Einen Mitfahrer für den Inselausflug zu finden war dieses Mal die leichteste Übung. Genauer gesagt eine Mitfahrerin. Die Dame des Hauses ließ sich von der Aussicht auf ein wenig Entspannung vom Alltag, Sonne und angenehmere Temperaturen blenden und erklärte sich auf Nachfrage spontan und umgehend zur Teilnahme bereit. Vor Ort war die Empörung dann groß, dass auch der Fußball seinen festen Bestandteil am Kurztrip haben sollte . Nein, stimmt nicht. Es war ihr natürlich klar, dass wir auch meinem Hobby frönen würden und sie strebte damit auch immerhin schon ihrem elften Länderpunkt entgegen. Also am Donnerstag-Mittag Feierabend gemacht, zu Hause die nötigen Brocken zusammen gesucht und ab nach Eindhoven, von wo der nicht geliebte aber oft bevorzugte Billigflieger mit der Harfe auf der Heckflosse non-stop nach Malta jettet und das in unserem Falle für unschlagbare 54 Euro retour pro Nase. Dort pünktlich angekommen und den Mietwagen übernommen, eine kleine Peugeot 107-Knutschkugel. Nun mussten wir aber beinahe noch über die ganze Insel, da wir uns für ein Etablissement an der Nordspitze entschieden hatten. In den Wintermonaten ist auf Malta ja beinahe alles spottbillig und so konnten wir das Doppelzimmer mit Frühstück im 4-Sterne-plus Hotel 'Riviera Resort & Spa' - Wellnessbereich inklusive - für 38 Euro pro Nacht ergattern. Dort angekommen kurz eingecheckt und dann im dem Hotel angeschlossenen Restaurant lecker gegessen. Pappsatt nahmen wir dann noch ein paar Nasen frische Meeresluft und schauten den Fischern am kleinen Pier vor dem Hotel beim Fang zu. Außer uns waren auch ein paar Katzen Zeugen der Tätigkeit. Im Gegensatz zu uns bekamen diese aber ein paar kleine Fische zum Nachtmahl zugeworfen. Ungerecht sowas!! Ein kühles Bier an der Hotelbar beschloss den Tag.
Fr. 27.01. 18:00 - Mosta FC vs Qormi FC 1:0 (Premier League), 728 Zuschauer (400 Gäste)
Am nächsten Morgen weckte uns die Sonne umrahmt von strahlend blauem Himmel. Beim Frühstück bestätigte sich leider die Befürchtung, die uns bei der Beobachtung der Bar-Szenerie des Vorabends beschlich: Der Schuppen war voll mit deutschen Winterflüchtlingen im Alter 50 bis 70. Was das bedeutet, kann sich jeder denken... Mallorca-Feeling pur. Nachfolgend einige Regeln, die zwingend befolgt werden wollen. Erstens: Man spricht deutsch. Egal wann, egal wo, egal worum es geht, egal ob der Hotel-Angestellte die Sprache versteht oder nicht! Zweitens: Zum Frühstück auf jeden Fall Trainingsanzughose und buntes Polo-Shirt anziehen, anderenfalls fällt man auf! Drittens: Am Kaffeeautomat, am großen Toast-Gerät, am Buffet: Drängeln!!! Ansonsten droht ja bekanntlich der Hungertod! Viertens: Lade deinen Teller so voll wie es geht, eigentlich noch voller, lasse auf jeden Fall mindestens die Hälfte unangerührt und hole Dir dann den nächsten überfüllten Teller! Fünftens: Willst Du den Tag im Hotel verbringen, lege nach dem Frühstück die Trainingshose ab und schlüpfe in die viel zu enge und viel zu kurze Hose. Trage dazu auf jeden Fall Sandalen und Tennissocken und ziehe letztere auch so hoch wie möglich! Sechstens: Reserviere vor dem Frühstück eine Liege im Poolbereich mit einer Decke! Siebtens bis Zehntens: Bemühe dich auch ansonsten um jeden Preis dich so zu benehmen, wie ein deutscher Touristen-Vollidiot! Ja eigentlich ist ja bekannt, wie sich der deutsche Pauschalurlauber im Urlaub benimmt, aber man kann sich dann für seine Landsleute wirklich nur fremdschämen. Also nach dem Frühstück so schnell wie möglich weg aus der deutschen Enklave.
Malta ist das am fünftdichtesten besiedelte Land der Erde. Da aber mit Monaco, Singapur, Vatikanstadt bis auf die Malediven nur Stadtstaaten noch höher besiedelt sind, ist Malta also nach dem im indischen Ozean befindlichen Inselverbund der am dichtesten besiedelte Flächenstaat! Eigentlich unvorstellbar. Da aber der Großteil der Einwohner den Ballungsraum um die Hauptstadt Valetta bevölkert, ist es im restlichen Inselgebiet recht erträglich. Nun ging es ein wenig auf Inselerkundung. Das erste, weil naheste Ziel war 'Popeye Village'. Hier wurde, wie unschwer zu erraten ist, der Popeye-Film mit Robin Williams gedreht. Das war aber schon vor über 30 Jahren der Fall und man hat das Set einfach als Touristenattraktion stehen lassen. Sieht aus der Entfernung auch ganz schnuckelig aus und für zehn Euro pro Person kann man das Dorf betreten. Hatten wir uns aber interessanter vorgestellt. Aus der Nähe betrachtet handelt es sich nämlich um ein recht heruntergekommenes Vergnügungsdorf für Kinder. Scheint, dass in den 30 Jahren auch nicht viel zur Instandhaltung getan wurde. Es leben dort auch ein paar Tiere in Käfigen. Rehe, Meerschweinchen, Dingos und ein Eichhörnchen. Letzteres sprang total irre durch seinen vielleicht 50x50x80 Zentimeter kleinen Käfig, dass wir ernsthaft überlegt haben, das Tier einfach freizulassen. Gerade so ein Geschöpf, dass viel Bewegungsfreiheit benötigt, nur zur Kiddie-Belustigung in so eine Dose zu zwängen ist doch total sinnlos. Im Nachhinein haben wir uns mächtig geärgert, nicht einfach die Tür geöffnet zu haben. 'Sweethaven' wie der Ort auch heißt, war jedenfalls nix für uns. Noch schnell ein Foto mit Olivia und Popeye und nach ner halben Stunde waren wir wieder weg. Das waren schon mal die 'rausgeschmissensten' 20 Euro der Tour. Weiter ging es dann nach Mdina der alten Hauptstadt des Archipels. Das ist wirklich ein wunderschöner altertümlicher Flecken, eine Festungsstadt mit einigen mittelalterlich engen Gassen, und man spürt gerade dort auch den arabischen Einschlag, der ja auch in der maltesischen Sprache deutlich wird. Außerdem gibt es noch ein weiteres deutliches Merkmal zur Nähe nach Arabien bzw zu Nordafrika, was ja gemeinhin zur Arabischen Welt gehört - für jede noch so kleine Gefälligkeit wird eine kleine 'Donation' erwartet. Man fährt auf einen Parkplatz, irgendein Heini kommt angerannt und weist einem wild winkend eine Parkbox zu: Donation! Man steht in einer Kirche, ein Einheimischer tritt hinzu und erklärt einem unaufgefordert, was man ansieht: Donation! Das Beste war, als wir am Nationalstadion parken wollten. Der Parkplatz direkt am Stadion sollte einen Euro kosten. Nicht die Welt, aber da eh jeder auf der breiten Zufahrtsstraße parkte, wollten wir es denen gleich tun. Da rannte son Hegel in ner Ordnerweste rum und wies auf Parklücken hin. Ich denk noch völlig naiv: super Service. Wir waren noch nicht ausgestiegen, steht der schon händereibend vor uns: Donation! Waren wir den Euro doch los. Haben wir uns aber schön drüber kaputt gelacht. Man hat natürlich die Freiheit, die Donation zu verweigern. Allerdings ist mir diese Art immer noch lieber, als in der Essener City von nem schmierigen Punk mit der 'Hasse-ma-ne-Mark'-Nummer angeschnorrt zu werden, zumal es einem obliegt, die Höhe der Donation selbst zu bestimmen. Von Mdina kann man ein paar Minuten zu Fuß nach Rabat laufen. Dort befinden sich die 'Saint Agatha's catacombs', eine ehemalige unterirdische Begräbnisstatte aus verwinkelten engen Gängen. Nicht uninteressant, aber hatte ich mir ein wenig gruseliger vorgestellt. Nun zurück zum Auto und es ging weiter zu den 'Dingli cliffs', mit etwa 250 Metern die höchsten Klippen der Insel.
Schon ein schöner und entspannender Anblick bei diesem herrlichem Wetter, dass es uns bei 17 Grad und wärmender Sonne erlaubte, in kurzärmeligem Outfit herumzurennen, aus dieser Höhe auf die glatte See zu schauen. Die blaue Grotte sparten wir uns, da die Zeit nicht gereicht hätte, diese wird nämlich mit kleinen Ausflugsbooten angesteuert. Der weitere Weg führte uns in den Fischerort Marsaxxlokk und dann nach Valetta. Die Hauptstadt, die ja nur eine kleine Fläche des Ballungsraumes um den natürlichen Hafen einnimmt, hat trotz enger Bebauung ihren Charme. Einkaufsstraßen, kleine Plätze und historische Gebäude bilden eine angenehme Atmosphäre.
Aber nun war es endlich Zeit fürs runde Leder. Im 'Victor-Tedeso-Stadium' im zu Valetta benachbarten Hamrun standen um 18:00 und 20:15 Uhr Erstliga-Partien an. Der Ground ist benannt nach einem Präsidenten des Heimvereins und wenn man das Italienische heranzieht, hieß oder heißt der Typ ja Victor Deutscher. Auf Malta werden alle Seniorenspiele in wenigen Stadien abgewickelt. Jeder spielt mal irgendwo, ein wahres Heimspiel hat eigentlich keiner, die Hamrun Spartans mit dem Tedesco mal ausgenommen. Aber auch die spielen nicht immer dort und umgekehrt finden auch immer Partien ohne Hamrun dort statt. Wahren Heimvorteil gibt's also nicht. Es werden fast immer zwei Partien nacheinander abgewickelt. Man zahlt nur einmal Eintritt und braucht den jeweiligen Ground zwischen den Spielen nicht verlassen. Zumindest wer will. Bedeutet also die Fangruppen der betroffenen Vereine gehen quasi aneinander vorbei. Während die einen die Fahnen abnehmen, hängen die nachfolgenden ihre auf. Alles kein Problem. Es gibt zwar strikte Fantrennung aber ein ernsthaftes Sicherheitsproblem scheint es nicht zu geben. Zwar wird während den Partien kübelweise Vulgär-Vokabular verwendet, dieses richtet sich aber fast ausschließlich gegen die Referees oder das eigene Team. Da ich es für langweilig halte zwei Partien nacheinander im selben Stadion zu verfolgen, entschieden wir uns blind für die 18:00 Uhr-Partie Mosta gegen Qormi. Nicht, dass mir bekannt war, ob es sich um die bessere Wahl handelte, aber auf jeden Fall waren wir so nach dem Kick zwei Stunden früher im Restaurant zum Abendessen . Das 'Tedesco' besteht nur aus einer einzelnen Tribüne und wird an den anderen Seiten durch eine hohe Mauer begrenzt. Wir hatten uns für die Qormi-Seite entschieden. Die Fans begrüßten ihr Team mit zwei großen Schwenkfahnen. Support fand selten statt und nur durch ein wenig Getrommel und zarte Anfeuerung von vielleicht zehn Personen. Mosta konnte ich nicht sehen, dafür waren die Jungs aber deutlich öfter zu hören. Das Spiel war unterirdisch und die 'Heim'-Mannschaft gewann am Ende durch das Tor des Tages. Um ein Foto von der Tribüne machen zu können, musste ich irgendwie in den Innenraum, da die Mauern zu hoch waren um von außen herüber zu knipsen. Am Rande der Tribüne war ein Tor zum Innenraum. Kurzer Test, tatsächlich offen. Also einfach aufs Spielfeld (ein Kunstrasen) und während sich die Kicker warmmachten, schoss ich ein paar Bilder. Gestört hat es Niemanden. Nach dem Spiel fuhren wir in Ruhe nach St.Pauls Bay, wo wir ein Abendmahl einnahmen. Erstaunlicherweise ist es gar nicht so einfach ein Restaurant auf der Insel zu finden. Oder wir waren zu blöd. Aber gemessen an Einwohnerzahl und im Sommer wohl zahlreicher anwesenden Touris schienen mir das deutlich zu wenig Etablissements zu sein. Im Hotel gab's dann noch ein Bierchen und dann den Einstieg ins Reich der Träume.
Sa. 28.01. 14:00 - Santa Venera Lightnings vs Kirkop United (2nd Division), 60 Zuschauer (15 Gäste)
Sa. 28.01. 16:00 - Sliema Wanderers vs FC Valetta (Premier League), 1.585 Zuschauer (1.300 Gäste)
Nach dem Frühstück stand noch ein bisschen Sightseeing an. Viel Zeit dafür war heute nicht, da ja bereits am frühen Nachmittag wieder der Ball rollte. So ging es zunächst mal am roten Turm vorbei und dann an der strategisch günstig liegenden Rotunda in Mosta, denn dieser Ort liegt in unmittelbarer Nähe zum Nationalstadion. Die Rotunda von Mosta ist eine der größten Kuppelkirchen Europas. Dummerweise kamen wir dort an, kurz bevor diese über die Mittagszeit geschlossen wurde, was mir nicht bekannt war. So hatten wir grad mal die Möglichkeit einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Alle weiteren Bemühungen noch etwas von Malta zu sehen, erstickten im dichten Samstags-Verkehr. Scheint der Tag zu sein, an dem sich jeder Malteser denkt 'Heut fahr ich mal ne Runde Auto'. Was das also auf einem dicht besiedelten Eiland bedeutet, ist klar. Zum Thema 'Autos auf Malta' ist noch zu sagen, dass man dort noch recht viele sehr alte Fabrikate bestaunen darf, die es in unseren Breiten gar nicht mehr zu sehen gibt, und die zum Teil auch sehr sehr gut gepflegt sind. Den alten Escort hätt ich jedenfalls sofort genommen. Etwa zehn Minuten vor dem Kick-off standen wir dann am 'Centenary Stadium', einem kleinen Grund der sich direkt neben dem Nationalstadion befindet. Dort fand um 14:00 Uhr eine Begegnung der Second Division (= Dritte Liga) statt. Das Centenary hat auch nur eine Tribüne zu bieten, die aber immerhin im mittleren Segment eine Überdachung zu bieten hat. Leider bot auch diese aber keinen Schutz vor dem schneidenden Wind, der heute herrschte. Auch die Sonne ließ sich nicht blicken, so dass es deutlich kühler war als am Vortag. Statt T-Shirt also dicke Jacke. Wir betraten also das Stadion und... waren Zuschauer Nummer eins und zwei! Und das wenige Minuten vor dem Anstoß. Es tröpfelten dann aber nach und nach noch einige Leute ins Stadion und so waren irgendwann inklusive der danach spielenden Mannschaften etwa 60 Personen dort. Darunter auch weitere fünf deutsche Hopper aus Norddeutschland, die ich bereits im Flugzeug und beim Spiel des Vorabends gesehen hatte und von denen, wie sich im Gespräch zeigte, auch mindestens einer User des einschlägigen Forums ist. Auf dem Kunstgrün spielte Rot gegen Blau, womit meine Sympathien auch klar verteilt waren. Dummerweise gewann blau. Das Gegurke fand ich aber deutlich interessanter als am Vorabend. Auch hier fand sich zwecks Foto die Nische in den Innenraum und danach wechselten wir die Straßenseite ins 'Ta'Qali National Stadium' um die Erstliga-Partie zwischen den Sliema Wanderers und dem FC Valetta zu beäugen.
Das 'Ta'Qali fasst knapp 18tsd Leute, verfügt über eine Laufbahn und ist rundherum mit Tribünen versehen. Auf der einen Längsseite befindet sich eine überdachte Tribüne, auf der anderen befindet sich nur eine kleine Überdachung, die lediglich die auf dieser Seite befindlichen VIP-Balkons des Warmgebäudes schützt. Auf allen Plätzen des Grounds, auch in den Kurven sind Sitzschalen montiert. Der Tabellenvierte war Gastgeber für den Tabellenführer aus der Hauptstadt. Dieser verfügt angeblich über die beste Szene des Landes. Leider war davon heute nicht viel zu sehen. Zwar wurde die eine Kurve und auch der entsprechende Teil der Tribüne ordentlich mit rot-weiß karierten langen Fahnen beflaggt, aber der Support hat mich - trotzdem ich eh nicht viel erwartet habe - enttäuscht. Hauptsächlich war eh eine durch einen Trompeter dominierte Kapelle zu vernehmen, die allerlei Liedgut von 'Guantanamera' bis zum kölschem Karnevalssongs (kein Witz) bot. Die Wanderers-Anhänger hatten ein recht langes Transparent ( one team - one pride - on glory) in die Kurve gehängt und machten sich erst gegen Ende der Partie mit einer circa zehnköpfigen Gruppe bemerkbar. Warum erst gegen Ende? Weil sich ihr Team anschickte einen torlosen Punkt gegen den Favoriten zu erkämpfen und diesen auch letztlich über die Zeit brachte. Der FC Valetta stellte sich allerdings vor dem Tor auch mehr als dämlich an und konnte selbst einen geschenkten Elfer nicht im Tor unterbringen. Wieder schaffte es Rot nicht, gegen Blau zu gewinnen. Verdammt. Nach dem Schlusspfiff noch ein paar Fotos vom leeren Stadion gemacht und dann zurück zum Hotel, wo wir es uns noch einmal im Restaurant gut gehen ließen. Hier sei mal angemerkt, dass das Hotel wirklich nicht schlecht war. Und auch das Personal war überragend sympathisch und freundlich und ließ sich von den preußischen Pauschal-Hanseln nicht die Laune verderben oder aus der Ruhe bringen. Zu guter letzt ließen wir den letzten Abend noch im Jacuzzi des Spa-Bereiches und mit einem Bar-Getränk ausklingen. Am nächsten Morgen hieß es viel zu früh um Viertel nach fünf aufstehen, da der Flug schon um 7:25 Uhr ging. Keine drei Stunden später spuckte uns der Flieger in Eindhoven in die eisigen Temperaturen und zur Mittagszeit war die heimatliche Wohnung wieder erreicht.