|
|
|
28.03.-01.04.2013 --- Landung in der Normandie
Über die Ostertage sollte es eine kleine Tour geben. Das einzige was von vornherein feststand, war dass die Herzdame mit von der Partie und das Auto das Transportmittel sein sollte. Früh war klar, dass das Wunschziel Norwegen aufgrund der Spieltagsdaten nicht zu realisieren sein würde. Also wurden erst einmal Spielpläne gewälzt. Ein richtiges Sahnestück war auf Auto-Distanz nicht erreichbar. Irgendwann ging es dann auch gar nicht mehr darum, wo man am liebsten hin wollte, sondern wo mit einiger Sicherheit auch gespielt würde und die Aktivitäten nicht aufgrund der Wetterkapriolen gefährdet sind. Nachdem endlich alle Ansetzungen fix waren, fiel die Wahl auf die Bretagne. Rund um den Samstag mit dem Doppler in Nantes und Rennes wurde eine kleine Sightseeing-Fussi-Mixt(o)ur gebastelt.
Do. 28.03. 20:00 - KV Turnhout vs KSV Temse 0:0 (3e Klasse B), 600 Zuschauer (? Gäste)
Am Gründonnerstag ging es unmittelbar nach der Arbeit los. Erstes Ziel war das 'Stadsparkstadion' in Turnhout, kurz hinter der niederländisch-belgischen Grenze. Während man dem Ziel näher kam, wurde aus anfänglichem minimalem Geflocke stattlicher Schneefall - ich kann das Zeug echt nicht mehr sehen. Glücklicherweise war der Boden zu warm als das der Schnee liegenbleiben konnte. Aufkommende Sorge hinsichtlich einer kurzfristigen Absage wurde durch das den Nachthimmel erleuchtende Flutlicht vertrieben. Der verzweifelte Versuch eine Eintrittskarte zu erwerben scheiterte kläglich - der Zutritt war frei.
Auf Nachfrage bei einem anderen Stadionbesucher konnte dieser nur vermuten, dass es sich um eine Promotion-Aktion handelt. Okay, hat man als Liga-Schlusslicht vielleicht auch mal nötig. Dann sollte man sich aber auch auf dem Feld ein wenig mehr bemühen. Rücksichtsvoll ausgedrückt, war der Kick nicht so richtig gut. Dazu noch eins der unattraktivsten Stadien Belgiens.
Laufbahn um den Platz, Tribünen auf den Geraden, einmal Sitz, einmal Steh, und die Kurven unausgebaut. Dazu wurde das als 'Warm up' für die Tour gedachte Spiel durch die schneidenden Temperaturen zum 'Cold up'. Zur zweiten Halbzeit zogen wir uns in die Kantine zurück und hatten nach 75 Minuten auch endgültig genug vom Dargebotenen. Denn nun stand noch das eigentliche Highlight des Tages an: der Besuch in 'De Tunnel', nicht nur nach meiner Meinung eine der besten Frituuren Belgiens. Ich geb es immer wieder gerne zu: Ich liebe dieses Zeug. Nach einem Mexicano mit Sauce Andalouse, einer Vleeskroket, einem Sputnik und einer kleinen Portion Fritten mit Sauce Americaine begaben wir uns gestärkt wieder auf die Autobahn. Es galt noch 200 Kilometer bis hinter Lille abzureißen, wo unser Quartier auf uns wartete. Damit die Dame auch mal die spartanischen Seiten des Hopper-Lebens erfährt, wurden keine Kosten und Mühen gescheut und die Luxus-Auberge namens F1 in Douai gebucht. Plastik-Hotel alléz! Um die Freude vollkommen zu machen, war die Schachtel auch noch voll bis unters Dach mit teilweise äußerst dubiosen Gestalten. Und als Sahnehäubchen wurde das 3er-Zimmer neben uns von gefühlten zwanzig Nordafrikanern bevölkert, die sich scheinbar stundenweise mit der Belegung abwechselten, denn die ganze Nacht über knallte regelmäßig die Tür und der Fernseher lief auf Anschlag. Erst als diese Vollidioten (wundern die sich eigentlich wirklich über bestehende Vorurteile?) zum Glück sehr früh aufbrachen, war erholsamer Schlaf möglich.
Fr. 29.03. 20:00 SM Caen vs AC Arles-Avignon 1:1 (Ligue 2), 7.865 Zuschauer (20 Gäste)
Gegen zehn Uhr brachen wir auf und bewegten uns erst einmal mautfrei übers Land bis Abbeville. Die Strecke war schon ganz schön schön anzusehen, zumal das Wetter mitspielte und der Lorenz bei leichter Bewölkung vom Himmel strahlte. Kurzer Stop in einer typischen Brasserie auf einen Café au Lait und dann gings auf die A28 und als diese dann A29 hieß, war auch Maut angesagt. Diese war aber noch im Rahmen und erst als wir mehr oder weniger gezwungenermaßen die eindrucksvolle 'Pont de Normandie' bei Le Havre bezwingen mussten, bekam ich bei EUR 5,30 Brückenmaut ziemlich das Kotzen. Caen ließen wir im wahrsten Sinne des Wortes erstmal links liegen und steuerten den Teil der normannischen Küste an, an dem am 06. Juni 1944 die Alliierten landeten und das Ende des Zweiten Weltkrieges einleiteten. Erster Programmpunkt war der deutsche Soldatenfriedhof in La Cambe. Wie beinahe alle Kriegsgrabfelder wird auch dieses vom 'Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge' betreut. Die Anlage, die etwa die Größe von acht bis zehn Fußballfeldern hat, vermittelt einen ziemlich melancholischen Eindruck, so dass einen unwillkürlich ein trauriges Gefühl beschleicht. die Stätte ist recht schlicht gehalten. Über 20tausend Soldaten haben hier die letzte Ruhestätte gefunden. Zentraler Punkt ist ein Tumulus, dessen Spitze von einem Denkmal beherrscht wird. Neben den Grabfeldern befindet sich ein Informationszentrum, dass viele Informationen bietet, die nicht gerade dazu beitragen, dass man sich besser fühlt. Nächster Besichtigungsort war der 'Pointe du Hoc'. Dieses war ein strategisch wichtiger Punkt der Wehrmacht an der Küste. Der 'Pointe du Hoc' ist eine aus der Küstenlinie hervorstehende Felsspitze, die einen 270°-Blick ermöglicht. Dort waren mehrere 155mm-Geschütze stationiert. Am D-Day kam diesem Ort eine besondere Bedeutung zu, da er besonders schwer einzunehmen war. Ein speziell für diesen Einsatz ausgebildetes Ranger-Batallion eroberte die Stellung in einem zweitägigen Kampf. Heute ist das Gelände gesichert und mit einigen Aussichtsplattformen versehen. Einige Bunker können teilweise besichtigt werden. Schon krass was die Wehrmacht dort offensichtlich errichtet hatte. Die Größe einiger Sockel lässt erahnen welch gewaltige Geschütze dort gestanden haben müssen. Viele tiefe Bombenkrater zeugen von erbittertem Kampf. An der Felskante steht ein Denkmal zu Ehren des Ranger-Trupps. Nervig war allerdings, dass einige Besucher diesem historischem Ort einfach nicht den nötigen Respekt entgegen bringen können und sich dort bewegen wie in einem Vergnügungspark. Wenn Eltern stolz auf ihre vier- oder fünfjährigen Blagen schauen, die auf einer Schautafel herumklettern oder diese mit scharfkantigen Steinen 'verschönern' könnt ich ausrasten und den D-Day neu anfeuern! Da der heftige Wind einem fast die Ohren vom Kopf riss, waren wir irgendwann genötigt zu verschwinden. Wir wollten dann noch das 'World war II Normandy American Cemetery and Memorial' in Colleville-sur-Mer besuchen, der aus der Anfangsszene von 'Saving Private Ryan' mit Tom Hanks bekannt ist. Dieser liegt direkt oberhalb von 'Omaha Beach'. Die Landung der Alliierten in der Normandie lief unter dem Namen 'Operation Neptune' und stellte sich bei weitem komplizierter dar, als es sich anhört oder man es aus entsprechenden Filmen kennt. Die Landung bestand aus einer Vielzahl von Operationen. Die Einnahme des Küstenabschnittes zwischen Courseulles und Grandcamp-Maisy war sicher ein wichtiger, wenn nicht das wichtigste Puzzleteil des Manövers. Der Abschnitt war in mehrere Bereiche unterteilt, der unterhalb der Gedenkstätte trug eben den Namen 'Omaha Beach'. Wer sich für den Ablauf der Invasion interessiert, dem sei das Studium des betreffenden Wikipedia-Artikels angeraten, denn selbst dieser ließt sich hochspannend. Als wir kurz vor 17:00 dort eintrafen kam uns ein winkender Security-Mann entgegen und teilte mit, dass die Anlage soeben geschlossen würde. Nach kurzer Enttäuschung und Beratschlagung, was wir stattdessen machen sollten, kamen noch weitere Besucher und betraten das Gelände, da der Sicherheits-Typ verschwunden war. Also hinterher. Die gesamte Belegschaft verließ gerade das Areal und niemand interessierte sich dafür, dass wir es gerade betraten. Das Info-Zentrum war zwar bereits geschlossen, aber die Grabfelder und das imposante Denkmal waren noch zugänglich. Da wir also nach den regulären Öffnungszeiten dort und außer uns keine zehn anderen Personen mehr auf dem Gelände waren, verfehlte auch dieser Besuch seine Wirkung nicht. Schon eine imposante Anlage, die bei derart einsamer Besichtigung sicherlich einen ganz anderen Eindruck vermittelt, als wenn sich hunderte Leute dort tummeln. So haben wir eigentlich den optimalen Zeitpunkt für die Besichtigung erwischt. Irgendwann fuhr dann ein letzter Mitarbeiter mit einem Golf-Car über das Gelände und bat die verbliebenen Besucher freundlich, sich zum Ausgang zu bewegen. Damit ging ein Tag voller Eindrücke zu Ende. Ich kann nur jedem, der in diese Gegend kommt, empfehlen, diese Stätten zu besuchen. Man sollte diese Mahnmale der jüngeren Geschichte durchaus mal gesehen haben, zumal diese die Sinnlosigkeit von Kriegen beeindruckend verdeutlichen.
Nun ja, ganz zu Ende war der Tag natürlich noch nicht. Der Freund aus Leder buhlte um Aufmerksamkeit. Zunächst kurz die Brocken im für diese Nacht gebuchten 'Ibis Budget' abgeworfen. Die Budget-Dinger sind ehemalige Etap-Hotels. Also auch eher Plastik-Hotels, aber eine Spur angenehmer als die fürchterlichen F1-Dinger und - ganz wichtig - jedes Zimmer verfügt über ein eigenes Bad. Danach ging es direkt weiter zum 'Stade Michel d'Ornano' - ganz schön versaut anmutender Name, wie ich finde. Dort wollten knapp 8tsd Menschen die Partie des Tabellendritten SM Caen gegen die Südfranzosen vom AC Arles aus dem unteren Tabellendrittel sehen. SM steht übrigens nicht für abstruse Sexual-Vorlieben sondern für 'Stade Malherbe'. Malherbe ist ein französischer Familienname. Der Teil des Clubnamens bezieht sich auf Francois de Malherbe, mittelalterlicher Bürger der Stadt und bedeutender Schriftsteller. Die Nutzung seines Namens soll den Bezug des Vereins zur Region verdeutlichen. Auch andere Vereine, öffentliche Einrichtungen und auch Firmen nutzen den Namen. Das 'Stade Michel d’Ornano' ist eines dieser arena-artigen Bauten, doppelrangig, rundherum geschlossen, All-Seater. Fast alle der 21.500 Sitze sind in Grün gehalten, was, ob der Clubfarben rot und blau, keinen wirklichen Sinn ergibt. Wie beinahe überall in Frankreich teilte sich der aktive Anhang in zwei Gruppen. Eine größere, etwa 100köpfige versammelte sich hinter einer langen Zaunfahne mit der Aufschrift ‚Malherbe Normandie Kop’ hinter dem einen Tor. Und gegenüber hinter dem anderen Tor standen noch einmal etwa zwanzig Mann hinter einem 'Brigada Northmannia'-Banner und bemühten sich verzweifelt darum, gehört zu werden. Die Tatsache an sich ist schon Schwachsinn und ich wiederhole mich gern - dass sich gerade bei den Clubs mit zahlenmäßig wenig aktiven Fans, diese auch noch teilen, ist absolut kontraproduktiv. In diesem Sinne ein schöner Gruß nach Münster. Aus der Provence waren keine aktiven Anhänger angereist. Lediglich beim Tor sprangen einige Haupttribünen-Sitzer auf und zeigten Emotionen. Die Gastgeber traten nicht gerade auf wie ein Aufstiegsanwärter und die Gäste nahmen einen verdienten Punkt gegen den Abstieg mit. Zwar sah SM Caen nach dem Führungstreffer nach einer guten Stunde aufgrund der Harmlosigkeit des gegnerischen Angriffs wie der sichere Sieger aus, aber das Gäste-Team kämpfte so gut es ging und erzielte eine Viertelstunde vor Schluss den Ausgleich. Ende, Aus, Mickey Maus. Einen Kebap später waren wir auch wieder im Hotel und begaben uns ins Reich der Träume.
Sa. 30.03. 14:00 - FC Nantes vs AS Monaco 1:1 (Ligue 2), 36.471 Zuschauer (500 Gäste)
Sa. 30.03. 20:00 - Stade Rennes vs AS Nancy 0:2 (Ligue 1), 14.560 Zuschauer (50 Gäste)
Nach einer deutlich erholsameren - weil ruhigen - Nacht, musste erstmal eine Entscheidung genommen werden. Der eigentliche Plan, war die kommende Nacht im Auto zu verbringen. Hierfür hatte ich extra eine ausgediente Matratze in den SUV geschmissen. Allerdings waren die Nächte noch viel zu kalt um dieses Vorhaben umzusetzen. Da auf die Schnelle kein erschwingliches Etablissement in Küstennähe gefunden werden konnte, wurde also erneut ein 'Ibis Budget' gebucht, und zwar in der Peripherie von Rennes. Knappe zweieinhalb Stunden später erreichten wir Nantes, wo das Zweitliga-Topspiel des Zweiten gegen den Ersten anstand. Dazu trafen hier zwei Clubs aufeinander, die in der jüngeren Vergangenheit noch französischer Meister waren, Monaco im Jahre 2000 und Nantes 2001. Außerdem standen die Monegassen ja 2004 noch im Finale der Champions League. Also ganz schöb abgesackt die Beiden. Dazu war Monaco in der letzten Zweitliga-Saison massiv vom Fall in die drittklassige Ligue National bedroht und konnte sich nur durch einen gewaltigen Schlussspurt retten. Die Kartenfrage hatte ich bis einige Tage vorher völlig vernachlässigt, da es mir unwahrscheinlich schien, dass ein Zweitliga-Kick in Frankreich 'sold out' vermelden könnte. Aber weit gefehlt. Beim Check der Website des FC Nantes durfte ich lernen, dass schon über 35tsd der knapp 37tsd Tix vergeben waren. Kurze Nervosität, aber irgendwie kommt man ja immer rein und so war es dann auch. Das Stadion mit dem sperrigen Namen 'Stade de la Beaujoire - Louis Fonteneau' meldete fast ausverkauft. Zu meiner völligen Überraschung war der Gästeblock mit etwa 600 Personen in Rot und Weiß besetzt, was für französische Verhältnisse ja ein Top-Away-Mob ist. Wenn man das dann noch am Gegner misst, der ja bei Heimspielen kaum jemanden hinter dem Ofen hervor lockt, kann man die Anzahl schon beinahe als sensationell betrachten. Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass auch eine gesunde Zahl Exil-Monegassen darunter war. Der aktive Anhang in der Heimkurve war an Frankreich bemessen ebenfalls nicht ohne. Es sei vorweg genommen, dass sich der Kick auf Platz Zwei meiner persönlichen Hitliste der in Frankreich gesehenen Spiele, hinter OM gegen Girondins, geschoben hat. Zum Beginn gab es auf Heimseite eine Choreo in der Nordkurve und auf der Gegengeraden und eine Schalparade in der aktiven Heim(süd)kurve. Die Gäste boten einen Haufen Doppelhalter und ebenfalls eine Schalparade. Die Choreo auf der Gegentribüne gelang allerdings nicht wirklich. Der Schriftzug Nantes, den man wohl erkennen sollte, war nicht wirklich leserlich. Dazu hielten die Leute die Pappen nur etwa 40-45 Sekunden oben. Die Leute sind einfach zu selten im Stadion und unerfahren in Sachen Choreo, denn Nantes spielt normal nur vor 12-13tsd in der Ligue 2. Das Stadion weiß wirklich zu gefallen. Von den Kurven ausgehend steigen die Tribünen auf den Geraden wellenförmig hoch an. Monaco kontrollierte zu Beginn das Spiel und hatte durch zwei gute Freistöße und einen groben Abwehr-Bock mehrfach die Führungschance. Nantes war ab Minute Fünfzehn im Spiel und nun wurde es eine richtig abwechslungsreiche Partie. Dazu war die Stimmung von beiden Seiten wirklich top. Kurz vor der Pause gingen die Gastgeber durch einen Distanzschuss in Führung was einen Hammer-Tor-Pogo in der Heimkurve zur Folge hatte. Genial anzuschauen. Nach einer Stunde konnten die Gäste aus eigentlich unmöglichem Winkel ausgleichen. Vermutlich abgefälscht, die Kirsche. Die ASM-Spieler rannten nach dem Tor kollektiv zu den eigenen Fans, sprangen über die Bande und feierten mit diesen Arm in Arm. Hatte auch was. Danach war der FC Nantes dem Sieg näher, konnte aber die Murmel nicht mehr über die Linie drücken. Das war wirklich ne kurzweilige Geschichte. Hatte das vermeintliche Highlight der Tour sogar mal sein Versprechen eingelöst. Hat man ja auch nicht so oft. Nach dem Kick noch entspannt ein paar Fotos geschossen, wobei ich mir ein Katz- und Maus-Spiel mit einem Ordner lieferte, der mich immer wieder hinaus bat, ich aber durch verschiedene offene Tore wieder auf den Rängen auftauchte. Er nahms aber locker.
Wir fuhren in aller Ruhe ein knappes Stündchen zurück nach Rennes. By the way - 'Fun Radio France' ist n richtig guter Sender. Kurz nen Carrefour überfallen und dann in unserer Bleibe für die Nacht eingecheckt. Saskia hatte dann keine Lust sich am Abend wieder in die Kälte zu begeben und gab sich lieber der mitgebrachten Lektüre hin. Also fuhr ich allein zum 'Stade de la Route de Lorient'. Auch dieses gefiel mir ausgesprochen gut. Dadurch, dass es offensichtlich nach und nach aufgestockt und ausgebaut wurde, erinnert es ein wenig an eine verkleinerte Ausgabe des 'Signal-Iduna-Park ' 'Westfalenstadion'. Lediglich die Haupttribüne konnte im Zuge des Ausbaus wohl nicht mithalten, was am dahinter befindlichen Gewässer liegen dürfte. Obwohl eine Liga höher angesiedelt, konnte der Kick in allen Belangen nicht mit dem vorher gesehenen mithalten. Spielerisch war das nicht viel. Obwohl mit dem AS Nancy der Vorletzte angereist war, konnte Rennes dem Spiel trotz deutlich mehr Ballbesitz in keiner Phase oder Weise seinen Stempel aufdrücken. Im Gegenteil - die Gäste waren mit Kontern stets schnell und brandgefährlich. Ein alter Bekannte aus der Bundesliga konnte begrüßt werden. Jonathan Pitroipa, ehemals Freiburg und HSV, stakste in bekannter Manier mit seinen Storchenbeinen über das Spielfeld und passte sich dem traurigen Gegurke seiner Gefährten an. Der aktive Heimanhang unter den 15tsd bestand aus maximal 150 Personen, die kaum mal hörbar die Mule aufbekamen. Ganz Schwach. Vor der einen Busladung Gäste ziehe ich dagegen den Hut. Die waren fast komplett aktiv und waren 90 Minuten in Bewegung und hörbar und zeigten auch optische Akzente mit einer kleinen Planen-Choreo und einigen Fahnen. Nicht jeder französische Abstiegskandidat würde von einem solch motivierten Haufen 700 Kilometer einmal quer durchs Land begleitet. Allerdings zeigte keine der Zaunfahnen einen direkte Nennung des Vereinskürzels 'ASNL' oder das Clubwappen oder sonst einen direkten Bezug zum Vereinsnamen. Würde mich mal interessieren warum. Es kam wie es kommen musste und ich fands auch sympathisch - durch zwei späte Kontertore nahm Nancy die Punkte mit nach Lothringen. Auch hier ein schöner Tor-Pogo nach dem Führungstor. Fans und Fahnen flogen komplett durcheinander. Durchgefroren gönnte ich mir nach dem Spiel noch ein Merguez-Baguette und begab mich zurück zum Etablissement.
So. 31.03. 15:00 - Le Havre AV II vs Vendée Lucon Foot 0:2 (CFA, Group D), 118 Zuschauer (0 Gäste)
Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen. Zunächst stand nämlich zur Abwechslung mal wieder Sightseeing auf dem Programm. Also um viertel nach sieben aus den Federn, um viertel vor acht los und um kurz vor neun stellten wir die Schaukel an der Küste vom Mont-Saint-Michel ab. 'Le Mont-saint-Michel' ist mit 43 Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden Frankreichs und liegt auf einem felsigen Hügel im Wattenmeer etwa einen Kilometer vor der Küste. Bekannt sind Berg und Gemeinde für die darauf befindliche Benediktiner-Abtei, die bereits um das Jahr 1000 dort gegründet wurde und nach diversen Umbauten in den folgenden Jahrhunderten das heutige Aussehen bekam. Beherrscht wird der Glaubensberg von einer Kathedrale im gotischen Stil. Unterhalb von Kloster und Kirche befindet sich das kleine mittelalterliche Dörfchen mit engen Gassen. Bis ins letzte Jahr konnte man unmittelbar an den Fuß des Hügels heranfahren und Pkw, Motorräder und Busse verschandelten das Panorama. Da jedoch die Bucht immer mehr versandete und der Mont-Saint-Michel gar keine richtige Insel mehr war beschloss man mehrere Maßnahmen zur Renaturierung. Die wichtigsten sind der Bau eines Sperrwerkes in der benachbarten Flussmündung und die Verlegung der Parkflächen auf das Festland. Aktuell wird eine Stelzenbrücke gebaut und nach deren Fertigstellung wird der Damm, dessen Rückbau bereits begonnen hat, ganz weg gerissen. Nun hat man zwei Möglichkeiten die etwa zwei Kilometer vom Parkplatz zum Berg zurückzulegen - auf Schusters Rappen oder per Shuttle-Bus, der im Tagesparkpreis inbegriffen ist. Das Betreten des Berges selbst ist kostenfrei. Für den Hinweg entschieden wir uns, die eigenen Füße zu nutzen. Unsere Taktik ging auch auf. Durch die frühe Ankunftszeit waren erst wenige Touristen eingetroffen. 'Wenige' heißt in dem Fall einige hundert, die sich aber noch gut verteilten. Die Besichtigung der Abtei schlägt mit neun Euro zu Buche, was zunächst heftig erscheint. Aber die Anlage ist wirklich groß und sicherlich nicht leicht zu pflegen und instand zu halten, da man keine Chance hat irgendwelche Fahrzeuge zu Hilfe zu nehmen. Nachdem wir in aller Ruhe alles angeschaut haben, gönnten wir uns in einem Café noch eine Cremé und verließen den Mont-Saint-Michel dann. Das war auch gut so, denn mittlerweile war der Hügel völlig überlaufen und die Shuttle-Busse brachten im Minutentakt weiter Scharen.
Also ab nach Le Havre. Kurz vor Ankunft ging es wieder über diese unverschämte 5-Euro-Brücke. Wir hatten vor dem anvisierten Spiel noch ein wenig Zeit und schlenderten die Strandpromenade entlang. War schon fast ein Sommertag bei blauem Himmel und halbwegs angenehmen Temperaturen. Dann weiter zum 'Stade Charles Argentin', das bis vor kurzem noch auf den Namen 'Stade de la Cavée Verte' hörte. Hier spielte der AC Le Havre bis in den Anfang der 70er Jahre. Heutzutage wird der Ground von der zweiten Mannschaft genutzt. Ursprünglich stammt das Teil aus dem Jahr 1914. Die südliche Hintertortribüne hat dementsprechend wohl auch schon diverse Jahrzehnte gesehen. Eine hohe Stehtribüne, die von den Jahren gezeichnet ist. Die Stufen teilweise abgesackt und alles etwas vom Unkraut überwuchert. Natürlich wird die Tribüne nicht mehr genutzt und ist abgesperrt, aber über den Wirtschaftsweg hinter der überdachten Sitztribüne kommt man noch problemlos dorthin. Das Spiel war natürlich nebensächlich. Der Tabellenführer aus Lucon prüfte den Vorletzten. Da Lucon noch ein deutliches Stück südlicher liegt als Nantes, waren erwartungsgemäß keine Gäste-Anhänger zugegen. Zwar ging Lucon früh in Führung, aber Le Havre wehrte sich tapfer. Insgesamt war das schon ein recht haarsträubendes Gekicke. Wenn man es nicht gewusst hätte, hätte man nicht glauben wollen, dass es eine Partie auf Viertliga-Niveau sein sollte. Zwischendurch hab ich überlegt, ob ich beim falschen Spiel bin. In der zweiten Hälfte machten die Gäste den Sack dann mit Treffer Numero Zwei zu. Wir machten uns dann auf zu unserem heutigen Tagesziel, das Seine-Tal entlang, bis Rouen. Die Stadt ist schön anzuschauen. Natürlich steht im Zentrum eine fette Kathedrale und die drum herum befindliche Altstadt ist sehr weitläufig und sehr gut erhalten. Viel mit rumlaufen war aber nicht mehr. Deshalb beließen wir es bei einem kleinen Rundgang, nahmen in einem italienischen Restaurant unser Abendmahl ein und zogen uns dann in das gebuchte Etablissement zurück. Zum Abschluss der Tour hatte ich mal die Finger von der Accor-Hotels-Homepage gelassen und riiichtig einen rausgehauen. Es gab ein krasses Doppelzimmer in einem etwas angestaubten Drei-Sterne-Bunker. Naja, der Laden hatte vielleicht einen kleinen, etwa zwanzigjährigen Renovierungsstau zu vermelden, aber es war sauber und ordentlich. Mehr darf man wohl bei einem Preis von 45 Euro auch nicht erwarten.
Mo. 01.04. 14:30 - VV Brabantia vs SV Venray (Hoofdklasse Zondag B) ... wenn der Schiri-Dödel nicht umgeknickt wäre!!!
Letzter Tag - heute ging es heimwärts. Bis zur belgischen Grenze fuhren wir komplett mautfrei, was sich ganz gut machen lässt. Ohne Stress benötigt man von Rouen nach Lille etwa zweieinhalb Stunden. Noch einmal knappe zwei Stunden später kamen wir pünktlich zum Kick in der viertklassigen Hoofdklasse in Eindhoven an. Auto abgestellt, Eintrittskarte gekauft und rein in den spacigen Modern Art-Schuppen. Aber irgendetwas stimmte nicht. Die Minuten verrannen. Einige Zuschauer verließen das kleine Stadion wieder. Also mal jemanden gefragt. Die Lösung: Der Unparteiische hatte sich beim aufwärmen verletzt und in der regulären Frist von dreißig Minuten sei es nicht möglich, einen Ersatzmann aufzutreiben, daher: Spielabsage. Na toll. Aber auch nicht so tragisch, da man das Ding ja immer wieder mal locker mitnehmen kann. Geld gab es anstandslos zurück und dann wurden auch die letzten 100 Kilometer in die Heimat noch abgespult und ein angenehmer Kurzurlaub fand sein Ende.
zum Seitenanfang
|
|
|
|
|
|
|
Es waren schon 204662 Besucher (519357 Hits) auf dieser wunderbaren Seite!
"Stell Dir vor, Du bist RWE-Fan. Da kannst Du jeden Tag nur noch saufen."
(Manni Breuckmann)
|
|
|
|
|
|
|
|