersten Minute aufgeschlossen. Fußball ist für ihn zwar nicht unabdingbar, aber so ein bisschen Rumpel-Fußball in Fernost kann ja auch nicht schaden. Also nach ein wenig Marktbeobachtung kurz nach dem Jahreswechsel den ‚Emirates’-Returnflug Düsseldorf-Dubai-Bangkok für schlanke 537 Euronen gebucht. Die Wochen bis zu Abreise waren dann dadurch bestimmt, die Reiseroute in Abstimmung mit den Spielplänen festzulegen, einige Unterkünfte vorab zu buchen und allgemeine Infos über die Zielregion zu sammeln.
Do. 19.04. & Fr. 20.04. – Ab- und Anreise
Nachdem alles Nötige und Unnötige ins Reisegepäck befördert wurde, holte mich Matthes am frühen Abend ab und nach Umstieg in das Auto seines Bruders erreichten wir den Flughafen der Landeshauptstadt. Der Check-in war schnell erledigt und die aufgekommene Anspannung wurde vor dem Einsteigen noch mit zwei Halben aufgeweicht. Nach sechs Stunden Flug erreichten wir Dubai, Drehkreuz von ‚Emirates’. Das ist mal ein absoluter Riesen-Airport und es wird weiter und weiter gebaut. Vier Stunden Aufenthalt wurden mehr schlecht als recht totgeschlagen und nach weiteren sechs Stunden erreichten wir den nächsten Riesenflughafen, Bangkok-Suvarnabhumi. Die Einreiseformalitäten wurden zügiger erledigten als erwartet, das Gepäck vom Band geholt, mit einheimischer Währung versorgt (40 Baht sind circa 1 Euro) und schon saßen wir im Airport-Train (45 Baht) zur City. Dieser benötigt etwa eine halbe Stunde bis zur Endstation ‚Phaya Thai’. Dort lauerte die erste Herausforderung, die Taxi-Mafia. Die ersten zwei Fahrer wurden aufgrund Ihrer Forderungen einfach weggelacht, erst der Dritte zeigte sich verhandlungswürdig und bracht uns für, angefangen bei 300, dann 200 und schließlich 150 Baht die restlichen Kilometer zu unserem Hotel in der Nähe der Khaosan Road. Dieses ist zwar auch in einer mit Bars und Restaurants zugepflasterten Straße, aber trotzdem recht ruhig. Nach Betreten des Zimmers zeigten sich wieder die Qualitäten von ‚Photoshop’. Zunächst dachten wir, das Zimmer sei völlig anders als im Internet zu sehen, aber letztlich war es genau der abgebildete Raum. Es sieht im Internet einfach nur viel besser aus. Kurz das Gepäck abgeladen und dann latschten wir erstmal zur Khaosan Road und ihren Nebenstraßen. Es war mittlerweile 22:00 Ortszeit und dort war wirklich die Hölle los. Für wenig Geld gut gegessen, den ersten eindeutigen Angeboten („Do you want massage with happy ending or ficky-ficky?“) ausgewichen und dann wollten wir in Ruhe ein Bier in einer Bar trinken. Tja, was soll ich sagen… es wurden dann doch eher zehn, wir quatschten mit diversen Tischnachbarn (Bangkok scheint ganz schön Ami- und Tommi-überladen) und wir fielen irgendwann nach einem Absacker-Cocktail voll wie ein Rind ins Bett.
Sa. 21.04. 16:00 – Thai Port FC vs TTM Chiang Mai 1:0 (Thai Premier League), 1.300 Zuschauer (150 Gäste)
Sa. 21.04. 18:00 – Chamchuri United vs Bangkok Christian College 0:0 (Bangkok Regional League), 300 Zuschauer (100 Gäste)
Am nächsten Morgen ging geschlaucht von Chang-Bier und wenig Schlaf während des Fluges erstmal nix und wir krochen nach mehreren gescheiterten Anläufen erst nach 13:00 aus dem Bett. Sightseeing wurde auf morgen verlegt, stattdessen schlurften wir einfach durch die City und verschafften uns einen Eindruck vom Leben in Bangkok. Ist halt auch ne topmoderne Stadt mit mächtig viel Verkehr. Diese an einen Ameisenhaufen erinnernde Metropole wird von sechs Mio Menschen bewohnt (mit Vorstädten neun Mio) und kann erst auf 220 Jahre Geschichte zurückblicken. An einer der vielen Gar-Küchen, die es überall in den Straßen gibt, ließen wir uns nieder und nahmen eine kleine aber feine Mahlzeit für wenig Geld zu uns. Außerhalb der Touri-Straßen kann man für umgerechnet unter einem Euro ein leckeres Gericht bekommen. Gesättigt ging es bei gut 37-38 Grad weiter. Nervig sind die ganzen Taxi- und Tuk Tuk-Fahrer, die einem alle paar hundert Meter auflauern, erklären, dass sie dein bester Freund sind und dich unschlagbar günstig bis ans Ende der Welt bringen wollen. Hier hilft Nichtbeachtung meist am besten. Wir kamen an einem schönen aber mir namentlich unbekannten Tempel und am ‚Mahakan-Fort’ vorbei und sahen dann den ‚Golden Mountain’, einen Tempel mit goldener Kuppel der etwas erhöht auf einem aufgeschütteten Berg liegt. Wir sahen uns zwar das Tempel-Terrain an, den Weg die vielen Treppen nach oben sparten wir uns bei der Hitze aber. Man hat ja eh ständig ein nettes klebriges Sonnenmilch-Schweiß-Gemisch auf der Haut, da muss man den Organismus nicht noch mit unnötigen Anstrengungen verärgern. Da der Tag für uns spät begann rief nun schon König Fußball. Also mal der Herausforderung Tuk Tuk gestellt. Für die, die es nicht wissen – ein Tuk Tuk ist ein Dreirad mit Zweitakt-Motor, das über einen Fahrersitz und zwei oder mehr Passagiersitze verfügt. Ein absolut geniales Gefährt. Oberste Prämisse bei der Gestaltung sind bunte Farben und Lichter und eine laut röhrende Abgasanlage. Sowas fänd ich geil für die Nutzung in der Heimat, dürfte aber ein Zulassungsproblem geben . 99% der Fahrer sollen ja Abzocker sein. Wir kamen nach kurzer Verhandlung ins Geschäft. Für 60 Baht, also 1,50 Euro, wurden wir zur Hua Lamphong-Station, dem Hauptbahnhof der Stadt, gebracht. Keine Ahnung ob das günstig war, aber wegen ein paar Cent braucht man ja seine Feilsch-Künste auch nicht über Gebühr strapazieren. ‚Hua Lamphong’ ist die End- oder Startstation der einzigen Metro-Linie der Stadt. Mit dieser ging es fünf Stationen bis zur Station ‚Sirikit’. Von dort waren es nur noch ein paar hundert Meter durch etwas ärmlich wirkende Straßen bis zum PAT-Stadion des Thai Port FC. Es stiegen einem von einigen Marktständen und Toreinfahrten unterschiedlichste teils unangenehme Gerüche in die Nase. Ist ja auch kein Wunder, wenn bei diesen Temperaturen unter Zeltplanen Schweinenasen und Hühnerfüße vor sich hin darben. Da wird wirklich alle Vielfalt geboten. Tickets für die Haupttribüne, die einzige mit Dach gab es für 120 Baht. PAT steht für ‚Port Authority of Thailand’. Der Thai Port FC wurde 1967 gegründet und ist daher in der noch jungen Geschichte des Thai-Fußballs einer der wenigen Traditionsvereine.Kein Verein hat mehr Titel errungen. Allerdings wird er in jüngster Vergangenheit von finanziellen Problemen geplagt. Heimat des Vereins ist des Hafenviertel Khlong Toe, eines der ärmsten Viertel der Stadt, und wie kaum ein anderer steht dieser Club für seinen Stadtteil. Das Stadion verfügt über eine überdachte Haupttribüne, eine zweirangige Gegentribüne und zwei einrangige Hintertortribünen. Auf der westlich gelegenen sammelt sich der heimische Fanblock. Etwa 10tsd Leute passen in die Hütte hinein, die nur spärlich gefüllt war. Der Gast aus Chiang Mai wurde von etwa 150 Leuten unterstützt, wobei nahe liegt, dass es sich um Leute handelt, die in Bangkok arbeiten, da die Region Chiang Mai weit entfernt im Norden des Landes an der Grenze zu Myanmar liegt. Der FC TTM Chiang Mai gilt als eines der Urgesteine der Liga, ist aber als eigentlich in Bangkok beheimateter Club, erst vor einigen Jahren nach Chiang Mai umgesiedelt worden. Das Spiel war nicht wirklich gut, aber auch nicht völlig schlecht. Thai Port war nach fünf Spieltagen mit nur einem Punkt Tabellenletzter, konnte aber mit einem 1:0-Heimsieg den ersten Dreier einfahren. Torchancen gab es nicht wirklich viele. Der Support hatte ein wenig Samba-Style und war nicht wirklich vielfältig, aber zumindest unterhaltsam. Man kann bei den Spielen alles Mögliche an Getränken kaufen und auch Asia Food ist in allen Variationen erhältlich.
Nach dem Schlusspfiff lösten wir uns sofort und gingen schnellen Schrittes zurück zur Metro, was umgehend mit erhöhter Transpiration bestraft wurde. Eigentlich dachte ich, dass wir spätestens 15 Minuten nach Spielbeginn beim Drittliga-Kick von Chamchuri United sein würden, letztlich waren wir aber erst zur 25. Minute im ‚Chulalongkorn University Stadium’. Dieses hat eine Umlaufbahn, eine überdachte Haupttribüne und ist auch rundherum von Rängen umgeben, die in ihrer Bauart sowohl zum Stehen als auch zu Sitzen genutzt werden können. Das Fassungsvermögen liegt bei 20tsd. Es traf der Tabellenführer auf das Schlusslicht, so dass ich haufenweise Tore erwartet habe. Umso überraschter war ich, dass es bei unserem Eintreffen noch torlos stand. Dieses sollte sich bis zum Abpfiff nicht ändern – die Gäste hielten gut dagegen und hätten beinahe noch das Tor des Tages erzielt. Unter den etwa 300 Besuchern drückten knapp ein Drittel dem Away-Team die Daumen. Der Rest saß fast vollständig in pinkfarbenen Chamchuri-Trikots dort. Ein traditionsgetränkter Verein, wie der Blick auf das Gründungsjahr verriet. Erst 2011 wurde der Club aus der Taufe gehoben. Für uns hieß es nun zurück in Richtung Khaosan zu kommen. Dafür liefen wir erst einmal den guten Kilometer bis zum Bahnhof Hua Lampong, ließen diesen rechts liegen, und orientierten uns grob in Richtung Khaosan Road. Nach einiger Zeit hielten wir einen Tuktuk-Fahrer an und gönnten uns für 60 Baht den Miet-Transport. Im selben Restaurant wie am Vorabend wurde gut gespeist und auch noch ein paar kalte Chang-Biere vernichtet und dann ging es ab in die Heia.
So. 22.04. 18:00 – Bangkok Glass FC vs Chiang Rai United 4:1 (Thai Premier League), 8.307 Zuschauer (600 Gäste)
Wir hatten uns vorgenommen, auf jeden Fall einigermaßen früh aufzustehen, um uns vor dem heutigen Kick noch was ansehen zu können. Der Plan wurde auch ganz gut umgesetzt. Gegen halb elf starteten wir erst einmal zum ‚Grand Palace’, dem früheren Königspalast. Das geht von der Khaosan Road aus ganz gut zu Fuß. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer Art mobilem Tempelgelände vorbei, dem wir einen kurzen Besuch abstatteten. Dessen Funktion erschloss sich uns nicht so ganz. Da an diesem Tag Wahlen in einigen Bezirken der Stadt abgehalten wurden, konnte dieses damit zu tun haben, da die Leute unter einigen Baldachinen fleißig Zettel ausfüllten. Danach ging es ein paar hundert Meter weiter zum Königspalast. Hier dann erst einmal dann komplettes Verwirrspiel. An einem Eingang durften wir nicht hinein (nur Einheimische), am nächsten hieß es, der Palast ist erst am Nachmittag zugänglich. Am dritten Eingang waren wir dann erfolgreich. Allerdings ist der Zutritt zum Gelände nur mit langem Beinkleid erlaubt, so dass wir uns gegen Pfand ein paar Schlabberhosen leihen mussten. Der Eintritt beträgt stolze 400 Baht, also zehn Euro, den aber nur Touri-Affen wie wir entrichten müssen. Thais dürfen die komplette Anlage für lau besuchen. Ganz schöner Tempel-Prunk, der dort dicht an dicht zusammengebaut wurde. Da man aber als Einwohner eines christlichen Landes den Buddhismus nicht so wirklich durchschaut, bleibt einem die Bedeutung verschiedener Heiligtümer überwiegend verschlossen und saugt halt einfach visuelle Eindrücke auf. Was mir aber auch ganz recht ist, da ich nicht der Typ bin, der mit irgendwelchen ‚Printed Guides’ oder ‚Audio Guides’ durch die Gegend rennt. Auf dem Areal des Königspalastes steht unter anderem der ‚Wat Phra Keo’, in dem sich der Smaragd-Buddha befindet, das Nationalheiligtum Thailands. Vom ‚Grand Palace’ ging es mit dem Expressboot über den Menam Chao Phraya, den belebten breiten Fluss, der die Stadt zerteilt, und Cross-River-Ferry zum am Westufer gelegenen ‚Wat Arun’, einer der prunkvollsten religiösen Stätten Bangkoks. Ein Wat ist nicht nur Tempel, sondern hat mehrere Funktionen. Es kann Kloster sein, Betstätte für normal gestellte Buddhisten, Versammlungsort oder auch Schule für Bedürftige. Der zentrale Punkt eines Wats ist der Prang, ein Tempelturm. Auf diesen kann man über die steilsten Treppen der Welt hinauf kraxeln, was bei 36 Grad mega-anstrengend ist. Allerdings wird man dafür von oben mit einem meist ansprechenden Ausblick belohnt. Als wir genug gesehen hatten, ging es wieder mit der Fähre auf die Ostseite, mit dem Expressboot ein paar Piers flussabwärts und dann zu Fuß zum Bahnhof. Von dort fuhr der Zug in den Vorort Pathum Thani, wo am Abend der angestrebte Kick über die Bühne gehen sollte.
Der Zug (15 Baht = 40 Cent) fuhr etwas verspätet ab. Es handelt sich um einen Vorortzug, der überwiegende von den weniger gut bemittelten Bevölkerungsschichten genutzt wird. Dementsprechend einfach war das Gefährt. Allerdings mag ich solche Ausritte, vermitteln sie einem doch einen Eindruck vom Leben in der Stadt oder Region. Nach gut einer Stunde stiegen wir an der ‚Rangsit Station’ aus. Der zweite befragte Taxi-Fahrer schnallte dann auch wo wir hin wollten und fuhr uns die restlichen acht Kilometer zum ‚LEO-Stadium’ des Bangkok Glass FC. Dieses ist nach einer Biersorte benannt und dort war auch eine Stunde vor dem Anpfiff schon einiges los. Nach einigem Hin und Her bekamen wir Tickets für 120 Baht für den gewünschten Block auf der überdachten Haupttribüne. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich nur eine mit Werbung versehene Wand. Hinter den Toren befinden sich unüberdachte Sitz-Steh-Tribünen wie ich sie bereits beschrieben habe. Auf der Nordseite ist dies auch nichts Besonderes. Die Südtribüne ist dagegen einer der hammergeilsten Tribünen, die ich je gesehen habe. Dreistöckig und megasteil. Krasser Bau. Da mir das bekannt war, sollte auch unbedingt dieses Spiel gemacht werden. Fassungsvermögen der Hütte beträgt 9.800 und das Teil war ganz gut gefüllt. Wie am Vortag war auch der Gästeblock belebt, dieses Mal sogar mit noch mehr Leuten. Der Gegner stammte wiederum aus dem höchsten Norden Thailands, so dass es sich auch hier um ‚Gastarbeiter’ gehandelt haben dürfte. Der Heimverein genießt, wie unschwer zur erraten ist die Unterstützung der Firma ‚Bangkok Glass’. Daher gilt der Club als sehr wohlhabend, wie auch sein Anhang zu den Schichten der Besserverdienenden zählen soll. Gegründet wurde der Verein erst 2006 und spielt aufgrund des Kaufs der Lizenz eines anderen Vereins seit 2008 in der Thai Premier League. Auch der Gegner aus Chiang Rai ist ein noch sehr junger Verein, der erst 2009 gegründet wurde und in der dritten Liga startete. Anders als bei den Gastgebern, sorgte aber ein satter Durchmarsch für die Zugehörigkeit zur TPL. Der BGFC war ganz gut in die Spielzeit gestartet und verweilte auf Platz drei, während der Gegner im Tabellen-Niemandsland stand. So wollte man wohl dem Erfolgsweg der Gastgeber nicht im Wege stehen. Nach 25 Minuten stand es 3:0 und die Nummer war gegessen. Etwa 15 Minuten vor Ende gelang per Elfmeter der Anschlusstreffer, der kurz darauf mit dem Siegtreffer beantwortet wurde. Das Spielniveau lag deutlich über der Vortags-Partie. Auch der Support gefiel mir besser. Nicht sehr abwechslungsreich, aber konstant und angemessen laut. Aber es waren ja auch mehr Leute im Ground. Der Rückweg in die City sollte per Taxi angegangen werden. Nach kurzer Zeit konnten wir auch eine Droschke ergattern, jedoch standen wir vor dem Problem, dass der Fahrer nicht des Englischen mächtig war und unsere Aussprache des Ziels Khaosan Road einfach nicht verstand. Auch Stadtplan lesen war nicht seine stärkste Disziplin, aber er zeigte sich innovativ und hielt nach wenigen hundert Metern neben einer Gruppe Mädels an, die für uns dolmetschten. Für 310 Baht zuzüglich 90 Baht Expressway-Maut, die der Fahrgast zu übernehmen hat, ging es in gut 45 Minuten zurück in die Stadt. Das sind grad mal 8,25 plus 1,75 Baht für 47 Kilometer. In der Gar-Küche unseres Vertrauens speisten wir wieder sehr ansprechend und wechselten danach auf ein paar Biere in die Khaosan Road. Nebenbei wagten wir uns mal an eine Tüte frittierte Heuschrecken, die auch einfach nur salzig schmecken. Rückwirkend betrachtet total bescheuert, sich acht oder zehn große Insekten reinzuziehen, aber wir meinten, das muss man vielleicht mal gemacht haben.
Mo. 23.04. - Ayutthaya
Heute war die alte Königsstadt dran. Deshalb standen wir recht zeitig auf um den 9:25-Zug zu bekommen. Leider machten uns die Tuk Tuk-Verbrecher einen Strich durch die Rechnung, da wir einfach keinen fanden, der uns für einen fairen Preis fahren wollte. Der angestrebte Zug wurde also verpasst. So ließen wir uns ein wenig Zeit, um zum Bahnhof zu kommen. Dort angekommen, war es nun noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt des nächsten Zuges um 11:20, also pimmelten wir ein wenig vor dem Bahnhof ab, wo uns eine Angestellte des Tourismus-Büros ansprach. Irgendwie kamen wir auf die Weiterreise nach Siem Riap in Cambodia am nächsten Tag zu sprechen und sie riet uns, statt der Hardcore-Variante auf eigene Faust, lieber eine organisierte Grenzüberquerung zu buchen. Erst waren wir not amused, aber nach einigem Überlegen und Nachrechnen schien uns diese Möglichkeit sinnvoller und wir buchten die Nummer für 800 Baht pro Person, Abholservice am Hotel inbegriffen. Damit brauchten wir uns dann nicht in aller Herrgottsfrühe mit der Tuk Tuk-Mafia auseinandersetzen und der Minibus fuhr auch um 7:00 zu einer etwas menschlicheren Zeit ab als der Zug um 5:55. Außerdem sollten wir auch beim Grenzübertritt unterstützt werden. Die Fahrt nach Ayutthaya dauerte knapp zwei Stunden. Leider hatte der Zug auch noch eine halbe Stunde Verspätung, so dass wir erst gegen 14:00 eintrafen. Dort angekommen waren wir unschlüssig, wie wir die Besichtigung der verschiedenen Stätten angehen sollten. Die Entscheidung wurde uns dann von einem endlich einmal angenehm ehrlich wirkenden Tuk Tuk-Fahrer abgenommen, der uns freundlich sein Angebot von 200 Baht je Stunde unterbreitete, was gemäß einschlägiger Reise-Literatur auch in Ordnung ist. Ich war aber in Feilsch-Laune und so einigten wir uns auf 400 Baht für drei Stunden Rundfahrt. Der Mann, ein noch recht junger Typ mit schwarzem Zopf und Kinnbart, machte seine Sache dann auch wirklich gut und fuhr uns zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Ayutthaya war bis ins 18.Jahrhundert, als es von den Birmanen zerstört wurde, die Hauptstadt des Königreiches Siam, wie Thailand ja früher bezeichnet wurde, und auf dem Areal der Stadt finden sich weit verbreitet beeindruckende Bauwerke dieser Epoche. Nachdem wir also einiges gesehen hatten, wurden wir von unserem Chauffeur wieder am Bahnhof abgesetzt. Als wir die Tickets für die Rückfahrt nach Bangkok erstehen wollten, wurde uns mitgeteilt, dass der anvisierte Zug gut 90 Minuten Verspätung hat. Hm, was tun? Wir versorgten uns mit ein paar köstlichen gegrillten Chicken-Spießen, das Stück für 5 Baht, also nur etwas mehr als 10 Cent, und Chang-Bieren und warteten auf den Zug, der dann auch irgendwann kam und uns nach Bangkok zurückbrachte. Zumindest fast, denn was wäre eine Asien-Reise ohne eine defekte Lok und Umsteigen in den nächsten Zug auf offener Strecke in völliger Dunkelheit?! Irgendwann endlich angekommen am Hua Lamphong liefen wir ein Stück in die grobe Richtung unseres Hotels, zunächst durch menschenleere dunkle Straßen, dann am Rande von China-Town plötzlich wieder durch totales Gewusel aus Menschen und Marktständen und als wir keine Lust mehr hatten, ging es per Tuk Tuk zu unserem Stamm-Restaurant. Ein leckeres Essen und ein paar Biere später war dann Schlummern angesagt, da wir ja am nächsten Tag früh aufstehen mussten.
Di. 24.04. - Reisetag
Etwas verspätet wurden wir gegen zwanzig nach sieben abgeholt und zusammen mit fünf anderen Touris ging es im Neunsitzer unspektakulär in wenig mehr als zwei Stunden bis nach Aranyaprathet, den letzten Ort vor der Grenze zu Cambodia. Dort begann dann das Schleuser-Spektakel. Zunächst wurden wir aus dem Bus ausgeladen und an die ‚Schleuserbande’ übergeben. Erst einmal mussten wir den Einreiseschein ausfüllen. Visum hatten wir schon, geht für Cambodia sogar online. Als alle soweit waren, es waren circa 25-30 Touris gesammelt worden, wurden wir mit kleineren Fahrzeugen bis zur Grenze gebracht. Dort gab es Instruktionen, wie man sich verhalten sollte, von wegen nicht von irgendwelchen dubiosen Personen anquatschen lassen und so. Der Grenzübertritt ist ziemlich verrufen, da haufenweise schwarze Schafe die ankommenden Touristen mit tollen Visa-Angeboten und vermeintlicher Hilfe übers Ohr hauen wollen. Nun wurden wir in einige kleine Gruppen aufgeteilt, da manche die Weiterreise nach Siem Reap als Luxusvariante per Taxi oder Mini-Bus und die übrigen (wie wir) per Schweinetransport im Reisebus gebucht hatten, was leider die deutlich zeitintensivere Option war. Allerdings war die Aufteilerei kompletter Schwachsinn, denn sowohl bei der Ausreise aus Thailand, als auch 200 Meter weiter bei der Einreise nach Cambodia, standen wieder alle zusammen in einer Reihe an und warteten sich einen zurecht. Der Grenzort auf kambodschanischer Seite heißt Poipet. Letztlich war alles deutlich harmloser und unspektakulärer als von verschiedenen Quellen prognostiziert. Hinter der Grenzkontrolle erwartete uns dann wieder unser Schleuser und es wurde gewartet, bis alle Leute die Grenz-Prozedur hinter sich gebracht hatten. Diese Zeit nutzte Meister Schleuser, um uns das Angebot zu unterbreiten, für die letzte Etappe nach Siem Reap ein Upgrade zu buchen. ‚Ganz zufällig’ wäre nun noch ein Mini-Bus frei geworden, den wir für 200 Baht Zuzahlung nutzen könnten. Die ganze Sache stank zwar zum Abzocker-Himmel, aber um die Fahrt für fünf Euro von fünf auf zwei Stunden verkürzen zu können, schien uns wie auch anderen eine Investition sinnvoll. Per kostenlosem Shuttle ging es nun zum ein ordentliches Stück außerhalb liegenden Busbahnhof. Durch die ganze Aktion und Warterei war ordentlich Zeit ins Land gegangen, so dass es schon deutlich nach 13:00 war. Zum Glück ging es relativ zügig weiter und gegen 16:00 kamen wir in Siem Reap an. Die Stadt hat etwa 150tsd Einwohner und ist vollständig abhängig vom Angkor-Tourismus. Der Hotel-Bauboom findet kein Ende. Der Drop-off an unserem Hotel war im Preis inbegriffen. Dieses sollte so funktionieren, dass alle aus dem Bus ausstiegen und mit Tuk Tuks zu den Unterkünften gebracht werden. In Cambodia sind Tuk Tuks ein Gespann aus Mofa mit Anhänger. Nun wurd es spaßig. Wir hatten unsere Unterkunft bereits vorher gebucht und zwar das ‚Berlin Angkor Guesthouse’, auf Empfehlung des ebenfalls fußballreisenden RWE-Leidensgenossen Sascha. Das Guesthouse schien uns ratsam, da es einen deutschen Inhaber hat. Mit diesem Ziel war aber unser Tuk Tuk-Fahrer nicht einverstanden, da es nicht in der Touri-Hotelzone des Ortes liegt sondern zwei oder drei Kilometer davon entfernt. Also wollte er uns überreden ein anderes Guesthouse zu nutzen und bot uns außerdem an, uns am nächsten Tag zu den Sehenswürdigkeiten zu fahren. Dass wir die Unverschämtheit besaßen, seine unschlagbaren Offerten auszuschlagen, wollte er nicht wahrhaben und es begann eine lebhafte Diskussion, die schließlich darin endete, dass er uns aus seinem beschissenen Tuk Tuk schmiss und uns den eigentlich bezahlten Transfer verweigerte. Was für ein Arschloch. Aber auch egal, da wir die Option hatten, uns vom hoteleigenen Tuk Tuk abholen zu lassen, was wir dann auch taten. Am Guesthouse angekommen, erst einmal ein große Pulle Angkor-Bier geordert und ein wenig mit dem Inhaber Rolf ausgetauscht. Eigentlich Niederrheiner, hatte er lange Zeit in Berlin gelebt und war nun mit 62 Lenzen seit vier Jahren in Siem Reap heimisch. Allerdings waren wir seine letzten Gäste, da er die Hotelpacht verkauft hatte und an unserem Abreisetag aufgrund einer anstehenden Operation Siem Reap über Shanghai in Richtung Berlin verlassen würde. Den Abend ließen wir im Zentrum der Stadt mit ein paar Bier und einer Mahlzeit ausklingen.
Mi. 25.04. – Angkor
Angkor!! Für mich vielleicht schon das Highlight der Tour und, nachdem ich in der Ausstellung 'Magische Orte' im Oberhausener Gasometer Fotografien der Tempelanlagen gesehen hatte und davon fasziniert war, wohl auch einer der Hauptgründe für die gewählte Reiseroute. Die gesamte Fläche, auf der die einzelnen Tempelbauten verstreut sind, beträgt mehr als 200 km² und ist damit etwa so groß wie das Areal der Stadt Essen. Die ersten Bauten wurden bereits im beginnenden 9.Jahrhundert von König Jayavarman II. errichtet. Ihr Ende fand die Angkor-Epoche im 13.Jahrhundert, nachdem Jayavarman VII., der die meisten und größten Bauten errichten ließ, seinen Hof in das Gebiet Phnom Penhs verlegte und Angkor dem Dschungel überließ. Obwohl es niemals ganz verlassen wurde, war die Bevölkerung nicht in der Lage, die Anlagen in Stand zu halten. Danach errang Angkor im Laufe der Jahrhunderte immer wieder kurze Bedeutung, bis es durch erste europäische Forscher Mitte des vorletzten Jahrhunderts endgültig aus dem Dornröschenschlaf gerissen wurde. Seit 1992 ist Angkor Weltkulturerbe und die einzelnen Anlagen werden von kombinierten Teams aus Cambodia und einzelnen europäischen Ländern in Stand gesetzt. Die Deutschen dürfen sich mit den Prestigeobjekt Angkor Wat befassen. Wir starteten also kurz nach 9:00 mit dem Hotel-Tuk Tuk und ließen uns von dem wirklich netten Fahrer zu den einzelnen Orten bringen, die wir uns dann in Ruhe ansahen. Zur Ruhe geraten war zum einen, um die Tempelanlagen angemessen auf sich wirken zu lassen, und zum anderen, weil die Quecksilbersäule heute schon wieder an der 40-Grad-Marke kratzte. Um die Anlagen besichtigen zu dürfen, muss man sich einen ‚Tempelpass’ kaufen. Für einen Tag kostet dieser 20 US-Dollar. Der Dollar ist in Cambodia gängiges Zahlungsmittel neben der einheimischen Währung Riel. An den Geldautomaten kann man nur USD ziehen. Ein USD entspricht 4000 Riel. An Riel kommt man, wenn man mal krumme Beträge bezahlen muss. Wenn also irgendetwas 500 Riel kostet und man einen Dollar abgibt, bekommt man das Wechselgeld in Riel zurück. Wir besichtigten der Reihe nach Angkor Wat, das Südtor zu Angkor Thom, den Bayon-Tempel, die Elefantenterasse mit dem Phimeanakas, Ta Prohm und zuletzt den Banteay Kdei. Das waren nur die wichtigsten Heiligtümer. Richtige Tempel-Fanatiker verbringen mehrere Tage mit der Besichtigung aller Anlagen. Beeindruckend ist Angkor Wat, das größte zusammenhängende Tempelgebäude der Welt. Schon absoluter Wahnsinn, was damals gebaut wurde. Absolut mysthisch und faszinierend wirkt Ta Prohm, eine mehrheitlich verfallen Flachtempelanlage, die im Laufe der Jahrhunderte von Würgefeigen und deren Wurzelwerk überwuchert wurde. Wer den Film 'Tomb Raider' mit Angelina Jolie gesehen hat, kennt auch diesen Tempel, da dort eine Schlüsselszene des Streifens gedreht wurde. Die ausführliche Erklärung der besuchten Bauwerke erspare ich mir und dem Leser. Wen es wirklich interessiert, dem sei Wikipedia angedient.
Gegen 15:30 waren wir zurück im Guesthouse und wollten eigentlich nur eine Runde chillen. Wir besprachen dann aber mit Rolf noch mal kurz den nächsten Tag. Geplant war eine Tour ins Hinterland und zum Schluss, den Sonnenuntergang von einem Tempelberg einige Kilometer außerhalb zu betrachten. Unser Fahrer für den nächsten Tag, ein Bekannter von Rolf, brachte aber die Nachricht, dass auch für diesen Tempel der Tempelpass benötigt würde. Nur für den Sunset noch einmal 20 Bucks auszugeben, wäre natürlich blöd gewesen. Also Planänderung und mit dem Tuk Tuk zum ‚Phnom Bakheng’, einem Tempelberg zwischen ‚Angkor Wat’ und ‚Angkor Thom’. Der ‚Bakheng’ ist der absolute Touri-Treffpunkt zum Sunset-Watching. Das ganze läuft so ab, dass eine halbe Stunde vor dem Ereignis die Massen den Hügel hinaufdrängen und letztlich die Tempelpyramide besteigen. Der Andrang ist dann so groß, dass diese durch die Sicherheitskräfte irgendwann abgesperrt wird und keine weiteren Personen heraufdürfen. Dann steht man dort dicht an dicht und glotzt dem untergehenden Feuerball hinterher. Trotz dieser Massenaktion und der Tatsache, dass sich die Sonne irgendwann vor den ganzen Menschen hinter einer Wolke versteckte, war das ein ansprechendes Erlebnis. Schon was anderes, als wenn die Sonne im Ruhrpott hinter ein paar Reihenhäusern verschwindet. Danach steigt die ganze Horde im Gänsemarsch den Hügel wieder hinab und eine Minibus-Tuk Tuk-Karawane fährt zurück in die Stadt. Für uns ging es wieder zum Spachteln und Bierchen schlürfen und relativ früh in die Falle.
Do. 26.04. – Beng Mealea
Überpünktlich war unser Chauffeur mit dem Namen Hat am Guesthouse. Das Fahrtziel 'Beng Mealea' liegt 65 km von Siem Reap entfernt, was bei hiesigen Straßenverhältnissen etwa 90 Minuten reine Fahrzeit bedeutet. Da wir den Wunsch hatten, einen Einblick in das Leben außerhalb der Städte zu bekommen, bogen wir bald von der Nationalstraße ab und fuhren eine Schotterpiste entlang, passierten (noch) trockene Reisfelder und immer wieder kleiner Siedlungen, in denen das Leben stehen geblieben zu sein schein. In einer Siedlung hielten wir an und liefen ein paar hundert Meter, um einen Eindruck aus der Nähe zu bekommen. Wir sahen zwei alten Frauen bei der Hutherstellung zu und konnten die Behausungen aus nächster Nähe betrachten. Einfachste Verhältnisse, natürlich kein Strom und kein fließend Wasser. Wie unser Fahrer sagte – wenn die Landbewohner eine Toilette sehen, wissen sie nicht, wie sie sich darauf setzen sollen. ‚Beng Mealea’ ist eine Tempelanlage aus dem 12.Jahrhundert, die so belassen wurde, wie sie der Verfall über die Zeit zugerichtet hat. Das Ergebnis sind Reste der Anlagen sowie riesige Steinhaufen. Man kann den Tempel über den errichteten Holzsteg begehen. Erlaubt ist aber auch die Abenteuer-Variante, nämlich über die Steine und Tempelreste zu klettern, was wir uns natürlich nicht nehmen ließen. ‚Beng Mealea’ liegt abseits der eigentlichen Touri-Ströme und ist daher nicht so überlaufen, sondern vermittelt eine angenehme mystische Ruhe. Als wir uns genügend ausgetobt hatten, nahmen wir in einem der kleinen Restaurants, in dem auch Hat auf uns wartete, eine Mahlzeit zu uns und dann gings zurück nach Siem Reap. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit, unter dem Pavillon mal ein wenig auszuspannen. Abends waren wir mit Rolf verabredet, ein ‚Cambodian BBQ’ zu genießen. Das ist wirklich eine geniale Sache. Man bekommt einen runden gewölbten Bräter auf den Tisch gestellt, der von einer offenen Flamme bei Laune gehalten wird. Um die Grillkuppel verläuft eine breite Rinne, die mit Brühe aufgefüllt wird. In die Brühe kann man allerhand Gemüse stopfen und auf der Kuppel wird Fleisch und Seafood in allen Variationen gebraten. Die ablaufenden Säfte sammeln sich mit in der Brühe, so dass daraus am Ende eine äußerst schmackhafte Suppe entsteht. Absolut köstlich. Einziger Minuspunkt: der Bräter gibt dermaßen Hitze ab, dass sich alle Poren öffnen. Kurz haben wir darüber nachgedacht, uns die Schweißporen zu veröden, damit endlich Schluss ist mit der Ölerei . Nach der Schlemmerei ging es kurz mit Rolf zur Apotheke seines Vertrauens. Die Haut an meinen Unterarmen knickte langsam vor der täglichen Belastung aus Sonne, Schweiß und Sonnenmilch ein, so dass sich eine rötlich-fleckige Veränderung zeigte. Der Pharmazeut kennt sich in der Dermatologie aus und hatte den richtigen Tip mit einer entsprechenden Lotion parat, so dass ich die Hautirritation zwei Tage später auch erfolgreich bekämpft hatte. Den Rest des Abends verbrachten wir bei zwei Bieren vor dem Guesthouse, während sich unser Gastgeber an seinem letzten Abend in Cambodia noch auf die ‚Hühnerfarm’ begab, wie er es nannte.
Fr. 27.04. – Reisetag & Phnom Penh
Um 7:30 hieß es Abschied von Siem Reap nehmen. Wir wurden vom Hotel abgeholt und zum 8:30-Bus nach Phnom Penh gebracht. Die Fahrt (315 km) dauert circa sechs Stunden, lässt sich aber recht gut überstehen. Gegen 15:00 trafen wir in Cambodias Hauptstadt ein. Die Stadt hat etwa 1,5 Mio Einwohner, was sich auch im immer dichter werdenden Verkehr bemerkbar machte. Gegenüber dem Rest des Landes scheint Phnom Penh meilenweit voraus. Es befinden sich die ersten verspiegelten Wolkenkratzer im Bau. Trotzdem hat die Metropole absoluten Charme bewahrt. Ein faszinierender Mix aus asiatischem Verkehrs-Chaos, Gelassenheit und dem französischen Kolonialflair. Letzteres macht sich vor allem durch die oft sichtbare Jugendstil-Bauart bemerkbar. Der Tonle Sap River fließt hier in den Mekong. Die Stadt hat während der vierjährigen Schreckensherrschaft der ‚Roten Khmer’ in der zweiten Hälfte der 70er Jahre viel verloren. Die ‚Roten Khmer’ zwangen die Bevölkerung aus der Stadt aufs Land und begann dann damit Phnom Penh zu zerstören. Der Anführer Pol Pot wollte aus Cambodia eine kommunistische Agrargesellschaft machen. Er ließ Intellektuelle, Gelehrte und Studierte gezielt töten, was schließlich einem barbarischen Genozid endete. Nach glaubhaften Schätzungen fielen dem Regime 1,7 Mio Cambodianer zum Opfer, was etwa jeder vierte oder fünfte Einwohner des Landes war. Die Vietnamesen bereiteten dem Schrecken schließlich ein Ende und spätestens mit Beginn der 90er und massiver Hilfe der UN begann der Aufschwung. Beim Aussteigen aus dem Bus stürmten natürlich wieder die Tuk Tuk-Fahrer auf einen ein. Da uns noch ein wenig die Orientierung fehlte und wir froh waren, angekommen zu sein, willigte ich ein, für drei Dollar zum vorher gebuchten ‚Indochine-Hotel’ gebracht zu werden. Die Fahrt endete nach etwa 600 Metern, so dass wir natürlich mal wieder geprellt worden waren. Aber selbst Schuld – ich hätte handeln können. Kurz ein wenig frisch gemacht, zogen wir auf erste Entdeckungsreise und landeten am Tempelhügel ‚Wat Phnom’. Den Eintritt sparten wir uns aber. Dann an der Promenade am Flussufer eine Dose Angkor gezischt und das Treiben ein wenig auf uns wirken lassen. Abends gings dann auf den Nachtmarkt, an den Grillständen ein paar Oktopus-Spieße verspeisen und nen Bambussaft trinken. Im Anschluss ließen wir uns in einer Straßen-Bar an der Promenade nieder und wollten den Abend bei zwei oder drei entspannten Bieren ausklingen lassen. Aber meistens kommts ja anders. Wir lernten Einheimische am Nebentisch und später auch noch einen mit diesen befreundeten Iren, der derzeit in Phnom Penh lebt, kennen und der Abend nahm ordentlich Fahrt auf. Wir landeten in einer Disco namens ‚Pontoon’ und der Abend endete erst gegen halb sechs am nächsten Morgen.
Sa. 28.04. 14:30 – Build Bright United vs National Defense Ministry 1:0 (Cambodian League), 700 Zuschauer
Sa. 28.04. 16:30 – Chhlam Sakut FC vs Naga Corp 1:8 (Cambodian League), 400 Zuschauer
Nach dreieinhalb Stunden Schlaf war die Nacht vorbei – wir wollten ja was von der Stadt sehen. Im zweiten Versuch klappte es auch mit dem Aufstehen. Wir schlurften die Tonle Sap-Promenade entlang bis zum Königspalast mit der Silberpagode. Da wir aber genau die dreistündige Pausenzeit erwischt hatten, was uns aber klar war, blieb es bei der Beschau von außen. Wir spazierten am Kambodscha-Vietnam-Monument und am Unabhängigkeits-Denkmal vorbei zum ‚Tuol-Sleng-Genocid Museum’. Diese Gedenkstätte war ein Foltergefängnis der Roten Khmer. Hier wurden während der Herrschaft der Roten Khmer zwanzigtausend Menschen gefangen gehalten und gefoltert, ehe sie dort und auf den ‚Killing Fields’ außerhalb der Stadt umgebrachten wurden. Als die Stadt befreit wurde, fand man in den Gebäuden nur noch sieben Überlebende. Bei dem Gebäudekomplex handelt es sich um eine ehemalige Schule, deren Klassenräume zu Zellentrakten umfunktioniert wurden. Zu sehen sind rares Zelleninventar, Folterinstrumente sowie viele Fotos und Erläuterungen. Sehr bedrückend. Wer schon einmal eine KZ-Gedenkstätte besucht hat, kann nachempfinden, welche Stimmung einen beschleicht. Nachdem wir uns von dem traurigen Ort gelöst hatten, spazierten wir in aller Ruhe zum Nationalstadion ‚Olympic Stadium’. Wird mir ewig verborgen bleiben, warum so viele Städte ein Olympiastadion haben, obwohl dort nie eine Olympiade stattgefunden hat. Das Stadion hat Platz für 50.000 Menschen. Bis vor wenigen Jahren waren sogar 80.000 zugelassen. Die ‚Cambodian League’ besteht aus zehn Mannschaften. Sämtliche Spiele finden im Olympic Stadium statt, da es die einzig brauchbare Stätte im ganzen Land ist. Das bedeutet, dass Samstag und Sonntag je zwei Partien hintereinander abgehalten werden. Es ist mir auch nicht bekannt, ob überhaupt eines der Teams nicht aus Phnom Penh stammt. Das Zuschauerinteresse hält sich in Grenzen, da es natürlich blutiges Amateur-Gebolze ist, dass es zu sehen gibt. Aber trotzdem gibt es noch ein paar mehr oder weniger (un)geschickte Afrikaner, die sich hier dem Legionärstum hingeben. Wenn man die Kondition mal außen vorlässt, denn rennen konnten alle, hatte ich in manchen Spielsituationen das ehrliche Gefühl, ohne Probleme im Geschehen mitmischen zu können. Es ist halt nicht zu übersehen, dass den Spielern jegliche Fußballausbildung fehlt. Es werden unmöglichste Pässe versucht obwohl der freie Mann ein paar Meter neben einem steht. Manche Ballannahmen avancieren zu Gummiwand-Effekten und Torchancen kläglich vergeben. Dazu ist das Spieltempo sehr niedrig. Jede ambitionierte Bezirksliga-Mannschaft aus dem Ruhrpott hätte hier zumindest im ersten Spiel ein fürchterliches Massaker angerichtet. Geplant war eigentlich nur das zweite Spiel zu sehen, doch wir waren früher dran als gedacht und trafen zur Halbzeit von Spiel eins bei torlosem Spielstand ein. In der Partie Dritter gegen Letzter, konnte das Tabellenschlusslicht kurz vor Ende gar nicht mal unverdient das Tor des Tages erzielen. Im folgenden Kick, ließ der Tabellenzweite gegen den Vorletzten nichts anbrennen und schoss diesen mit einem 8:1-Kantersieg auf den letzten Platz. Nach 18 Minuten stand es hier bereits 4:0. Nach diesem hochklassigen Event fuhren wir mit dem Tuk Tuk zurück zum Hotel, brachen aber bald wieder auf. In einer der vielen Garküchen gab es einen mal wieder absolut köstlichen Imbiss und danach verschlug es uns noch einmal in die Bar an der Promenade, wo der vorherige Abend seinen Anfang genommen hatte. Heute ging es aber früher ins Bett, da am nächsten Morgen die Weiterreise nach Vietnam anstand.
So. 29.04. – Reisetag & Can Tho
Um 7:30 wurden wir per Tuk Tuk abgeholt und zum nahen Bootsanleger gebracht, von wo die Boote starten, mit denen man über den Mekong nach Vietnam einreisen kann. 21 USD kostet die knapp viereinhalbstündige Fahrt bis Chau Doc, der ersten größeren Stadt hinter der Grenze. Gegen viertel vor neun legte der Kahn ab. Mit uns an Bord des etwa 20 Personen fassenden Boots, ein schnelles aber dadurch leider auch recht lautes Teil, waren nur sechs weitere Passagiere. Wir wollten unbedingt diese Fahrt über den Mekong machen, um uns vom Fluss aus einen Eindruck von der dort lebenden Bevölkerung zu machen. Der Mekong hat hier eine Breite zwischen 200 und 300 Metern. Tagesziel sollte Cao Lanh sein, wo um 16:10 ein Spiel der V-League, der ersten vietnamesischen Liga, angestoßen werden sollte. Allerdings war klar, dass eine Umsetzung dieses Vorhabens sehr schwierig werden würde, da die Langsamkeit ganz einfach Trumpf ist und gerade im Mekong-Delta mit den vielen nötigen Fährfahrten über die Flussarme viel Zeit verloren gehen würde. Kurz vor der Grenze kam ein Besatzungsmitglied rum und wollte von jedem Passagier einen Dollar, eine angebliche Grenzgebühr, die für uns im Voraus entrichtet worden sei. Nee is klar, warum wird die nicht von vornherein in den Fahrpreis eingerechnet. Also mal wieder klarer Fall von Abzocke, aber was tut man in so einer Situation? Diskutieren? Es auf einen Streit ankommen lassen und dann möglicherweise Steine in den Weg gelegt bekommen? Oder einfach auf umgerechnet knapp 75 Cent scheißen und seine Ruhe haben. Wir entschieden uns recht entspannt für die letzte Variante auch wenn es Mist ist, dass diese Ganoven mit ihren Maschen immer wieder durchkommen. Gegen 11:30 erreichten wir die Grenze. Das Grenzbüro auf kambodschanischer Seite war dann an Skurrilität nicht zu überbieten. Über einen halb abgesoffenen Anleger entert man das Ufer, holt sich an einem kleinen Schalter seinen Ausreisestempel und dann hieß es „Khniom lear sen hay, Cambodia“. Auf Wiedersehen Cambodia, Du hast mir wunderbar gefallen und es ist durchaus möglich, dass wir uns irgendwann wiedersehen. Der Grenzposten bei Einreise in Vietnam war dann schon moderner gestaltet und deutlich unspektakulärer. Über einen Seitenkanal erreichten wir um 13:15 Chau Doc, den Zielort der Bootsreise. Am Anleger wurde die bildhübsche Vietnamesin, die die individuelle Weiterreise der Passagiere organisiert, von mir nach den Möglichkeiten befragt, Cao Lanh auf schnellstem Wege zu erreichen. Dabei zeigte sich, dass meine Erwartung sich leider erfüllte: nicht machbar. Die einzige Möglichkeit, die einen Versuch wert gewesen wäre, war ein Taxi, das aber mit knapp 80 Dollar zu Buche geschlagen hätte – das war es nicht wert. Also musste Plan B her und wir entschieden, bis Can Tho weiterzureisen, da wir von dort am nächsten Tag gute Verbindung nach Ho-Chi-Minh-City (oder im Volksmund auch weiterhin Saigon) hatten. Die Tickets für den Mini-Bus bis Can Tho kosteten sieben Dollar pro Nase, was mir auch schon wieder ungewöhnlich teuer vorkam. Ließ sich aber nicht überprüfen. Da wir so sperriges Gepäck mitführten, wurde uns noch auferlegt einen dritten Platz zu bezahlen. Per Fahrrad-Rikscha ging es zum Bus und dann wurde das Gefährt nach allen Regeln der Kunst gepackt und gestopft. Letztlich fuhren 24 Personen plus reichlich Gepäck im 15-Sitzer mit. Die Straßen in Vietnam scheinen mir noch voller und die Motorrollerdichte noch höher zu sein als in Cambodia und Thailand. Der Fahrer gab alles aber weil der Verkehr sich ständig aufgrund von Lkw oder Roller-Ansammlungen verlangsamt, dauert die 115 km-Reise drei Stunden. Auf einer normalen Landstraße läuft das so, dass die Busse, Lkw und Pkw in der Mitte fahren und nur beim Passieren ganz auf die rechte Fahrspur wechseln, da die Randbereiche normalerweise den Rollern vorbehalten sind. In Can Tho wurden erstmal die Bus-Tickets für die 8:00-Schleuder nach Saigon am nächsten Tag reserviert. Dann ging es mit dem Moped-Taxi ab in die Hotelzone um eine Unterkunft zu suchen. Die Moped-Taxi-Typen sind auch eine ganz spezielle Sorte. Immer wenn ein Bus ankommt, drängt sich eine Traube von Fahrern um die einzige Tür des Busses. Die Folge ist, dass man kaum aus der Möhre rauskommt, aber jeder will halt den ankommenden Passagieren als Erster seine phantastische Dienstleistung aufzwingen. Lehnt man ab, ist man die Horde natürlich nicht los, sondern zieht den Schwarm durch den ganzen Busbahnhof hinter sich her. Aber man muss ja allesmal ausprobiert haben, also wurde diese Variante der Fortbewegung gewählt und der Moped-Mafia nachgegeben. War aber letztlich okay. Ein Zimmer zu finden war gar nicht so einfach, da sich an das Wochenende zwei Feiertage anschlossen, so dass viele Vietnamesen Kurzurlaube machen. Daher waren die ersten sechs aufgesuchten Hotels voll und wir landeten in einem ziemlichen Rattenloch in einer Seitenstraße. Dafür kostete das Doppelzimmer mit Bad in dieser Kaschemme aber auch nur 200tsd Dong = 7,20 EUR. Auch wieder so eine Hammerwährung mit unglaublichen Dimensionen. 1000 Vietnamesische Dong entsprechen nicht einmal 4 Euro-Cent. Mit dem auch akzeptierten US-Doller bezahlt man in Vietnam im Gegensatz zu Kambodscha nur größere Beträge z.B. für Hotelzimmer oder Ausflüge. Also Klamotten in die Ecke und ab ins Zentrum zum Nahrungs- und Bierkonsum. Ist doch auch mal was anderes, sich statt ner Frau ein Zimmer schön zu saufen. Hat aber nicht geklappt. Als wir leicht angeheitert zurückkamen, sah die Hütte noch genau so beschissen aus wie vorher. Ich hab trotzdem gut geschlafen.
Mo. 30.04. 19:00 – Sai Gon FC vs Navibank Sai Gon 1:1 (V-League), 6.000 Zuschauer (500 Gäste)
Um Viertel nach Sieben mussten wir die Bude zum Glück bereits wieder verlassen. Per Taxi (unglaublich günstig) gings zum Busbahnhof und für 100tsd Dong je Nase (3,60 EUR) im modernen Reisebus nach Saigon. Dieses war nach drei Stunden erreicht. Im Fahrpreis war sogar noch ein Snack und eine Flasche Wasser enthalten – ist mir schleierhaft, wie sich das für das Unternehmen rechnen soll. Vom Südöstlichen Busbahnhof Mien Tay gab es noch einen kostenlosen Shuttle-Bus in die Stadt. Das alles legt den Verdacht nah, dass die Busverkehre subventioniert sind, denn Gewinn abwerfen konnte die Fahrt nun wirklich nicht. Das erste Ziel hieß Ga Sai Gon, der Bahnhof. Hier durften wir im Postbüro gegen kleine Gebühr freundlicherweise unser Gepäck abstellen, da wir ja abends mit dem Nachtzug weiter nach Hué wollten. Nun liefen wir in aller Ruhe zum ‚War Remnants Museum’, das sich mit den unrühmlichen Taten der Amerikaner während des Vietnamkrieges befasst. Leider erst ab 13:30 wieder geöffnet. Also liefen wir ein wenig herum. Ein uns entgegenkommender Ami quatschte uns an und riet mir, mir hier eine neue Brille anfertigen zu lassen, da es spottbillig sei und die Brille innerhalb von 20 Minuten fertig gemacht würde. Ähm ja, danke für den Tipp – auch wenn es merkwürdig war, dass Du mich ansprichst. Aber wir hatten ja noch eine Stunde Zeit, also mal zu der von ihm genannten Adresse in der Nähe gelaufen. Und tatsächlich - nachdem ich mir ein Gestell ausgesucht hatte und meine aktuelle Brille auf die Stärke vermessen worden war, kam ein Preis von 700.000 Dong heraus, also grad mal 25 Euro. Allein für die Gläser zahle ich in Deutschland das Zwanzigfache. Einziges Problem – es war Feiertag. Die Geschäfte waren zwar geöffnet, aber es fehlten die passenden Rohlinge, an die heute nicht mehr heranzukommen war. Auch das wurde gelöst, in dem wir vereinbarten, dass mir die fertige Brille gegen Vorkasse in unser Hotel in Hanoi geliefert wird, was dann auch klappte. Nun aber zurück zum Museum. Teilweise heftige Fotos dabei, allerdings ist die Sichtweise doch sehr einseitig, da auf die Taten der Gegenseite, der Vietcong, überhaupt nicht eingegangen wird. Weiter liefen wir an der Wiedervereinigungshalle und der Notre Dame-Kathedrale vorbei zum Saigon River. Eigentlich wollten wir dort was essen, fanden aber nichts. Also weiter in Richtung des Backpacker-Viertels um die Straße Pham Ngu Lao. In einer Parallelstraße dann wieder für kleines Geld köstlichst gegessen.
Nun rief wieder König Fußball. Die ‚Mutter aller Derbys’ rief zum Besuch. Per Taxi zum ‚San van dong Thong Nhat’, wobei ‚San van dong’ die vietnamesische Übersetzung für ‚Stadion’ ist. Dort war schon ganz gut was los. Den nervigen Schwarzmarkt-Omas aus dem Weg gegangen und für 70tsd Dong je Karte auf die überdachte Haupttribüne gesetzt. Außer dieser verfügt das Stadion rundherum um die Laufbahn über etwa 20 Stufen hohe unüberdachte Ränge, mit einem gesamten Fassungsvermögen von 20tsd Menschen. Auf beiden Seiten spielten eine ganze Reihe Legionäre aus Afrika und anderen Ländern. Hat dem Kick aber nicht sehr geholfen. Der Spielfluss war unglaublich langsam. Kam mir fast noch langsamer vor als das Gewürge in Phnom Penh. Zudem haben die Spieler unglaublich viel Raum und dadurch viel Zeit. Vielleicht der ausschlaggebende Grund für das gemächliche Gekicke - zu viel Zeit zum Überlegen, was als nächstes zu tun ist. Eine gewisse Qualität war zwar vorhanden, man kann sagen, dass das Spiel technisch gar nicht mal so schlecht ist, aber zu wirklich ansehnlichem Fußball ist es noch ein weiter Weg. Der Saigon FC war nach der letzten Saison erst aufgestiegen und steht aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz. Die Gäste belegen den zehnten Platz. Wobei Gäste nur offizielle der richtige Ausdruck ist. Der Saigon FC hatte zwar nominell ein Heimspiel, beide Clubs teilen sich den Ground aber. Die Geschichte der beiden Clubs ist ein wenig undurchsichtig. Das offizielle Gründungsdatum des Saigon FC liegt im Dezember 2011. Allerdings hat man in der vergangenen Saison die First Division gewonnen und ist dadurch in die V-League aufgestiegen. Man hat also das ganze Jahr 2011 schon gespielt. Navibank gibt es seit 2009. Der Verein scheint aus einem Militärsportverein auf Amateurebene heraus gebildet und nach Saigon verpflanzt worden zu sein. Im Stadion waren die FC-Fans deutlich in der Überzahl – ich hätte eher eine ausgeglichene Verteilung erwartet. Der aktive Teil der Navibank-Supporter umfasste etwa 300 Personen, die acht Trommeln und eine Trompeten-Combo aufboten. Auf Schlachtrufe wurde fast vollständig verzichtet. Lediglich zarte Saigon-Rufe waren ab und an zu hören. Zu Beginn gabs eine Schmalspur-Choreo, indem einige Luftballons in den Clubfarben in den Himmel stiegen. Die Heimseite hatte lediglich vier Trommeln zu bieten ohne dass auch nur eine Spur von verbaler Anfeuerung zu vernehmen war. Support-Plus also für Navibank. Der FC ging in Halbzeit zwei irgendwann in Führung, die durch Navibank 15 Minuten vor Ende verdient egalisiert wurde. Das war es in einem an Torchancen armen Spiel. Wir liefen ein paar Meter und hielten dann ein Taxi, um zum Bahnhof zu gelangen. Dort waren wir dann gegen 21:20. Um 22:00 waren wir mit dem Boten der Agentur verabredet, über die wir die Tickets für die beiden Zugfahrten im Voraus gebucht hatten. Man kann die Tickets leider nicht online direkt bei der vietnamesischen Bahngesellschaft buchen. Der normale Weg wäre, sich die Fahrkarten am Schalter zu holen. Wenn man aber einen bestimmten Zug nehmen will, wird geraten sich spätestens 48 Stunden vor Abfahrt die Tickets zu besorgen. Dieses war uns natürlich nicht möglich. Also blieb noch der teure Weg mit gut 40% Aufschlag über eine der wenigen Agenturen, die diesen Service anbieten. So fielen für die Strecke Saigon-Hué statt 51 USD nun 70 USD und für Hué-Hanoi 53 USD statt 39 USD. Dazu kam noch eine kleine Gebühr. Das ganze für ein Bett im Softsleeper-4er-Abteil. So gesehen also immer noch erschwinglich. Vor allem wenn man bedenkt, dass die erste Teilstrecke etwa 1100 km und die zweite Teilstrecke 800 km bedeutet. Der Bote war überpünktlich. Wir lösten das Gepäck aus, kauften noch ein paar Getränke und enterten dann den Zug. Das Abteil war funktionell eingerichtet aber sauber und nicht unbequem. Pünktlich um 23:00 ging es los. Ein weiterer Fahrgast war mit uns im Abteil, der sich aber sofort hinlegte. Wir tranken noch ein wenig was und waren dann auch bald in der Waagerechten.
Di. 01.05. – Reisetag
Irgendwann gegen 9:00 mal wach geworden. Eigentlich erstaunlich, dass man bei diesem Gewackel und Gerappel so gut pennen kann. Ankunft des Zuges in Hué war planmäßig 17:05, also hatte wir mächtig Zeit. Einem der Verkäufer im Zug nahmen wir gegen Mittag zwei ganz leckere Mahlzeiten ab. Der Rest der Zeit wurde damit verbracht die vielfältige Landschaft zu betrachten und einen Einblick in das Leben außerhalb der Städte zu erhalten. Außerdem konnte ich ein wenig an diesem Bericht schreiben, da man sogar Stromanschluss im Abteil hat. Mit etwa einer Stunde Verspätung trafen wir in der alten Kaiserstadt ein. Einem der nervtötenden Taxi-Fahrer nachgegeben und für zwei Dollar ging es die paar Kilometer in die Hotel-Ecke. Der erste Versuch ging wegen Überfüllung daneben, aber man hatte dort einen Tip für ein Etablissement um die Ecke, welches auch den Zuschlag bekam. Schönes Zimmer mit Bad und Frühstück für 20 Dollar. Den Abend verbrachten wir nur damit zu speisen und ließen uns dann in einer Straßen-Bar nieder. Damit die ganzen ‚Saigon Red’-Biere nicht so allein im Magen waren, leisteten ihnen heute ein paar B52 Gesellschaft. Nach der spätabendlichen Rückkehr ins Zimmer mussten dann noch zwei Schaben dran glauben. Gehört halt dazu. Die beiden Arschlöcher haben wohl gedacht, leicht angeheitert erwischen wir die nicht.
Mi. 02.05. – Hué
Wir sprangen zeitig aus dem Bett, um genügend Zeit zu haben, uns die Zitadelle mit der Verbotenen Stadt anzusehen. Denn um 17:11 sollte es ja wieder mit dem Zug weiter gen Hanoi gehen. Kurzes Frühstück und dann los. Also erst einmal über den Parfüm-Fluss, der sich durch Hué windet. Dann durch eines der Tore die Zitadelle geentert, über deren Haupt-Zinne eine monströse Vietnam-Flagge im Winde tanzt.. Hué war von 1802 bis 1945 die Hauptstadt Vietnams. Innerhalb der Festung befindet sich die 'Verbotene Stadt', die nach dem chinesischen Vorbild in Peking errichtet wurde. Um in diese eigentliche kaiserliche Residenz zu gelangen, muss man drei Euro Eintritt entrichten. Das Areal umfasst ein Carré von etwa 800x800 Metern. Ursprünglich standen dort etwa 300 Gebäude, davon übrig geblieben sind aber nur 90. Viele sind den Kriegen dieses Jahrhunderts zum Opfer gefallen. Vietnam ist diesbezügliche ja arg gebeutelt. Zuletzt hat der Vietnam-Krieg viele Gebäude gekostet, da die sogenannte ‚Tet-Offensive’ der Vietcong genau in dem Gebiet um Hué stattfand. Die wichtigen Gebäude stehen aber noch oder aber sind restauriert worden. Wir schlenderten in aller Ruhe bei gut 35 Grad über das Gelände, ruhten hier und da mal aus, und ließen die Atmosphäre auf uns wirken. Nach Verlassen der Verbotenen Stadt noch ein wenig innerhalb der Zitadelle rumgeschlendert. Allerdings ist das halt nur noch eine fette Mauer um eine mittlerweile ganz normale Ansiedlung von Hotels, Restaurants, Shops usw. Ach, noch ein Tip... Stiel-Eis schlecken bei 35 Grad macht total Sinn... wenn man auf klebrige Finger steht. Den Versuch über den Markt zu gehen, brachen wir ab. Zu warm, zu eng, zu viele üble Gerüche. Also zurück auf die andere Flussseite. In einem schattigen Gartenlokal etwas gegessen und dann war es Zeit, sich zum Bahnhof zu begeben. Zufällig kamen wir noch am Stadion von Hué vorbei. Na, wenn man schon mal da ist, kann man auch nen Blick hineinwerfen. Ganz nette Schüssel. Der Verein Huda Hué, in den 90ern noch leidlich erfolgreich, ist aber aufgrund finanzieller Probleme mittlerweile in der dritten Liga angekommen. Der Zug hatte etwa 45 Minuten Verspätung, was nicht tragisch war. Das 4er-Sleeper-Abteil enterten mit uns zwei Vietnamesen. Der eine war höflich und zurückhaltend, der andere der totale laute aufdringliche Proll. Faszinierend diesem Vollidioten beim Essen (oder besser Fressen) zuzusehen. Glücklicherweise legte der sich danach hin und schlief mit sich selbst sprechend ein. Wir tranken noch ein paar Dosen Tiger-Bier und begaben uns dann auch ins Reich der Träume.
Do. 03.05. – Ha Long Bay, 1.Tag
Es kam keine weitere Verspätung des Zuges hinzu und so fuhren wir um viertel vor sechs am Ga Hanoi ein. Zum vorher gebuchten Hotel ‚Camellia 3’ war es ein Viertelstündchen Fußweg. Dort war mit dem Hotel vereinbart, dass wir unser großes Gepäck bis zum Einchecken am Samstag abstellen dürfen. Denn das nächste Ziel hieß ‚Halong Bay’ (oder auf Vietnamesisch ‚Vinh Ha Long’) und das für zwei Übernachtungen. Das ganze läuft so, dass man sich einem Veranstalter anvertraut und dann durch dieses traumhafte Gewässer schippern lässt. Es gibt, was Dauer und Art angeht, verschiedene Offerten in jeder Preisklasse. Die die von uns angestrebte Tour auf einem nicht zu großen Schiff kann man bestimmt für deutlich unter 100 Dollar machen oder aber auch für das Drei- oder Vierfache. Um sicher zu sein, etwas Vernünftiges, einigermaßen Luxuriöses zu bekommen, griffen wir auf ODC-Travel zurück, die im Internet über einwandfreie Referenzen verfügen. Der Spaß mit einer Nacht auf dem Boot und einer im Hotel auf Cat Ba Island kostete knapp 170 Dollar, also etwa 130 Euro. Vollpension und diverse Aktivitäten inbegriffen. Gegen 8:00 wurden wir abgeholt und es ging erst mal die knapp dreieinhalb Stunden nach Halong-City, dem Hafen für die Touristen-Boote. Außer uns und unserem Guide mit Namen Chuyen starteten nur noch fünf weitere Personen diese Tour. Zunächst gab es ein mehrgängiges Mittagessen aus allerlei Köstlichkeiten, vorrangig leckeres Seafood. Dann schipperten wir gute eineinhalb Stunden durch die Gewässer. Ein Traum!!! Lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Auf etwa 1500 km² ragen knapp 2000 bizarre Kalksteinfelsen aus dem Wasser. Bewohnt sind davon nur die größeren Inseln. Der Sage nach entstand die Bucht durch einen Drachen, der in den Bergen nah am Meer lebte. Als dieser zur Küste lief, Als dieser zur Küste lief, zog er mit seinem Schwanz tiefe Furchen ins Land, dass überflutet wurde, als er ins Meer eintauchte. Als dieser zur Küste lief, zog er mit seinem Schwanz tiefe Furchen ins Land, dass überflutet wurde, als er ins Meer eintauchte. Wir legten an einem kleinen Steg an. Von dort startete eine Kajak-Tour in eine Lagune, die nur durch eine Höhle erreichbar war. Affen (nein, nicht wir!) kletterten die Felsen rauf und runter. Der Rückweg aus der Lagune führte an einen etwas zu überlaufenen Strand, aber es war trotzdem unglaublich erfrischend und relaxend im etwa 27 Grad warmen südchinesischen Meer zu baden. Nach Rückkehr zum Schiff gab es einen kleinen Kochkurs in Herstellung von Frühlingsrollen und dann ein absolut köstliches Abendessen. Danach verlief sich die kleine Bootsgemeinschaft mit ein paar Getränken und wir zogen uns bald in unsere kleine aber feine Kajüte zurück.
Fr. 04.05. – Halong Bay, 2.Tag
Das Frühstück war mit 7:30 nach meinem Geschmack etwas früh angesetzt. Es gab typisch vietnamesisch eine Nudelsuppe. War eher nicht so mein Fall, aber okay. Danach ging es zur Hang Sun Sot-Grotte. Wir schoben uns zwischen unterschiedlichen Touri-Gruppen durch die durchaus faszinierenden Gewölbe. War grad noch okay, mehr Leute gleichzeitig sollten nicht anwesend sein, um die Wirkung nicht komplett zu zerstören. Aber gut – man ist ja nicht allein in der Bucht unterwegs. Danach trennte sich die Bootsgemeinde, da nicht alle dieselbe Variante gebucht hatten. Wir stiegen mit einem jungen englischen Pärchen auf ein kleineres Schiff um und fuhren zu einer etwas größeren Insel, wo wir mit unserem Guide eine kleine Radtour unternahmen. Die Böcke hatten keine Gangschaltung und auch die besten Tage hinter sich, so dass es bei den Temperaturen verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit eine ziemliche Quälerei war. Aber es ermöglichte uns, mal einen Einblick ins Inselleben zu bekommen. Die Leute ernähren sich auch hier hauptsächlich durch den Reisanbau aber auch durch Fischerei und leben unter äußerst einfachen Bedingungen. Zurück auf dem Schiff bekamen wir ein absolut köstliches Mittagessen. Ich sage nur: frisches Seafood. Einfach nur köstlich. Geplant war dann eine erneute Kajak-Runde. Glücklicherweise schwächelte der Engländer. Kam uns gelegen, wir waren auch eher auf Relaxen eingestellt. Das Boot steuerte stattdessen eine Bucht an, in der nur drei weitere Schiffe vor Anker lagen. Dort konnten wir eine kleine Insel anschwimmen, die an einer Flanke einen kleinen Sandstrand hatte, den wir nur für uns hatten. Also erstmal vom Dach des Bootes kopfüber ins wohltemperierte Vergnügen und die 100 Meter zur Insel rüber. Vielleicht kennt Ihr das, wenn man Bilder von einsamen Palmenstränden sieht und sich dann denkt „Wow, das will ich auch mal erleben.“ Dieser Sache kamen wir damit sehr, sehr nah. War schon irgendwie absolutes Robinson Crusoe-Feeling. Habe nur Freitag vermisst. Nachdem wir genug im seichten Wasser gechillt hatten, schwommen wir zurück zum Boot und fuhren nach Cat Ba Island, wo wir Nachtquartier bezogen. Bevor wir mit dem Boot anlegten, hatten wir noch Gelegenheit, einige sogenannte ‚Floating Villages’ aus der Nähe zu betrachten. Bedeutet, dass die Menschen in schwimmenden Häusern oder auf Hausbooten leben, die zu kleineren Dörfern zusammengefasst sind. Das Hotel, dass wir auf Cat Ba bezogen war definitiv die luxuriöseste Unterkunft, die wir während der gesamten Reise hatten. Der restliche Tag war zur freien Verfügung. Wir liefen ein wenig die Hafenpromenade entlang, trafen uns zum Abendessen noch einmal mit den Tommys im Hotel und wollten danach eigentlich ein wenig was los machen. Aber zum einen gab der Ort nicht viel her und zum anderen schmeckte uns das Tiger-Bier an diesem Abend nicht so recht. Also ging es doch vor Mitternacht in die Heia, was nicht so schlecht war, da am nächsten Tag wieder früh aufstehen angesagt war.
Sa. 05.05. 17:00 – Hanoi FC vs Kienlongbank Kien Gang FC 1:3 (V-League), 2.000 Zuschauer (? Gäste)
Genauer gesagt um 6:45. Frühstück ließ ich ausfallen, ist ja eh nicht so mein Ding mit dem frühen Essen. Kaffee hätt ich gern gehabt, der war aber kalt. Mit dem Sammelbus ging es dann mit Reisenden anderer Tour-Anbieter zum Inselhafen und von dort traten wir wieder mit einem größeren Schiff den Rückweg nach Ha Long-Stadt an. Dadurch, dass das Boot so voll war, war die Schipperei heute nicht so toll. Auch das Wetter war wohl dieser Meinung und verdeckte die Sonne meist hinter einem grauen Wolkenschleier. Richtig ätzend war dann die Rückfahrt mit dem Bus nach Hanoi. Die Straßen sind in desolatem Zustand, man kommt nicht richtig vom Fleck, dabei will man doch einfach nur ankommen. In Hanoi wurden wir vom Bus in ein Taxi geladen und von Chuyen bis zum Hotel begleitet. Joa, trotz der nicht so dollen Rückreise, war das ein verdammt toller Trip in die Ha Long Bay. OCD Travel ist absolut zu empfehlen. Uns wurde jeder Wunsch erfüllt, wir wurden quasi in jeder Situation bildlich an die Hand genommen. Das berühmte ‚Rundum-sorglos-Paket’. Kurz im Hotel eingecheckt und dann mussten wir auch direkt wieder los. Mit dem Taxi ging es zum ‚San van dong Hang Day’ wo der Hanoi Football Club die zu dieser Saison erst aufgestiegenen Gäste aus dem fernen Süden des Landes, aus Kien Giang nahe der Küste zum Golf von Thailand gelegen, empfing. Der Hanoi FC ist ein für vietnamesische Verhältnisse recht alter Verein, gegründet im Jahre 1956. Allerdings fusionierte man nach dem Abstieg im letzten Jahr mit Hoa Phat Hanoi, behielt aber den alten Namen und verblieb in der V-League. Das Hang Day ist ein recht ansehnliches Stadion für 22tsd Leute. Auf den Geraden gibt es doppelstöckige Tribünen. Die auf der Hauptseite ist überdacht. Auf der Gegenseite fehlt ein Dach. Dazu ist der Oberrang in der Mitte auf etwa 30 Metern unterbrochen. Dort befinden sich ein paar angestaubte Ehrenplätze und Ho Chi Minh beobachtet die Szenerie kritisch von einer großen Abbildung. Die Kurven sind nur teilweise ausgebaut. Trotzdem wirkt der Ground sehr ansprechend, obwohl er über eine Laufbahn verfügt. Genutzt wird wohl aufgrund des überschaubaren Interesses nur die Haupttribüne. Auf heimischer Seite mühte sich ein kleiner Fanblock von etwa 60 Personen mit einer großen vom Oberrang herunter gespannten Blockfahne, ein paar kleineren Schwenkfahnen und ein paar Trommeln. Gästefans waren optisch nicht auszumachen. Ob die zarten Jubler einiger Leute bei den Gästetoren ehrliche Freude oder dem Frust der Gastgeber entsprang, vermag ich nicht zu beurteilen. Wie in Saigon war auch hier das Spieltempo sehr langsam und den ballführenden Kickern wurde genug Raum zugestanden.
Nach dem Spiel ging es per Taxi zurück zum Hotel. Dort war erstmal Duschen, Rasieren, Frischmachen angesagt. Während wir dieses taten, öffnete der Himmel seine Schleusen und schickte stattlichen Starkregen herunter. Das behinderte uns in unserem Ziel, etwas essen zu gehen und danach noch ein wenig durchs Nachtleben zu ziehen. Da es partout nicht aufhören wollte, spurteten wir etwa 50 Meter die Straße herunter in ein kleines Restaurant. Wir wie feststellten war dieses auf 'Hot Pot' spezialisiert. Das ist eine Zubereitungsvariante ähnlich dem bereits erläuterten 'Cambodian Barbecue'. Nur, dass es hier keine Grillfläche gibt, sondern alles in einem mit Brühe gefüllten Topf gegart wird. Wir entschieden uns für die Variante mit Ziegenfleisch und es war wirklich lecker. Dazu für 7000 Dong (25 Cent) das gezapfte 0,3er 'Bia Ha Noi' - was will man mehr?! Während der Mahlzeit hörte es dann auch endlich auf zu regnen. Aber es war mittlerweile schon nach 23:00 und keine Sau mehr auf der Straße, was dem eh schon erstaunlich spärlichen Nachtleben dieser Millionen-Metropole nicht unbedingt ein breiteres Fundament bot. Am Ende mussten wir einsehen, dass uns lediglich ein paar Dosen 'Tiger' vom Mini-Shop den Abend versüßen durften. Überhaupt funktioniert das Leben in Vietnams Großstädten wohl so, dass die Städte morgens um 6:00 erwachen, dann bis 23:00 der reinste Ameisenhaufen sind, innerhalb kürzester Zeit in die Nachtstarre verfallen bis dann um 6:00 das Spiel von vorn los geht.
So. 06.05. 17:00 – Hanoi FC II vs XSKT Lam Dong 4:1 (1st Division), 1.000 Zuschauer (? Gäste)
Gegen 8:00 krabbelten wir aus dem Bett. Heute wollten wir Onkel Ho einen Besuch abstatten, dem verehrten Volkshelden Ho Chi Minh, der als Vater der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam gefeiert wird. Im Jahre 1969 verstorben, wollte er eigentlich, dass sein Leichnam verbrannt und seine Asche in drei Teilen über Nord-, Mittel- und Südvietnam verstreut wird. Gegen seinen Willen wurde er aber konserviert und in einem prunkvollen gläsernen Sarkophag in einem pompösen Mausoleum bestattet. Konnte sich ja nicht mehr wehren, der Gute. Das Mausoleum steht am Ba Dinh-Platz, wo Ho Chi Minh 1945 die vietnamesische Unabhängigkeitserklärung verlesen hat. Sein Leichnam wird regelmäßig balsamiert, um ihn vor dem Verfall zu bewahren. Mächtiger Personen- oder Totenkult, der da gepflegt wird. Vormittags von neun bis halb zwölf darf die Bevölkerung einen Blick auf den Retter der Nation werfen und auch Nichtvietnamesen ist der Besuch des Mausoleums gestattet. Für Vietnamesen ist der Besuch eine Ehrensache, für Touristen eine Art 'Muss' im Sightseeing-Programm. So ganz passt das nicht zusammen. Der Versuch, den Geist des großen Kämpfers zu bewahren und ihn gleichzeitig den ganzen Touris vorzuführen. Oder will man einfach mit stolzer Brust den Kapitalisten zeigen, wer der selbsternannten Weltpolizei aus den Staaten getrotzt und sie zu Fall gebracht hat? Das ganze läuft dann wie folgt ab. Man begibt sich zum Eingang des weitläufigen Geländes, auf dem es auch noch ein Ho Chi Minh-Museum gibt. Der Eintritt zum Mausoleum ist frei. Klar, kann man der Bevölkerung wohl auch kaum vermitteln, für die Huldigung des gelobten Führers Kohle zu nehmen. Bereits vor dem Eingang wird man grob in Zweierreihen eingegliedert. Soll der Sache wohl einen disziplinierten Rahmen geben, ist aber Unsinn, da die ganze Nummer bereits nach wenigen Metern wieder aus den Fugen gerät. Große Taschen muss man an einer Aufbewahrungsstelle abgeben. Wir hatten nur kleine Umhängetaschen dabei, in denen unter anderem die Digi-Cams waren. Fotografieren ist im Mausoleum strengstens verboten. Der Griesgram an der Aufbewahrung jagte uns aber wieder weg. Taschen wohl nicht groß genug, um diesen die Gnade der Aufbewahrung zu Teil werden zu lassen. Dann kommt man an eine Sicherheitsschleuse, ähnlich derer, die man am Flughafen findet. Der Typ an der Schleuse schaut in die Tasche, sieht die Kamera – und schickt einen trotzdem weiter. Muss man nicht verstehen. Wofür dann der ganze Kokolores? Egal, weiter geht’s in einer langen Menschenschlange um ein paar Ecken zum Eingang des Mausoleums. Dort flankieren dann in festliche weiße Uniformen gekleidete Soldaten, wie auch an jeder Ecke innerhalb des Gebäudes. Man wird angewiesen, nicht zu reden, nicht zu flüstern, die Hände aus den Taschen und die Mütze von der Runkel zu nehmen. Nichts riskieren, was Onkel Ho verärgern könnte. Nachher springt der noch wutentbrannt aus seinem gläsernen Gefängnis und liest einem die Leviten. Ja, und da liegt er dann. Die Menschenmassen schieben sich um den aufgebahrten Corpus und nach 20 Sekunden ist der Spuk vorbei und man hat den Totenraum wieder verlassen (müssen). Der Leichnam sieht aber irgendwie total unecht aus. Als wäre er aus Wachs. Da kommt unweigerlich die Frage auf, ob es sich nicht um eine Riesen-Volksverarsche handelt. Möglicherweise schaut sich der gute Mann die Reispflanzen längst von unten an, im Sarkophag ist eine Wachsnachbildung aufgebahrt und dem Volk wird suggeriert, dass es sich um den echten Ho Chi Minh handelt. Hoffentlich liest kein Angehöriger der vietnamesischen Regierung diesen Bericht, sonst bekomme ich wegen Blasphemie noch Vietnam-Verbot. Dabei will ich doch irgendwann noch einmal in dieses wundervolle Land zurückkehren.
Nachdem wir also das Wachsfigurenkabinett wieder verlassen hatten, warfen wir mal einen kurzen Blick auf den benachbarten Regierungspalast und verließen dann das Gelände. Just in diesem Augenblick öffnete der schon länger verdunkelte Himmel seine Pforten und strafte uns für unsere lästerlichen Gedanken. Ein kurzer Spurt zu einem Wachsoldaten, der unter einem großen Schirm Posten bezogen hatte, rettete uns vor den Fluten. Auch irgendwie ein witziges Bild. Da steht so ein um Haltung bemühter Soldat in bester weißer Uniform unter dem Schirm und um ihn herum drängen sich mindestens zehn Personen, die versuchen, ihre Ärsche vor der Nässe zu retten. Zum Glück schüttete es nur ein paar Minuten und wir konnten weiterlatschen. Quer durch die alte Zitadelle zwischen Militärmuseum und Verteidigungsministerium ging es in die Altstadt, wo wir uns zunächst über einen Markt drängelten. Dann an einem alten Stadttor zur Mittagszeit in einem Straßencafe niedergelassen, zwei lauwarme Bierchen geschlürft und einfach mal das Treiben auf den Straßen beobachtet. Weiter gings durch das Touri-Viertel, wo wir in einem Shop ein paar T-shirts und ne Mütze für umgerechnet grad mal 9 Euro erfeilschten. Da der Tag noch jung war, konnte ich Matthes von meinem Vorschlag überzeugen, die Sachen ins nahe Hotel zu bringen und am Nachmittag den Kick der Zweitvertretung des Hanoi FC in der First Division zu besuchen. Vorher ging es aber zum Literaturtempel, der bedeutendsten konfuzianischen Akademie des Landes. Eröffnet im elften Jahrhundert wurden dort noch bis 1915 die Söhne der Mandarine und Hochbegabte der bürgerlichen Aristokratie unterrichtet. Von dort bis zum Hang Day Stadium sind es nur 200 Meter. Da die Zwote vom Hanoi FC im selben Ground kickt, wie die Erste, konnte also leider keine neue Kampfbahn verzeichnet werden. In den Stadion Vietnams wird kein Bier verkauft. Also vorher in einen Supermarkt, zwei eiskalte Dosen in die Hosentasche und bei freiem Eintritt rein in die Hütte und im Oberrang gemütlich gemacht. Der Gegner war der Verein aus der Stadt Da Lat im Süden des Landes. Das Spiel war zwar technisch magerer aber dafür deutlich schneller als die beiden gesehenen Erstliga-Partien. Hanoi stellte das deutlich bessere Team und gewann am Ende recht deutlich. Die offizielle Zuschauerzahl von 1.000 Personen stell ich mal in Frage. Die Hälfte schien mir der Realität näher. Die Zeit in Hanoi neigte sich nun dem Ende. In einer Nebenstraße des Stadions labten wir uns an diversen Fleischspießen, die verhältnismäßig teuer, aber saulecker waren. Danach wollten wir dem Nachtleben Hanois eine zweite Chance geben, scheiterten aber erneut kläglich. Vielleicht ganz gut so, da wir am nächsten Morgen schon um 6:00 mit dem Minibus zum etwa 20 km entfernten Flughafen starteten.
Mo. 07.05. & Di. 08.05. - Bangkok & Rückreise
Um 9:15 ging es mit Air Asia nach Bangkok. Dort konnten wir glücklicherweise bei einem sehr freundlichen Emirates-Mitarbeiter bereits das Gepäck für den Abflug in der Nacht einchecken. Gute Performance. So hatten wir nur noch unsere kleinen Rucksäcke am Mann. Dann mit dem Airport-Train bis zur Makkasan-Station und von dort mit der Metro bis zur Endstation am Hua Lamphong Bahnhof. Der Plan war etwas zu Essen und dann durch China-Town zum Fluss zu schlendern um ein wenig mit dem Expressboot zu fahren. Das mit dem Essen hat noch hingehauen, auch wenn wir die Besitzer durch die erneute Bestellung des soeben verzehrten Gerichtes in ungläubiges Staunen und Gelächter versetzten. Meine Güte, wir hatten halt Kohldampf. So'n stattlicher Westeuropäer braucht halt manchmal n bisschen mehr auf dem Teller also so ein asiatischer Hungerhaken. Aber danach haben wir uns auf den 500 Metern Luftlinie zum Menam Chao Phraya hoffnungslos in den überfüllten engen Straßen China-Towns verfranst. Ich verliere ja sehr selten die Orientierung, aber dieses Mal hab ich das problemlos geschafft. Ich verliere ja sehr selten die Orientierung, aber dieses Mal hab ich das problemlos geschafft. Irgendwann kamen wir dann doch an Pier Nummer 3 an und fuhren für den streckenunabhängigen Preis von 15 Baht bis zur Endstation am Pier 30. Irgendwie hatte ich richtig kindlichen Spaß am Boot fahren. Die Dinger gehen mit ihren pfeifenden Turbodiesel-Motoren aber auch richtig gut ab. Nach ein wenig Aufenthalt ging es zurück bis zum Phra Artit Pier nahe der Khaosan Road. Mittlerweile ging es schon auf 18:00 zu. Zunächst den 22:00-Minibus zum Airport für 130 Baht klar gemacht und dann ließen wir den Tag mit ein paar Bierchen und einem abschließenden Essen in unserem Stammlokal ausklingen. Der Rest war unspektakulär. Fahrt zum Airport, pünktlicher Flug um 1:35 bis Dubai. Dort knapp vier Stunden abhängen. Ich traf wie verabredet mit dem bereits erwähnten RWE-Kollegen Sascha zusammen, der sich zweieinhalb Wochen im südlichen Afrika aufgehalten hatte und der von Dubai denselben Anschluss-Rückflug nach Düsseldorf hatte wie wir. Um 13:45 Ortszeit hatte uns der europäische Boden wieder. Per Bahn ging es zurück ins Ruhrgebiet.
Es war eine wirklich super Tour. Danke an Matthes, der ein hundertfünfzigprozentiger Reisepartner war, wie es kein anderer hätte besser sein können. Gerne wieder. Viele Eindrücke wurden gesammelt, die man erst einmal sacken lassen muss. Eins ist jedenfalls sicher - Südostasien wird mich/uns auf jeden Fall wiedersehen. In diesem Sinne: Tạm biệt!