Obwohl ja stimmungsmäßig auf der Insel bei den seltensten Spielen mal was los ist und auch viele Stadien nicht gerade Euphorie hervorrufen, zieht es mich doch einmal im Jahr nach England, wenn sich eine vernünftige Spiel-Konstellation ergibt. So wie in diesem Fall, denn den Samstags-Doppler Birmingham und West Bromwich bekommt man ja auch nicht oft geboten. Die Kirsche auf der Torte war aber, dass für Sonntag-Mittag das Midland-Duell zwischen Nottingham Forest und Derby County angesetzt wurde. Nottingham startete dann auch phänomenal in die Saison, was allerdings Sorge hinsichtlich Ticketbeschaffung herauf beschwor. Erwartungsgemäß war es unproblematisch Zutritts-Ermächtigungen für die Samstags-Partien online zu erwerben, also wartete ich nur noch hufescharrend auf den Start des 'General Sale' bei Forest, so denn es diesen denn überhaupt noch geben sollte. Gab es dann zwar, sogar bei hoher Verfügbarkeit. Allerdings hatte man die Online-Registrierung für Neu-Accounts gesperrt - vermutlich aus Sorge, dass sich Gäste-Fans auf diesem Wege mit Tickets für den Heimbereich versorgen - und außerdem hieß es plötzlich, man müsse eine Ticket-History von mindestens acht Spielen nachweisen können. Mit diesen Restriktionen war der 'General Sale' ja auch schon keiner mehr. Aber was soll's - bisher hatte man derartige Herausforderungen immer irgendwie bewältigen können. Das Registrierungsproblem konnte mit dem Anruf auf der Ticket-Hotline umschifft werden. Aber die arrogante Tommy-Schnalle am anderen Ende der Leitung ließ sich auf nix ein und auch Argumente wie bereits gebuchtem Flug, Unterkunft usw nicht gelten und verwies mich auf 'normale' Heimspiele. Is klar - damit dann noch weniger los ist oder was? Also ich finde es ja grundsätzlich richtig und löblich, wenn ein Verein bemüht ist, zunächst mal seine und von denen auch die treuesten Anhänger mit Tix für wichtige Spiele zu versorgen. In diesem Fall, war aber hundert-pro die Angst vor Reibereien zwischen Home- und Away-Supportern der Grund für die Maßnahmen. Wo ist dann bitte das Problem nem bescheuerten 'Kraut' ne Karte zu verkaufen, wenn am Ende sowieso einige hundert Plätze frei bleiben (was dann auch so kam)?! Die Absurdität wurde dann von der Antwort auf eine von mir gesendete Email gekrönt, in der man mich um eine Kontakt-Telefonnummer bat, die ich zwei Mal sendete, und sich dann doch niemand meldete. Nottingham Forest kann mich erst einmal gewaltig am Arsch lecken! Hoffentlich vermasseln die Penner den Aufstieg. Ehrlich - ich bin ja echt nicht ungern bei den Tommys, aber mit dem ganzen Rumgehampel beim Ticket-Erwerb für vermeintliche Top- oder High Risk-Spiele nerven die gewaltig! Okay, also wurde Variante B gezogen. Mein Länderpunkt Wales hatte damals nicht so stattgefunden, wie ich es mir gewünscht hätte. Cardiff City war es gewesen. Ich bin zwar der Meinung, dass für einen Länderpunkt ausschlaggebend ist, auf welchem Grund und Boden das Stadion steht, aber da Cardiff nun mal im englischen Verband mitspielt, blieb ein fader Beigeschmack. Dieser konnte nun beseitigt werden, da am Sonntag-Mittag im nordwalisischen Rhyl ein Kick der 'Welsh Premier League' angepfiffen werden sollte. Also Hostel in Nottingham gecancelt und stattdessen ein B+B in Birmingham und für den Sonntag einen Mietwagen (für erstaunlich günstige zwanzig Euro) für den Sonntag gebucht.
Sa. 13.09. 12:15 - Birmingham City FC vs Leeds United FC 1:1 (Championship), 15.266 Zuschauer (2.000 Gäste)
Sa. 13.09. 15:00 - West Bromwich Albion FC vs Everton FC (Premier League), 23.567 Zuschauer (3.000 Gäste)
4:30 Uhr klingelte also der verhasste Wecker. Aber man will es ja nicht anders. Mit dem eigenen Wagen ab zum Mülheimer Hauptbahnhof, dort die Gurke kostenneutral abgestellt und weiter ging es mit dem Regional-Express zum Düsseldorfer Flughafen-Bahnhof. Von dort weiter mit dem Sky-Train zu Terminal A - alles gewohnte Wege, schon gefühlte einhundert mal praktiziert. Hatte noch n bisschen Bammel ob die Lufthansa-Gewerkschafter nicht doch nen kurzfristigen Streik raushauen. Hab da eh so meine Meinung. Für seine Rechte - also hier: bessere Bezüge und Bedingungen - zu kämpfen ist ja in Ordnung, aber in der Piloten-Etage muss es für die Nummer einfach andere Wege geben. Kann nicht sein, dass das auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen wird. Schließlich handelt es sich um einen Berufszweig, dessen Angehörige nun wahrlich nicht am Hungertuch nagen. Ergo muss es machbar sein, dass sich die Ritter der Lüfte auf anderer Ebene über Verbesserungen auseinander setzen. Streikrecht schön und gut, aber es sei mal dahingestellt, ob es dieses mit allen vorhandenen Freiheiten geben muss. Demokratie funktioniert nach meiner bescheidenen Meinung am Besten mit einem gepflegten Schuss Diktatur. In unserem Land wird einfach zu viel verhandelt und geredet, oder besser: rumgeeiert. Da haben uns andere Demokratien einfach ein gewaltiges Maß an Entschlossenheit und Handlungswillen voraus. Beispiel: Ich bin ja nicht unbedingt ein Freund amerikanischer Verhaltensweisen. Aber während man in Deutschland und der EU noch wochenlang nervös von einem Bein aufs andere springt, ob man den kurdischen Peschmerga denn nun ein paar Wasserpistolen und Flitzebögen im Kampf gegen den 'Islamischen Staat' schicken soll und man sich am Ende wundert, wie weit sich der IS schon breit gemacht hat, hat der Ami schon begonnen den Dreckshaufen zusammen zu schießen. Aber ich schweife ab. In politischen Diskussionen bin ich eh nicht so gut, da neige ich zu oft zur Polemik.
Jedenfalls ging alles gut und Kranich-Tochter Eurowings hob pünktlich mit mir ab. Dank eines 20 Euro-Gutscheins hatte ich die Teilnahmeberechtigung am Return-Flug von Düsseldorf nach Birmingham für knapp 100 europäische Geldeinheiten erwerben können. Außer mir nutzten gerade mal 22 weitere Passagiere diesen Flug. Den CO2-Ausstoß pro-Kopf rechnet man da besser auch nicht aus. Um viertel nach sieben Ortszeit stand ich dann auch schon auf englischem Boden. Eine weiter halbe Stunde später stieg ich auch schon am Hauptbahnhof von Birmingham, der 'New Street Station', aus dem Zug der 'London-Midland'. Was nun so früh veranstalten? Die Idee war, ein gutes englisches Frühstück einzuwerfen. Nach einigem plan- wir erfolglosen Rumgerenne suchte ich (Danke an Christian aus Hamburg für die SMS-Unterstützung) eine Filiale der Pub-Kette 'Wetherspoon' auf. Dort gibt es aus qualitativer Sicht sicher nicht die High-End-Produkte, aber ich wusste, dass ich dort auf jeden Fall das geliefert bekomme, was ich wollte.
Als ich so vor meinem 'traditional breakfast' und meinem Kaffee saß und mich in diesem wirklich großen Laden umsah - ich schätze es waren locker 50 Leute anwesend - musste ich feststellen, dass ich beinahe der einzige war, der keinen Alkohol vor sich stehen hatte. Am Nebentisch hatten sich ein paar Trümmer-Lotten zum Sekt-Frühstück versammelt und so ziemlich alle anderen hatten schon ein Bier vor sich stehen. Aber ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir um die Uhrzeit nicht auch schon das eine oder andere Mal ne Zapf-Brause geschmeckt hat. Nach dem Frühstück machte ich mich auf zu meinem Nachtquartier. Das Prince Hotel hatte den Zuschlag bekommen.
Die Kombination aus guten Bewertungen und dem günstigen Preis von 27,50 Pfund waren die ausschlaggebenden Faktoren. Zwar nicht im Stadtzentrum gelegen aber mit dem Bus in zehn Minuten erreichbar. Das Tagesticket, der 'Daysaver', für vier Pfund übrigens mehr als fair. Mein sechs Quadratmeter großes Zimmerchen war schon bezugsfertig. WC und Dusche zwar nur in Gemeinschaftsnutzung, aber alles sauber und nicht zu groß der Laden, quasi das klassischen B+B. Kurz sortiert und schon saß ich wieder im Bus in die Gegenrichtung. Umstieg an der 'New Street' und um kurz vor halb zwölf erreichte ich das 'St.Andrew's Stadium', die Heimstätte der 'Blues', Birmingham City. Das U18-Ticket (*hust*) lag auch schon abholbereit im Ticketcenter, so war noch genug Zeit für ne Stadion-Umrundung... die aber nach weniger als der Hälfte am 'Royal George' endete. Übermannt vom Durst betrat ich wie ferngesteuert den mit Blues-Fans vollgestopften Pub um mir das erste Pint des Tages zu gönnen. Zischhh! Viel Zeit war nicht, aber das britische Lager ist ja zum Glück ne ziemlich dünne Plörre, an der man sich nicht groß die Zähne ausbeißt.
Das 'St.Andrew's Stadion' besitzt durchaus eigenen Charakter. Zwar sind hier drei von vier Tribünen neueren Datums, aber es handelt sich nicht um einen Einheitsbau. Der Main Stand von 1952 ist die einzig verbliebene alte Tribüne und besitzt noch das charakteristische Giebeldach. Das östliche 'Tilton Road End' ist mit der Gegentribüne, dem 'Spion Kop' verbunden. Auf der anderen Hintertor-Seite befindet sich das 'Railway End', das über einen kleinen zweiten Rang verfügt. Insgesamt ein gut anzusehender 30tausender. Wenn man sich allerdings alte Bilder im Internet ansieht, geht einem erst richtig das Herz auf.
Was würde ich drum geben, die englischen Stadien der 60er und 70er Jahre in einer Zeitreise besuchen zu dürfen! Aufgrund des schwachen Saisonstarts war die Bude nur zu Hälfte gefüllt, darunter gut 2tsd Leute aus Leeds. Der komplette Away-Sektor stand, was ja in England mittlerweile gang und gäbe ist und auch von den Ordnern nicht mehr unterbunden wird. Die Leeds-Jungs sangen neunzig Minuten durch, nicht immer wirklich laut, aber eben durchgehend, was man auf der Insel ja dann schon als guten Away-Support bezeichnen darf. Von den Anhängern der 'Blues' kam dagegen fast nix und das hat eben auch viel damit zu tun, ob man in seinem Block steht oder nicht. Sicher ein gutes Stück Psychologie - Hier findet die Bequemlichkeit des Sitzens in der Unlust am Gesang ihre Fortsetzung. Der Kick war ziemlich ereignislos und zerfahren, eher unterhalb von deutschem Zweitliga-Niveau. Da kann Jose Mourinho noch so oft erzählen, der englische Fußball wäre spannender als der deutsche. Die Meistertitel der letzten zwanzig Jahre teilen sich in England vier Clubs. Überhaupt landen auf den ersten vier bis sechs Plätzen der Premier League immer dieselben Teams, lediglich in der Reihenfolge unterschiedlich. Alle anderen Mannschaften spielen nur um die goldenen Ananas. Das Gefälle ist nach meinem Erachten auch deutlich größer als in Deutschland. Das setzt sich dann im zweitklassigen 'Championship' fort, wo man nur selten mal ein attraktives Spiel zu sehen bekommt. Daher überraschte mich die schwache Partie auch nicht. Schmeckte irgendwie nach torlosem Remis, roch so, sah auch so aus und wurde des dann... doch nicht. Den überhaupt ersten brauchbaren Angriff der Partie vollendeten die Hausherren einige Minuten vor der Pause zum Führungstreffer.
Dabei nahm die Halterung des Tornetzes Schaden und die Partie bekam gut zehn Minuten Reparatur-Unterbrechung. Mein Nebenmann war mit der Schiri-Leistung übrigens gar nicht zufrieden und nutzte jede halbwegs diskutable Entscheidung um sich lauthals zu beschweren. Dabei vollbrachte er das Kunststück in zehn Worten mindestens acht Mal 'fucking' einzubauen. Herrlich. Exakt in der 71. Minute geschah dann Erstaunliches: Warum auch immer erwachte plötzlich die City-Kurve und gab ein paar richtig brachiale Chants zum besten, was wiederum die Gäste ebenfalls zur Höchstleistung trieb. Wenn man nun die Augen schloss und sich ein paar Bilder alter englischer Stadien vorstellte, konnte man erahnen, wie es in den guten alten englischen Zeiten gewesen sein muss, als die Stadien bis auf die 'Main Stands' fast ausschließlich über 'Terraces', die großen Stehränge verfügten und sich die Anhänger ordentliche Sangesschlachten lieferten. Beinahe erwischte ich mich dabei, Gänsehaut zu bekommen. Das Gäste-Team ließ sich von der kurzzeitig guten Atmosphäre mehr beflügeln und erzielte eine Viertelstunde vor Ende den gerechten Ausgleich. Dabei blieb es.
Jetzt hieß es, die Beine in die Hand nehmen. Ich hetzte die Covenry Road runter auf die andere Seite des großen Kreisverkehrs, in der Hoffnung dort ein Taxi zu finden. War aber nix, dafür kam direkt ein Bus, in den ich ein- und fünf Minuten später unterhalb der 'Moor Street Station' wieder ausstieg. Hoch auf den Bahnsteig, bei den Clowns am Drehkreuz vergewissert, dass das Tagesticket auch für diesen Vorort-Zug gilt, der dann auch zwei Minuten später einfuhr. Perfekt - lief alles nach Plan. Im Zug wunderte ich mich dann, warum so viele Leute im 'Blues'-Trikot darin saßen. Vielleicht hätte ich einfach mal genauer auf den Plan schauen sollen. Der Zug hielt nämlich auch dort, wo ich in den Bus gestiegen war.
Aber das wär ja auch zu einfach gewesen. An der dem Stadion von West Bromwich gleichnamigen Haltestelle stieg ich am dritten Halt mit so ziemlich allen anderen Passagieren aus. Knappe 400 Meter entfernt liegt 'The Hawthorns', Heimspielstätte des West Bromwich Albion Football Club.
Als ich vor einigen Jahren in Birmingham war, hatte ich den Ground - wie auch das 'St.Andrew's Stadium' schon mal von außen gespottet, daher fiel mir die Orientierung insgesamt in Birmingham nicht sehr schwer. Zeit genug für nen Cheeseburger war noch und dann nahm ich meinen Platz auf dem Birmingham Road Stand ein. Die Bude ist eigentlich nichts Besonderes und doch gefällt sie mir irgendwie sehr gut. Aufgrund der dahinter liegenden Straße ist das 'Halfords Lane End' eine relativ niedrige Tribüne, die auch Business Seats bietet. Diese wird flankiert von den beiden deutlich höheren Hintertor-Tribünen, eben dem 'Birmingham Road End' und dem 'Smethwick End'.
Das noch höhere 'East End', quasi die Haupttribüne bietet ebenfalls VIP-Bereiche. Einzig wegen der hohen Metallwände in den Ecken neben dem 'East End', vermutlich Lärmschutz, gibt es ein paar Abzüge. Der EFC ging nach nicht einmal zwei Zeigerumdrehungen in Führung, was die 3tsd Gäste-Anhänger für ein paar Minuten zu ordentlichen Gesängen verleitete, bevor sie für den Rest der Partie beinahe vollständig verstummten. Direkt neben dem Gäste-Bereich hatte sich eine kleine Gruppe Home-Supporter positioniert, die unterstützt von einer Trommel immer mal wieder ein paar Chants anstimmte und teilweise auch das Stadion mobilisieren konnte. Insgesamt aber nicht der Rede wert. Auf dem gepflegten Grün rannte Albion der Gästeführung hinterher, ohne aber wirklich gefährlich werden zu können. Über weite Strecken hatten die Liverpooler das Geschehen im Griff und boten eine recht ansprechende Vorstellung. Spätestens mit dem zweiten, vom Torwart dankbar unterstützten Treffer, war die Messe gelesen und die Heim-Fans verließen in Scharen das Stadion.
Vor mir saß übrigens ein genialer Pöbel-Opa, der sich zwar aufgrund Alter und Körperfülle kaum aus seinem Sitz hoch wuchten konnte, aber nicht mit obszönen Gesten in Richtung Away-Section geizte. Einzelheiten kann ich aus Jugendschutz-Gründen nicht definieren. Der Kick ging also hochverdient an Everton und höflich wie der Engländer ist, spendete das Heim-Publikum der Gastmannschaft nach dem Abpfiff wohlwollenden Applaus für die souveräne Vorstellung. Ich schoss noch ein paar Bilder vom leeren Ground und fuhr dann zurück nach Birmingham. Kleiner Einkauf beim 'Sports Direct', noch ein Polo-Shirt aus dem Aston Villa-Shop mitgenommen und dann fuhr ich zurück zur Unterkunft um mal eine Stunde auszuruhen. Den Abend ließ ich dann in dem einen oder anderen Pub bei dem einen oder anderen 'Carling' ausklingen.
So. 14.09. 13:00 - Rhyl FC vs Bangor City FC 3:2 (Welsh Premier League), 607 Zuschauer (300 Gäste)
Um 7:45 schellte der Wecker. Da war ich allerdings längst wach, da im angebauten Nachbargebäude ohrenscheinlich sämtliche Möbel umgestellt wurden. Das kleine Frühstück war okay und um zwanzig vor neun saß ich im Bus zur 'New Street'. Von dort mit dem Zug zum Flughafen und den gebuchten Mietwagen geholt. Nagelneuer Polo. Linksverkehr und Rechtslenker machen ja nach dutzendfacher Benutzung wirklich keine Probleme mehr, aber immer wenn ich nach dem Gurt greife, geht die Hand erst einmal nach links ins Nichts.
Dummerweise hatte das verdammte Navi, dass ich meiner Herzdame entwendet hatte, Großbritannien gar nicht zu bieten, aber die Kombination aus Orientierung, geografischem Gedächtnis und Beschilderung führten mich innerhalb von zwei Stunden problemlos ans Ziel. Rhyl hieß der Zielort, an der walisischen Nordküste gelegen. Im 'Belle Vue Stadion', das allerdings mittlerweile auf einen Sponsoren-Namen hört, wurde der Bangor City FC empfangen. Das kleine Stadion ist ein richtig schöner schrulliger britischer Football-Ground. Vier Tribünen, drei davon überdacht machen sich um den Pitch breit. Knapp die Hälfte der 607 Anwesenden drückten den Gästen die Daumen. Unerwartet rotteten sich hüben wie drüben einige supportwillige zusammen, die sich ab und an in spärlicher Anfeuerung versuchten. Deutlich besser klappte das mit dem Gepöbel
gegen das Schiri-Gespann. Jedenfalls sollten die Unparteiischen nun wissen, dass man in Rhyl und Bangor der Meinung ist, sie würden zu manueller sexueller Befriedigung neigen. Der Vorletzte empfing den Drittletzten zum absoluten Topspiel. Naja zumindest so ne Art Derby war es wohl. Die Gäste zeigten sich im ersten Durchgang deutlich zielstrebiger und gingen mit zwei Toren in Führung. Rhyl biss sich in die Partie und erzielte unmittelbar nach Wiederanpfiff den Ausgleich. Nun gab es Chancen hüben wie drüben. Spielerisch war das ganze natürlich auf ziemlich überschaubarem Niveau und mehr als einmal wurde der Schalter aufs gute alte 'Kick 'n Rush' umgelegt.
Trotzdem war das Gebolze ganz unterhaltsam, zumal ich noch ein rasantes Finish zu sehen bekam. Fünf Minuten vor dem Ende fiel der mittlerweile verdiente Ausgleich. Bei der Aktion wurde der Torwart außerhalb des Fünfers hart angegangen und ich behaupte, dass die Aktion auf jedem deutschen Fußballplatz abgepfiffen worden wäre, aber hier war die Sache halt regelgerecht. Überhaupt wurde sehr britisch gespielt, aber beklagt hat sich eigentlich nie einer der Akteure. War eine angenehme Abwechslung zu den wehleidigen Einlagen auf dem Kontinent. Drei Zeigerumdrehungen nach dem Ausgleich tankte sich der rechte Außenspieler zur Grundlinie durch, passte hart nach innen und der baumlange, kantige Mittelstürmer der Gastgeber krönte seine Leistung mit seinem dritten Treffer. Partie gedreht und 6-Punkte-Spiel gewonnen. Rhyl feiert den im fünften Spiel den ersten Saisonsieg, auf den die Gäste weiter warten und stattdessen zunächst mit der roten Laterne vorlieb nehmen müssen.
Einen kurzen Abstecher zum Strand gönnte ich mir noch. Man darf keine Gelegenheit auslassen eine Nase voll Meeresluft zu bekommen! Da auf der Hinfahrt der Motorway in Gegenrichtung sehr stark befahren und zum Teil massiv gestaut war, stellte ich mich der Herausforderung ohne Kartenmaterial quer durch Wales in Richtung Shrewsbury zu fahren. Grundsätzlich war dafür ausreichend Zeit und ich kam auch durch teilweise sehr schöne Landschaft gut voran. Als ich dann aber endlich auf der A5 war nahm das Schicksal seinen Lauf. Teilweise gestauter und zähfließender Verkehr ließen mich zweifeln, ob ich meinen Flug bekäme. Letztlich passte aber alles noch recht bequem und vierzig Minuten vor dem Abflug checkte ich ein. Der Rückflug war mit weniger als dreißig Personen auch unterfrequentiert. Lästig waren dann in Düsseldorf die ganzen Pauschal-Touri-Dödel, die an den engsten Stellen in Gruppen stehen blieben und einfach nur nervten. However - da ich sofort einen Regional-Express nach Mülheim erwischen konnte, schloss ich schon weniger als eine Stunde nach der Landung die heimische Wohnungstür auf.
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