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14.-17.07.2012 --- Im Bann der Natur
Rückblende... Anfang Mai komme ich abends in Hue, Vietnam leicht angeheitert in unser Hotelzimmer, schalte mein Handy ein und finde eine SMS von Daniel vor. Wir hatten uns mal lose über die Absicht ausgetauscht, Island gemeinsam besuchen zu wollen. Nun war der Zeitpunkt der Entscheidung gekommen, denn 'Iceland Express' bot seit kurzem die Verbindung Köln-Keflavik an und diese war an jenem Tage für erträgliche 180 Eusen zu haben. Also nicht lang überlegt und zugesagt. Daniel übernahm daheim die Buchung für mich und die Freude auf eine gemeinsame Tour auf diese wilde und sehr ursprüngliche Insel kam auf. Doch es kam anders.
Unsere überschaubare Reisegruppe schwoll auf Daniels Seite durch zwei Saarbrücker Kollegen und auf meiner Seite durch Christian und Marco auf sechs Personen an. Aber die beiden Saarbrücker entstammen der dortigen Ultra-Szene und verweigerten die gemeinsame Reise mit Christian, da sie diesen allein aufgrund seines Facebook-Profils als UF-zugehörig enttarnten. Abgesehen von der äußerst mäßigen detektivischen Leistung, denn das Ergebnis dieser Untersuchung stimmt schlicht und ergreifend nicht, finde ich dieses "Ich kann nicht mit dem und dem auf Tour gehen, weil er der falschen Szene angehört"-Gehabe unglaublich zum Kotzen. Meine Fresse, beim Hoppen ist es doch völlig Latte, an welchen Verein man sein Herz verschenkt hat. Ich für meinen Teil komme mit einigen Leuten, die an aus meiner Sicht sehr zweifelhaften Clubs hängen, blendend aus, während ich mit manchen Leuten von Vereinen, die mir viel näher stehen, wohl niemals würde fahren wollen. Fraktion Saarland blieb aber bei ihrer Meinung und wollte ein eigenes Ding machen. Leid tat es mir für Daniel, der nun zwischen den Stühlen stand, aber um Absolution bat, da er mit seinen Kollegen schon lange befreundet ist. Gewährt! So kam es also zu der paradoxen Situation, dass die beiden Figuren, die den Trip ursprünglich gemeinsam planten, diesen gar nicht zusammen erlebten. Wir hatten nur an den Flughäfen und bei zwei Spielen in Island Kontakt. Besondere Ironie wurde dieser Posse dadurch verliehen, dass derjenige Saarbrücker, der sich am vehementesten für die Trennung eingesetzt hatte, aus mir nicht näher bekannten Gründen kurzfristig gar nicht dabei war. Am Freitag um halb zehn abends war ich dann bei Marco, stellte meine Mühle dort ab und weiter gings mit seinem roten Blitz zum Flughafen Köln/Bonn, wo wir uns mit Christian trafen. Kurz nach Mitternacht hoben wir gen Island ab.
Sa. 14.07. 13:30 - Skinandi vs Leiknir Fáskrúðsfirði 0:4 (3.Deild D ridill), 38 Zuschauer (15 Gäste)
Sa. 14.07. 16:00 - UMF Njarðvík vs IF Völsungur 2:2 (2.Deild), 110 Zuschauer (30 Gäste)
Ortszeit kurz vor 2:00 landeten wir auf dem Airport Keflavik, etwa 40 Kilometer südlich von Reykjavik. Es war fast taghell, da im Juli dort oben so knapp unter dem Polarkreis die Sonne nachts kaum hinter dem Horizont verschwindet und es so lediglich zu einer Art Dämmerung kommt. Der Plan war, die Restnacht am Flughafen rumzubringen, um sich eine Übernachtung zu sparen. Im Flugpreis waren 20 Kilo Freigepäck enthalten, was wir dazu nutzten uns reichlich Bier aus der Heimat mitzubringen und dadurch den teuren Alk-Kauf vor Ort zu vermeiden. Wir hatten also Aufgabegepäck und mussten nun den Ankunftsbereich verlassen, um zum Baggage Claim zu gelangen. Damit war dann leider der Rückweg in den 'bequemen' Bereich verwehrt. Wir warteten bis alle Passagiere ihr Gepäck genommen hatten und sich auch die wenigen Flughafen-Angestellten verzogen hatten und richteten uns dann vor einem Wasweißich-Schalter so gut es ging ein. Der nächste Flieger sollte erst gegen vier Uhr eintreffen. Trotz des harten Bodens, gelang es mir auch ein wenig zu schlafen. Irgendwann kamen dann die besagten Passagiere des besagten Fluges zu den Gepäckbändern und der Lärmpegel stieg an, wodurch ich aufwachte. Kurz erschien eine Dame in unserem Komfort-Schlafbereich, grüßte freundlich und verschwand wieder. Keine fünf Minuten später tauchte dann ein Security-Typ auf, der uns aufforderte, den Gepäck-Bereich zu verlassen und uns in den öffentlichen Airport-Bereich zu begeben. Hatte uns die olle Nebelkrähe wohl bei der Security verpfiffen. Damit war das Thema 'Schlaf' dann zu den Akten gelegt. Es war nun gegen halb fünf und wir verbrachten die nächste Zeit in halbwegs bequemen Ledersesseln vor einem noch geschlossenen Café. Naja, irgendwie gehen die Flughafen-Nächte ja immer rum. Der Mietwagen war zur Abholung um 8:00 bestellt. Da man Mietwagen in Island eher kauft als mietet, hatten wir uns für das kleinstmögliche Modell entschieden. Als sich gegen halb sieben am Hertz-Schalter Leben regte, latschte ich mal hin und glücklicherweise konnte wir die Schaukel dann schon übernehmen. Ein Hyundai I10, kaum größer als ein Einkaufswagen, sollte für die nächsten knapp 82 Stunden unser treuer Gefährte werden. Gegen 7:00 eierten wir mit unserer bereiften Lichtmaschine vom Parkplatz - zunächst ohne festes Ziel. Marco ernannte sich dann erfreulicherweise selbst zum Reiseleiter und gab sich fortan der Aufgabe hin uns auf sehenswerte Objekte an unseren Strecken hinzuweisen. Gegen zehn Uhr wollten wir einen relaxenden Stopp in der 'Blauen Lagune' einlegen. Bis dahin war es noch Zeit, also hielten wir auf einem Parkplatz nahe der Südküste der Halbinsel Reykjanesbær um die dortige Steilküste zu erlaufen. Ein Blick auf die Schautafel und Marco wusste zu berichten, dass es nur 1,3 Kilometer bis zur Küste seien. Also den sehr sandigen Pfad entlang gelatscht ohne dass sich die Küste erahnen ließ, was sich auch nach einigen Kuppen nicht änderte. Wir liefen und liefen und liefen, bis die Waden um Hilfe riefen. Christian war schon megagenervt und drohte ständig mit Umkehr. Nach einer gefühlten Marathon-Distanz erreichten wir dann die Steilküste, die mit der starken Brandung für die Mühen entschädigte. Beim Blick auf die Karte war dann festzustellen, dass es knapp 2,5 Kilometer waren - nicht die Welt, aber durch den tiefen Sand doch recht anstrengend. Die 1,3 Kilometer bezogen sich auf die Länge des Küstenabschnitts.... Einige Kilometer südlich erreichten wir dann einen geologisch wichtigen Punkt, auch wenn man es nicht spürt. Man wechselt von der amerikanischen auf die europäische Kontinentalplatte, deren Reibungspunkte quer durch Island verlaufen. Optisch macht sich das lediglich in einer grabenähnlichen Verwerfung bemerkbar, ist aber natürlich der Grund für die seismischen Phänomene, welche die Insel bietet.
Bis zum ersten Kick off des Tages, wollten wir dem von der kurzen Nacht geschlauchten Körper noch etwas Entspannung gönnen. Bei der 'Blauen Lagune' oder in der Landessprache 'Bláa Lónið' handelt es sich um ein Thermalfreibad, in dem heißes Thermalwasser aus dem etwa zweitausend Meter tief darunter liegendem Vulkansystem ins Bad gepumpt wird. Da die Anlage mitten in einem alten Lavafeld liegt, bietet sich eine extravagante Badekulisse. Nahe der Quelle, wo das hochgepumpte Wasser in das Becken geleitet wird, ist es so heiß, dass man es kaum aushalten kann. Durch den hohen Salzgehalt bekommt das Wasser eine wunderschöne hellblaue Farbe. Nach gut zwei Stunden Planscherei verließen wird diesen besonderen Ort und fuhren 40 Kilometer in das kurz vor Reykjavik liegende Garðabær. Dort stand ein atemberaubender Viertliga-Kick zwischen dem heimischen Club Skinandi und den Gästen aus Faskrudsfjördur (Fáskrúðsfirði) an der Ostküste an. Über das Spielniveau decken wir mal den Mantel des Schweigens. Die Gäste belohnten sich für die fast 700 Kilometer weite Anreise mit einem klaren Auswärtssieg beim Tabellenletzten, der auch ohne weiteres zweistellig hätte ausfallen können. Skinandi darf als Spielstätte den 'Stjörnuvöllur' des Erstligisten Stjarnan nutzen. Sieht eigentlich aus, wie beinahe alle Stadien in Islands oberer Spielklasse. Schicke überdachte Sitztribüne mit integriertem Sozialgebäude und sonst rundherum nix. Also mal direkt weiter zu Spiel Nummer zwei. Dazu mussten wir beinahe die ganze Strecke zum Airport wieder zurück, denn im benachbarten Ort Njarðvík empfing der heimische UMF die Gäste von Völsungur IF aus Husavik an der Nordküste. IF steht für 'Íþróttafélagið', was übersetzt 'Sportverein' bedeutet. Auch hier hatten die Gäste dieser Drittligabegegnung eine weite Anreise von über 500 Kilometern. Zweimal konnten diese in Führung gehen, ebenso oft glichen die Gastgeber aus. Der Ground mit dem Namen 'Njarðtaksvöllurinn' verfügt über eine kleine unüberdachte Sitztribüne. Die genannte Eigenschaft machte den Spielbesuch für uns ungemütlich. Es hatte zu regnen begonnen und in Verbindung mit ordentlichem Wind wurde man doch recht nass. Christian umging dieses in dem er sich dem Spiel verweigerte und im Auto blieb. Marco und ich konnten uns während der Pause im Clubhaus mit kostenlosem Kaffee und Kuchen versorgen. Sehr löblicher Zug des Vereins. Im Laufe der zweiten Hälfte besserte sich das Wetter dann wieder. Nach dem Spiel ging es zügig nach Reykjavik, wo wir unsere Unterkunft, das 'Capital Inn', bezogen. Hört sich aber besser an als es ist. Ist n stinknormales Hostel. Zumindest recht sauber und ganz ordentlich eingerichtet. Wir hatten Glück und aus unseren drei gebuchten Einzelbetten im Vierer-Dorm (19 Euro pro Nase und Nacht) wurde ohne Mehrkosten ein lupenreines Dreier-Zimmer. Dazu noch abgetrennt vom Hauptgebäude - so hatten wir unsere Ruhe. Nach ner Ladung selbst bereiteten Spaghetti Bolo und ein paar Dosen Bier ging es endlich in die Falle.
So. 15.07. 20:00 - Valur Reykjavik vs FH Hafnarfjarðar 3:1 (Urvalsdeild), 1.467 Zuschauer (600 Gäste)
Bis auf dass ich Christian mittels meines Kopfkissens bitten musste, seinen Schnarchapparat ein wenig zu beruhigen, war die Nacht absolut erholsam. Nach einem kurzen Frühstück brachen wir auf gen Südküste. Heute stand der Ausflug auf die Insel 'Heimaey' der Inselgruppe 'Vestmannaeyjar' an. Um 13:30 sollte die Fähre fahren, hatte ich mir gemerkt. Neben der Inselerkundung sollte am Nachmittag das Heimspiel des dort beheimateten Erstligisten, des mehrfachen isländischen Meisters IBV stattfinden. Die Bilder die ich vom dortigen Ground gesehen hatte, versprachen eine malerische Naturkulisse. Die Inseln haben ihren Namen von der kurzzeitigen Besiedelung gegen Ende des 9.Jahrhunderts durch geflüchtete irische Sklaven, die ihren Herren getötet hatten. Die Flüchtenden wurden aber von den Verfolgern aufgespürt und teils getötet, teils vertrieben. Da die Nordmänner die Bewohner der britischen Inseln als 'Vestmenn' bezeichneten, haben die Inseln seither ihren Namen. Allerdings gibt es Quellen, die den Grund der Namensgebung in Zweifel ziehen. Demnach wurden Menschen wikingerischen Ursprungs im Altisländischen so bezeichnet, was die Vermutung zulässt, dass Wikingerschiffe die Insel auf Exkursionen als Aufenthalt genutzt haben. Wie auch immer, jedenfalls scheinen diese Inseln eine natürliche Schönheit zu besitzen und sollten für mich eigentlich das Highlight der Reise bilden. Vorher sollte es aber noch zum Wasserfall 'Skogafoss' gehen, der sich über eine Felskante etwa 60 Meter in die Tiefe stürzt. Schon sehr beeindruckend. Da der 'Skogafoss' aus Richtung Reykjavik kommend etwa 30 Kilometer hinter dem Abzweig zum Fährhafen 'Landeyahöfn' liegt, fuhren wir danach wieder ein Stück zurück. Am Info-Center des 'Eyjafjallajökull' - das ist der Vulkan, der 2010 den Flugverkehr in Europa für Wochen aus den Angeln gehoben hat - machten wir mal einen kurzen Stopp, dann ging es weiter. Auf dem Hinweg hatte ich eine traumhafte Szenerie entdeckt. Ein Fußball-Pitch mit windschiefen Toren vor einem aus großer Hohe stürzenden Wasserfall. Diese Idylle musste im Bilde festgehalten werden. Danach fuhren wir nach Landeyahöfn, wo wir um 13:00 eintrafen. Früh genug, da die Fähre nach meiner Meinung ja um 13:30 fahren sollte. Als ich meine Brocken im Kofferraum zusammensuchte, sah ich aus dem Augenwinkel, dass sich das Schiff bewegte. Ich kramte weiter, um Sekunden später alles fallen zu lassen, was ich in der Hand hielt. Das Schiff bewegte sich?? ... Richtig! Das Ding legte soeben ab und in diesem Augenblick ging mir auch ein ganzer Kronleuchter auf, so groß wie der des Wiener Rathauses!! Klar, die Fähren vom Festland fuhren immer zur vollen Stunde und die von der Insel zur halben. Keine Ahnung, warum ich diese Uhrzeit im Kopf hatte. Ich war jedenfalls erstmal bedient und sauer auf mich selbst. Die nächste Abfahrt war erst um 16:00, womit wir nur noch die zweite Halbzeit des anvisierten Kicks erreicht hätten. Marco und Christian hatten von der Abfahrtszeit zwar prinzipiell ebenso Kenntnis, aber das hier war ganz klar mein Ding. Die beiden nahmen das aber recht gelassen, wogegen es für mich ne gefühlte Katastrophe war, da ich mich sehr auf die Insel gefreut hatte. Ganz wollte ich noch nicht aufgeben. Wenige Kilometer entfernt gab es einen kleines Flugfeld, von wo die Insel täglich mehrfach angeflogen wurde, bevor der Fährhafen 'Landeyahöfn' gebaut wurde und die Fähre von einem weiter entfernten Hafen das Fünffache der heutigen Zeit benötigte. Also schnell hin gefahren, aber wie befürchtet war dort komplett tote Hose. Auf dem Rückweg vom 'Skogafoss' war mir am Exhibition-Center des 'Eyjafjallajökull' ein Hubschrauber aufgefallen, mit dem Gletscher-Rundflüge durchgeführt wurden. Fragen kost' nix, also hin da. Dem Piloten klagte ich mein Leid und was uns am Herzen lag. Sollte allerdings knapp 750 Euro kosten, den Heli für 30 Minuten zu mieten - da frag ich mich aber: wofür? Der Typ war aber sehr freundlich. Auf meine Frage, ob er noch ne Idee hätte, rief er auf der Insel bei einem Bootstour-Anbieter an. Die dürfen zwar eigentlich den Fährhafen nicht anlaufen (vermutlich um der Monopol-Fähre jegliche Konkurrenz zu nehmen) aber man hätte eine Lösung gefunden. Die Frage stellte sich dann aber doch nicht, weil die kein Boot frei hatten. Während Christian und Marco schon längst aufgegeben hätten, musste ich dann nun auch endlich einsehen, dass der Insel-Kick ohne uns über die Bühne gehen würde. Damned! Nun ja es blieb ja noch der Trostpreis mit dem abendlichen Kick von Valur.
Nun hatten wir also Zeit. Wir bewegten uns noch ein Stück weiter weg zum ' Kap Dyrhólaey', dass ein gewaltiges Felsentor bietet, welches die Brandung über tausende von Jahren erschaffen hat. Von dort fuhren wir dann wieder zurück in Richtung der Hauptstadt. Wir hielten am 'Seljalandsfoss', einem weiteren Wasserfall. Das Besondere ist, dass dieser über einen überhängenden Fels stürzt und man hinter dem fallenden Wasser herlaufen kann. Ebenso besonders ist der wenige hundert Meter weiter befindliche 'Gljufurarfoss', der nur zu erreichen ist, wenn man in eine kleine Schlucht watet, durch die das Wasser abfließt. Nun hatten wir aber für diesen Tag wirklich genügend Wasserfälle begutachtet und fuhren zurück nach Reykjavik. Zwischendurch machten wir an einer Grillstation eine Pause für einen ordentlichen Burger mit Pommes. Oder Fritten. Oder was auch immer. In Reykjavik stellten wir dann nur den Wagen am Hostel ab und liefen zum nur etwa zwei Kilometer entfernten Stadion von Valur Reykjavik. Das Stadion 'Hliðarendi', welches heute leider auf einen Sponsorennamen hört, hat die übliche Ausstattung. Eine überdachte Tribüne und an den übrigen Seiten fast nichts. Lediglich auf der Gegenseite findet man zwei Stufen in Form von aufgestapelten Holzpaletten. Die Sitztribüne mit integrierter großer Sporthalle, Sozialräumen und Imbissständen scheint allerdings noch sehr frisch zu sein. Recht schöne Anlage eigentlich. Die für isländische Verhältnisse recht ordentliche Zahl von knapp 1500 Zuschauern fand sich zum Heimspiel des KF Valur Reykjavik. Das KF im Namen des Heimvereins steht für 'Knattspyrnufélagið', was übersetzt nichts anderes heißt als 'Fußballverein'. Der Gegner war Fimleikafélag Hafnarfjarðar aus der Nachbarstadt. 'Fimleikafélag' bedeutet 'Turnverein'. Kein Mensch weiß, warum der Club in der internationalen Medienlandschaft grundsätzlich 'FH Hafnarfjödur' bezeichnet wird. Der Verein heißt im Kürzel nur FH und wird auch in Island nur so bezeichnet, da dass 'H' ja bereits für den Städtenamen steht. Der Neunte der Tabelle begrüßet den Zweiten und schaffte verdient die Überraschung. Den 0:1-Rückstand konnte man in einen 3:1-Sieg wandeln. Es gab sogar ein wenig Support auf beiden Seiten, der aber lediglich aus 'FH'- oder 'Valur'-Rufen bestand. Auf die Dauer recht nervig. Nach dem Abpfiff schlenderten wir noch zur 'Hallgrimmskirkja', die auf einer Anhöhe in der Stadt thront und das Stadtbild daher maßgeblich beeinflusst. In der Höhe knappe 75 Meter misst das Gebäude im expressionistischen Stil, eigentlich einem nur in Deutschland gepflegten Baustil. Mit dieser recht geringen Höhe ist die Kirche bereits das zweithöchste Gebäude des ganzen Landes. Die Bauweise der Kirche soll an die vielen Basaltssäulen in Islands Landschaftsbild und die weiße Farbe an Gletscher erinnern. Gegen Mitternacht zurück im Hostel wurden noch einige Biere gestürzt bevor wir uns circa halb zwei ins Reich der Träume begaben. Draußen war es fast taghell.
Mo. 16.07. 19:15 - ÍA Akranes vs UMF Selfoss 4:0 (Urvalsdeild), 1.067 Zuschauer (30 Gäste)
Für diesen Tag hatten wir uns zu einer Tour auf die Halbinsel 'Snæfellsnes' entschieden. Diese liegt nördlich der Hauptstadt Reykjavik und weiß durch ihre rauhe natürliche Schönheit zu gefallen. Wir vermieden es den Tunnel 'Hvalfjarðargöng' zu nutzen und fuhren lieber die schöne Strecke um das 'Hvalfjörður' um etwas von der Landschaft zu sehen. Nach mehreren Foto-Stopps gelangten wir dann irgendwann auf die Halbinsel. Ursprünglich war der Plan, diese zu umrunden, allerdings verpassten wir wegen zu viel Laberei einen Abzweig und fuhren mehr als 20 Minuten in die verkehrte Richtung. Diese Zeit fehlte uns letztlich. Also war unser Ziel die alte Holzkirche in Búðir, die zu den ältesten Islands gehört. Früher war Búðir ein kleiner Handelsort, heute gibt es dort außer der Kirche lediglich noch ein kleines romantisches Luxus-Hotel. Als wir den Wagen auf dem kleinen Parkplatz abgestellt hatten und Christian und ich uns noch streckten und sortierten, war Marco schon auf dem Kirchengelände und machte Fotos aus allen Lagen und Positionen, was den leicht sightseeing-übersättigten Christian zu der folgenschweren Äußerung veranlasste: "Der ist schon wieder am knipsen. Ich glaub, der ist gar kein Hopper. Der ist Forscher oder sowas." Damit hatte Marco seinen Spitznamen für den Rest der Tour weg . Während der Forscher also seiner Arbeit nachging, latschte ich die etwa 150 Meter durch die Dünen zum Strand und genoss den Ausblick aufs Meer. Als ich zur Kirche zurückkehrte, lagen Christian und der Forscher dösend auf der Kirchmauer bzw im Gras. Forschen scheint ganz schön anstrengend zu sein...
Nun hieß es Aufsitzen und langsam die Rückreise antreten- wir hatten ja noch nen wichtigen Termin! Wir fuhren erst noch eine Passstraße hinauf und bestaunten die tolle Aussicht von da oben. Anschließend wurde zur Freude Christians mal wieder ein Wasserfall angesteuert, den Marco entdeckt hatte. Auf dem Weg nach Akranes hielten wir noch an einer Mineralquelle, deren Wasser gegen Herzprobleme und Diabetes helfen, sowie gut für Blut und Zähne sein soll. Ich kann aber von keiner spürbaren Wirkung berichten. Der 'Akranesvöllur' liegt direkt am Meer und bietet daher eine recht idyllische Kulisse. Auf einer Seite steht die übliche überdachte Sitztribüne. Der Unterschied zum isländischen Einheits-Ground ist, dass sich auf der Gegenseite ein hoher stufenartiger Graswall befindet, der sich in einem langen Bogen noch hinter eine Torseite zieht, so dass man locker 10tausend Leute unterbringen könnte. Da normalerweise, wie heute auch, aber nur ein Zehntel dieser Menge zur Spielbeobachtung aufläuft, wird auf dieser Naturtribüne sitzenderweise Platz genommen. Dem taten wir gleich und hatten bei heutigem Bilderbuchwetter - über 20 Grad, keine Wolke am Himmel, kein Wind - einen wunderbaren Blick über das kleine Stadion hinweg aufs Meer. ÍA Akranes also. Auch wieder nur die nichtisländische Schreibweise, denn der Stadtname Akranes ist im Vereinskürzel mit dem 'A' bereits enthalten. Das ' Í' steht für 'Íþróttabandalag' was übersetzt so viel wie 'Sportgemeinde' bedeutet. ÍA hatte als Aufsteiger einen furiosen Saisonstart mit vier Siegen in Folge hingelegt, war dann aber eingebrochen und nun seit sieben Partien ohne Sieg. Unter anderem gab es im letzten Heimspiel ein 2:7-Debakel gegen FH. Davon war heute aber nichts zu merken und der Gast aus Selfoss wurde deutlich mit sauber heraus gespielten Toren in die Schranken gewiesen. Nach meinem Geschmack der ansehnlichste Kick, den wir auf der Insel zu sehen bekamen. Für den Rückweg nach Reykjavik wählten wir dieses Mal den oben beschriebenen Tunnel. Im Hostel gab es dann noch mal eine ordentliche Portion Nudeln mit Bolognese, die unser Sterne-Tourkoch Christian schmackhaft zubereitete. Der Rest des Abends ertrank im Abschiedssuff. Da wir im Küchenbereich hängen blieben, kamen ständig sämtliche Hostel-Gäste vorbei. Immer wieder faszinierend was für Halbgescheite in den Billig-Unterkünften absteigen. Warum muss der durchschnittliche Hostel-Gast eigentlich nen kompletten Lattenschuss haben? Den Wettbewerb gewonnen hat die etwa 20-köpfige Gruppe aus Frankreich, bestehend aus 17-18jährigen Jungs und Mädels. Albern kichernd Liebesbriefe an Zimmertüren geklebt hab ich jedenfalls das letzte Mal im Alter von acht Jahren. So sind se halt, die Froschfresser...!
Di. 17.07.2012 - Golden Circle
Da der Rückflug erst um 17:50 ging, hatten wir noch genügend Zeit den goldenen Zirkel abzufahren, eine Reiseroute etwas östlich von Reykjavik, die diverse Sehenswürdigkeiten bietet. Den Anfang machte der Nationalpark 'Þingvellir'. Dabei handelt es sich um einen historisch bedeutsamen Ort, denn ab dem 10.Jahrhundert trat dort jährlich das seinerzeit noch aus mehreren Volksgruppen bestehende Parlament zusammen und an diesem Ort wurde 1944 die souveräne Republik Island ausgerufen. 'Þingvellir' heißt übersetzt 'Ebene der Volksversammlung'. Von dort fuhren wir weiter zum Geothermalfeld um den aktivsten Geysir Islands, den 'Strokkur'. Überall auf dem Gelände dampft es und der typische, an faule Eier erinnernde Schwefelgeruch liegt schwer in der Luft. Neben mehreren heißen Quellen, die bis zu 100 Grad warm sind, befindet sich auf dem Gelände der nur noch selten aktive 'Geysir', der Namensgeber für alle Geysire, und eben der 'Strokkur', der alle paar Minuten eine etwa 30 Meter hohe Wassersäule in den Himmel schießt. Absolut beeindruckend. Weiter ging die Reise zum 'Gullfoss', ein breiter Wasserfall, der sich über zwei elf und 21 Meter hohe rechtwinklig zueinander liegende Stufen in eine Schlucht ergießt. Dass es den Wasserfall in heutiger Form noch gibt, ist Sigríður Tómasdóttir zu verdanken. Die Tochter eines Bauern kämpfte um 1920 erbittert gegen das Vorhaben, das Gelände an eine britische Gesellschaft zu veräußern, die den 'Gullfoss' zur Energiegewinnung umfunktionieren wollte. Von dem Verkauf nahm die damals noch unter dänischer Verwaltung stehende isländische Regierung erst Abstand, als die junge Dame damit drohte, sich in den Wasserfall zu stürzen. Vom 'Gullfoss' traten wir nun langsam die Reise zum Flughafen an. Unterwegs hielten wir noch kurz am 'Kerið' einem Kratersee, dessen Vulkan das letzte Mal vor 6tausend Jahren ausgebrochen ist. Am Flughafen lief alles easy. 'Iceland-Express' brachte uns pünktlich nach Köln zurück, wo wir um kurz nach 23:00 (zwei Stunden Zeitunterschied) landeten. Christian machte sich auf in Richtung seiner Heimat Westerwald und Marco und ich gurkten Richtung Ruhrpott. Der Kölner Ring versüßte uns die späte Heimfahrt noch mit einem fetten Stau. Eine entspannte Tour fand Ihr Ende. Fußballerisch war der Nährwert sicherlich sehr überschaubar. Island selbst ist landschaftlich aber sehr faszinierend und jedem zu empfehlen, der sich für Natur begeistern kann.
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(Manni Breuckmann)
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