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02.-04.08.2013 --- Im Osten geht die Sonne auf...
Am ersten August-Wochende stand die erste Runde im DFB-Pokal an und traditionell wollte ich dazu eine kleine Tour basteln, denn immerhin pflege ich diese Tradition schon krasse zwei Jahre Also wartete ich mit Spannung auf die Auslosung der Erstrunden-Partien und siehe da: es war nichts wirklich Dolles dabei. Die wenigen Paarungen, die interessant gewesen wären, wurden durch Verlegung in 'taugliche' Stadion wieder unattraktiv. Erst wurde der Süden ins Auge gefasst, aber da ich ja bisher sehr wenig im Osten unserer gelobten Republik unterwegs war, wurde letztlich diese Richtung konkret. Um die Spiele in Neustrelitz (gegen Freiburg) und beim BFC Dynamo (gegen Stuttgart) wurde also eine kleine Tour gebastelt. Da der Liga-Betrieb in den unteren Ebenen aber noch nicht lief und sich Testspiele verboten (Ich hasse Testspiele!), war die Findung des Rahmenprogramms recht mühsam, wurde aber letztlich doch noch einigermaßen zufriedenstellend abgeschlossen. Irgendwann fasste ich den Entschluss, bereits freitags zu starten und noch die Partie in Leipzig einzubauen. Wenige Tage vor der Abfahrt fiel dann noch die Entscheidung auf die Partie in Neustrelitz zu verzichten. Denn, Hand aufs Fußballherz, so ein Kracher war es nicht, auch wenn das dortige Parkstadion recht hübsch wirkt. So wurde auf diese beinahe 250 zusätzlichen Kilometer verzichtet und stattdessen die Partie in Potsdam-Babelsberg in den Plan aufgenommen, wo aufgrund politisch stark differierender Ansichten der jeweiligen Anhänger eine brisante Partie zu erwarten war.
Fr. 02.08. 20:00 - RasenBallsport Leipzig vs FC Augsburg 0:2 (DFB-Pokal, 1.Runde), 30.307 Zuschauer (250 Gäste)
Eigentlich verbietet sich ein Freitags-Spiel im Osten, wenn man noch vorher arbeiten muss. Im Normalfall ist die A44 scheiße genug, um pünktliches Erscheinen unmöglich zu machen. Es wurde trotzdem riskiert. Der freundliche Chef gewährte eine halbe Stunde früheren Feierabend und um 15:00 ging die wilde Fahrt los. Der in den Verkehrs-Nachrichten angekündigte Stau auf der A42 existierte schon mal nicht - sehr gut. Dieser fand sich dann aber unangekündigt auf der B1 durch Dortmund. Einigermaßen ortskundig wurde die Warteschlange ein wenig umfahren und halbwegs pünktlich am Übergang der B1 in die A44 die ersten beiden über das einschlägige Online-Portal gesuchten Mitfahrer eingesammelt. Die A44 hielt was sie versprach. Es gab zwar keinen Stau. Aber spätestens wenn man das Kreuz Wünnenberg-Haaren passiert hat, wird's sportlich. Nicht nur dass an jeder Steigung die Pkw-Kolonne an Tempo verliert. Nein, auch irgendwelche Lkw-Mongos meinen genau dann verbotenerweise die linke Spur entern zu müssen. Hasskappe! Diese Autobahn benötigt ganz dringend eine dritte Spur. Wenn man sich den Belag aber mal anschaut, ist klar, dass eh ein großer Renovierungsstau herrscht. In absehbarer Zeit wird es auf der A44 sicherlich sehr baustellig. Und dann wird's dort erst mal richtig kuschelig. Sei's drum. In Kassel wurde am Auestadion Mitfahrer Numero Drei aufgenommen und ab Göttingen gilt ja dann auf der A38 "Freie Bahn mit Marzipan!". So wurde die Leipziger Stadtgrenze gegen 19:20 passiert. Einer der Mitfahrer wollte auch zum Fußball. Während der Fahrt wurde das Konstrukt RB Leipzig schon ausführlich diskutiert. Ich war in der Lage, erschreckend sachlich zu argumentieren, dabei ist gerade bei dieser Thematik Polemik ausdrücklich erlaubt, wenn nicht sogar geboten. Der Knabe war aber ganz okay und auch dass er schwupsdiwups ein Trikot des Brause-Clubs anzog, nachdem wir den Wagen abgestellt hatten, sei ihm noch mal nachgesehen. Ich will seine Äußerungen mal so interpretieren: Seine Begeisterung ist halt der miesen fußballsportlichen Situation in Leipzig geschuldet. Und man muss es ja leider einsehen und zugeben - die ganze Nummer funktioniert. Nicht nur dass Dosenball in der abgelaufenen Saison den besten Zuschauerschnitt aller Viert-Ligisten deutschlandweit hat, auch das heutige Spiel war bei einem nicht sehr attraktiven Bundesligisten als Gegner mit über 30tsd Leuten sehr gut besucht. Klar, das Publikum besteht beinahe ausschließlich Event-Birnen. Aber was ist die Alternative, wenn man nicht gerade traditionell mit den Chemikern oder den Lokisten verbunden ist?! Zumal man ja eigentlich politisch ganz klar in die eine oder eben die andere Richtung Stellung beziehen 'muss', wenn man zu Chemie oder Lok geht. Im Ergebnis aller Fakten ist dieser Standort für ein derartiges Projekt wohl der günstigste in Deutschland. Der Lauf der Dinge wird auch nicht aufzuhalten sein und innerhalb der nächsten Dekade werden wir diesen Drecks-Retortenclub aller Voraussicht nach in der Bundesliga begrüßen dürfen. Die ganze Show ist auch schon darauf ausgerichtet und der meganervige Stadionsprecher (oder besser: Event-Manager?) verzichtete auch nicht darauf, in jedem zweiten Satz zu bemerken, dass man heute 'einen Blick durch das Fenster der Zukunft' werfen würde. Als die Spieler dann durch Kunstnebel-Schwaden einliefen, wedelte auch jeder brav mit seinem Sponsoren-Schal und klatschte artig. Zum Stadion braucht man nicht viel sagen, sollte aus dem Fernsehen bekannt sein. Find ich schon nicht schlecht. Für so ein großes Teil haben die Architekten das schon gut hinbekommen. Das eigentlich Besondere ist natürlich, dass es in der großen Mulde des alten Zentralstadions steht. Der Blick in die angeblich ausverkaufte Heimkurve offenbarte vielleicht vierzig bis fünfzig Aktive, die ab und an die Umstehenden zum Mitmachen animieren konnten. Also mal der Blick in den Gästebereich... wo isser denn... ah da. Aber wo sind die Gäste? Auch als die verspäteten Ultras eintrafen, bevölkerten maximal 250 Personen den Block. Meine lieben Augsburger, was soll das? Peinliche Nummer für einen Bundesligisten. Steigt bitte schnellstmöglich wieder ab, am besten bis in die Bayernliga. Für eine winzige Minute erwarb der FCA-Anhang mein Sympathie mit dem kurz dargebotenen Gesang "Ihr macht unseren Sport kaputt". Machen Sie aber auch selbst, wenn sie nur mit ner Handvoll Leuten auftauchen, statt den Block zu füllen und den Brause-Trinkern mal zu zeigen, wie Fußball und Stimmung richtig geht. Immerhin gewann der FCA die Nummer aufgrund einer deutlich abgeklärteren Spielweise. Das Catering-Team ist auch noch lang nicht erstligareif. Wenn vor einem vier Leute stehen und man sein Bier trotzdem erst nach zehn Minuten in der Hand hat, läuft irgendwas schief. Nach dem Kick kurz zum Auto, ein frisches Shirt übergestreift und dann in die Innenstadt. Hab mich im Außenbereich von 'Leos Brasserie' niedergelassen, n paar Halbe geschlürft und ein leckeres 'Würzfleisch' verputzt. Danach zurück zum 'Hotel Auto'. Da ich momentan ein recht geräumiges Fahrzeug besitze, hatte ich nach dem Umklappen der Rückbank gute zwei Meter Liegefläche zur Verfügung. Diese noch mit ner alten Matratze abgepolstert und fertig war das kleine Camping-Mobil.
Sa. 03.08. 13:30 - SV Babelsberg 03 vs 1.FC Lokomotive Leipzig 1:0 (Regionalliga Nordost), 3.019 Zuschauer (600 Gäste)
Sa. 03.08. 16:00 - ESV Lok Seddin vs EFC Stahl 1:2 (Brandenburgischer Landespokal, 1.Runde), 125 Zuschauer (15 Gäste)
Um 8:45 erwachte ich in meinem Wohnmobil und hatte deutlich besser geschlafen als ich erwartet hatte. Perfekte Uhrzeit, da ich mir einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe zum 'Schreberbad' gewählt hatte und dieses um 9:00 seine Pforten öffnete. Also rein in das Dingen und erst einmal ein paar Bahnen gezogen. Im Schwimmbecken natürlich! Koks hatte ich nicht dabei. Da ich keine Badehose dabei hatte, wurde das Becken in der Boxer-Shorts geentert, was erstaunte Blicke der einen oder anderen angegrauten Frühschwimmerin nach sich zog. Haben wahrscheinlich noch nie so nen Adonis gesehen. Egal. Das 'Schreberbad' ist eine historische Schwimmanstalt von 1866 und damit die älteste heute noch genutzte Badeanstalt Leipzigs. Natürlich sieht das Bad nicht mehr so aus wie vor 150 Jahren, aber die Anlage vermittelt trotzdem ein gewisses Flair. Seinen Namen hat das Bad aufgrund der benachbarten Kleingartenanlage, die die älteste Deutschlands ist. Gut erfrischt und geduscht führte der weitere Weg zum 'Völkerschlachten-Denkmal', dem ich bisher nur einen kurzen oberflächlichen Besuch abgestattet hatte, und das an die große Völkerschlacht des Jahres 1813, als die verbündeten Heere Österreichs, Schwedens, Russlands und Preußens der Armee von Napoleon Bonaparte ordentlich die Fresse polierten, so dass dieser sich aus Deutschland zurückziehen musste. Schon ein gewaltiger Klotz, der dort erbaut wurde. Und rein von der Bauart hätte das Ding auch der nationalsozialistischen Epoche entspringen können. Auf den Tag genau 85 Jahre nach der Schlacht wurde der Grundstein gelegt und auf den Tag genau 100 Jahre danach, am 18.Oktober 1913 wurde das Werk vollendet. Das ebenerdige Portal des Denkmals erinnert an den Eingang zu einer ägyptischen Grabkammer. Über einen Aufzug erreicht man dann die Krypta, eine runde Halle zum Gedenken an die Gefallenen. Von dort kann man noch ein Stück einen Aufzug nutzen oder die eigenen Füße. Ich entschied mich für letzteres. Klaustrophobisch veranlagt darf man nicht sein, werden die Treppengänge nach oben hin doch immer enger und gedungener. Die letzte Treppe zur ganz oben in 91 Metern höhe befindliche Plattform auf dem Denkmal verfügt sogar über eine Ampel, da der Gang so eng ist, dass Gegenverkehr nicht passieren könnte. Die Sicht von oben ist dann phänomenal, auch wenn ich nach dem Aufstieg extremes Verlangen nach künstlicher Sauerstoffversorgung verspürte. Ich hätte aber nicht erwartet, dass man so weit über die Stadt und das Umland schauen kann. Nun wurde es aber Zeit für den Aufbruch nach Potsdam. Kurzer Stopp am Restaurant mit den gelben Bögen und ab in den Stau!
Neun Kilometer auf der A9 Höhe Dessau kosteten eine Dreiviertelstunde und fraßen das eigentlich großzügige Zeitpolster fast auf. Gerade eben zum Anpfiff schlüpfte ich ins 'Karl-Liebknecht-Stadion' und soeben rechtzeitig um zu sehen, wie sich Teile von Heim- und Gästeanhang zum ersten Mal handfest begrüßten. Der Spuk war aber nach ner guten Minute vorbei und es wurde Fußball gespielt. Und das gar nicht mal so übel. Es entwickelte sich ein umkämpftes technisch solides Spiel. Die Lokomotive hätte in Führung gehen müssen, aber den Treffer erzielten die Gastgeber nach einer feinen Einzelleistung. Die zweite Halbzeit war ähnlich ausgeglichen und es wurde um jeden Meter Frontgebiet gekämpft. Auch auf den Rängen, wo die gegenseitigen verbalen Provokationen immer öfter zu hören waren und deutlich politischer wurden. Dass Home- und Away-Sektor räumlich sehr nah liegen, war natürlich eine gute Grundlage für intensive Anfeindungen. Nachdem die Babelsberger einen Haufen Wasserbomben in den Gästeblock gefeuert hatten - im Nachhinein erfuhr man, dass die Ballons mit Urin gefüllt waren - entschlossen sich die Lokisten mal persönlich nachzufragen, was das denn sollte. Rappzapp kletterten einige über den Zaun auf den Rasen und machten sich auf in Richtung Heimsektor. Dort reagierte man erst zögerlich, war aber dann nach anfänglichem Muffensausen in froher Erwartung. Die Staatsmacht kam der zögerlich-ängstlichen Ordner-Schar aber schnell zu Hilfe und für die Lok war Rückzug ins Depot angesagt. Spätestens jetzt war Politik endgültig Trumpf. Die national eingestellten Birnemänner unkreativ dumpf mit Deutschland-Gepöbel und die linksalternativen Antifa-Bratzen zwar teilweise kreativ aber intellektuell vom Grundsatz her nicht besser. Mir war es jedenfalls deutlich zu viel des Guten. Grundsätzlich bin ich sowieso der Meinung dass der Politik im Sport kein Boden zu gewähren ist, aber ganz ausschließen lässt sich das bei den Anhängern einiger spezieller Vereine halt nicht. Ich bin ja schaulustig genug, um ein wenig Rahmenprogramm ganz unterhaltsam zu finden, aber diese anstrengende 'Nazi-contra-Antifa'-Scheiße will doch im Stadion keiner hören. Trefft euch auf ner Wiese, schreit euch an und haut euch dann was vor die Birne, aber haltet beim Spiel dahingehend einfach mal die Mule. Mit dem minimalsten aller Sieg-Resultate ergatterten die Nulldreier die Punkte. Ich verabschiedete mich vom schwarzen Block und deren Spielgefährten und veränderte mich fünfzehn Kilometer gen Süden.
Im Ortsteil Neuseddin der Gemeinde Seddiner See erwartete mich eine akustisches Überbleibsel des ehemaligen sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates. Eisenbahnersportverein Lok Seddin gegen Eisenhüttenstädter Fussballclub Stahl. Hört sich einfach schon hammergeil an. Die Gastgeber entstanden in den 50ern durch Zusammenschluss mehrerer Sportgemeinschaften als BSG Lok Seddin-Michendorf. Der Werdegang der Gäste kommt weitaus 'sozialistischer' daher. Erst 1950 wurde Eisenhüttenstadt als Wohnstadt des 'Eisenhüttenkombinats Ost' errichtet und damals auf den Namen 'Stalinstadt' getauft. Das Werk übernahm die BSG Stahl Fürstenberg und fortan hieß der Club BSG Stahl Stalinstadt. Welch ein Vereinsname! Nach der Umbenennung der Stadt in Eisenhüttenstadt nahm die BSG dann den entsprechenden Namen an. Nach der Wende erfolgte dann die Umbenennung zum heutigen Vereinsnamen. Bis in die frühen 70er erwies sich der Club als Fahrstuhlverein, blieb dann bis Ende der 80er Zweitligist und kam in den Schlussjahren der DDR noch einmal zu Oberliga-Ehren. In der letzten DDR-Saison erreichte man das Pokalfinale. Da Hansa Rostock als Double-Gewinner im Landesmeister-Cup antrat, durfte die Hüttenwerker im Pokalsieger-Cup ran und schieden nach zwei Niederlagen gegen Galatasaray aus. 1992 kreuzten meine Rot-Weissen den Weg das EFC im DFB-Pokal. Mit 3:2 konnte der glorreiche Deutsche Meister von 1955 mühsam die Oberhand behalten. Mitte der 90er begann der sportliche und wirtschaftliche Niedergang, der schließlich vor einigen Jahren in der Insolvenz mündete. Seitdem versucht man halt so klarzukommen. Momentan ist man frisch aus der Verbands- in die Landesliga abgestiegen. Die Geschichte des ESV ist weniger ruhmreich. Meist pendelte man zwischen Bezirks- und Kreisklasse und musste nach der Saison 2007/08 die Männer-Mannschaft mangels Spielern gar aus dem Ligabetrieb nehmen. Ein Jahr später fing man aber in der 3.Kreisklasse wieder an und ist vier Jahre und drei Aufstiege danach in der achtklassigen Kreisliga angekommen. Die zwei Ligen Unterschied waren nicht oft zu sehen. Sedding ging früh in Führung und verlangte dem Favoriten auf mäßigem Niveau alles ab. Erst in der zweiten Hälfte traten die Stahlwerker etwas abgeklärter auf und zogen wenig souverän in die nächste Runde ein. Die Heim-Elf wurde von einem Dutzend etwa 20jährigen Jungs lautstark unterstützt. Hütte hatte zwar fünfzehn Mann mitgebracht, von denen aber außer zwei optisch erkennbaren Trikotträgern nur ein kleiner Junge mit Fahne und Tröte auf sich aufmerksam machte. Die Anlage ist leidlich nett. Einige Stufen mit ein paar alten Sitzbänken befinden sich auf einer Seite des Platzes. Aber ein schniekes Vereinsheim hat man vorzuweisen. Für mich hieß es Abschied nehmen, aus dieser ... ja man kann es nicht anders sagen ... DDR-Idylle. An der Sportanlage grenzten auf der einen Seite sanierte Plattenbauten und auf der anderen eine Arbeitersiedlung. Diese musste ich durchfahren und es war auch ein alter aufgegebener Ortskern mit einem kleinen Platz und verfallenen Ladenlokalen auszumachen. Irgendwie eine traurig-tragische Nach-Wende-Szenerie.
In Berlin angekommen bezog ich meine Luxus-Absteige 'Hotel Orion' in Charlottenberg. Nee, war schon okay. Bodenständiges Drei-Sterne-Haus, in dem ich ein Einzelzimmer mit Frühstück für knapp 35 Euro nach Abzug von Cashback geschossen hatte. Kurz geduscht und die verschwitzten Klamotten gewechselt und dann traf ich mich mit einer früheren Arbeitskollegin. Nach einem kleinen Abendmahl beim Falaffel-Schamanen landeten wir in einer Cocktail-Bar. Nach einem Halben gegen den Durst fand das Getränk 'Schwermatrose' (Zutaten: Limettenstücke, ein Schuß Kaffelikör, weißer Rum, brauner Rum und hochprozentiger brauner Raum) unsere Aufmerksamkeit. Dummerweise provozierten wir den Barkeeper durch unbedachte Äußerungen und die Nachbestellung mutierte zum Superschwergewichtsmatrosen. Hatte nach dem Konsum jedenfalls gut einen sitzen. Danach begab ich mich in die Waagerechte und auch die bölkenden wodkatrunkenen Russen im Hinterhof hielten mich nicht mehr vom Einzug ins Reich der Träume ab.
So. 04.08. 12:00 - SV Askania Coepenick II vs Nordberliner SC II 1:2 (Berliner Pokal für 2.Herren, Qualifikation), 18 Zuschauer (? Gäste)
So. 04.08. 16:00 - Berliner FC Dynamo vs VfB Stuttgart 0:2 (DFB-Pokal, 1.Runde), 9.227 Zuschauer (800 Gäste)
Nach dem Frühstück war eigentlich etwas Sightseeing angedacht, da mein letzter Berlin-Aufenthalt beinahe zwanzig Jahre zurückliegt. Ich fuhr die 'Straße des 17.Juni' entlang und machte einen ersten kurzen Stopp an der 'Siegessäule'. Dann sollte es weitergehen zum 'Brandenburger Tor', aber hinter dem Kreisverkehr um die Säule war die Straße abgesperrt. Also über die Nebenstrecke am 'Reichstag' vorbei und nen Parkplatz gesucht. Natürlich erst nach dem Münzeinwurf geschnallt, dass Sonntag das Parken für Umme ist - wer hätte gedacht, dass Berlin so touri-freundlich ist. Dann mal ein wenig durch das Regierungsviertel geschlendert, um das Reichtagsgebäude herum (was macht eigentlich ein Dudelsackspieler vor dem Gebäude, in dem der 'Deutsche Bundestag' sitzt?) und zum 'Brandenburger Tor' rüber. Dort war aber soeben die 'WM der Islandpferde' zu Ende gegangen - des Rätsels Lösung hinsichtlich der Straßensperrung. Was zum Teufel wollten die Viecher da? Und warum verfolgen mich Pferde nun nicht nur zu Hause sondern auch noch bei der pflichtbewussten Ausübung meines Hobbys? Nun denn. Jedenfalls war es viel zu voll am Tor. Also mal gen Osten rüber gemacht auf die andere Seite. Dort aber totaler Touri-Terror. Mir taten nur die armen Schweine leid, die bei über dreißig Grad in den Bären-Kostümen für Fotos herhalten mussten. Das Maskottchen-Leben kann schon ganz schön schweißtreibend sein. Eigentlich wollte ich nun ein wenig die Straße 'Unter den Linden' herunterschlendern. Schlendern war aber nicht möglich - drängeln schon eher. Außerdem knallte Onkel Lorenz wieder vom Himmel runter, mein lieber Scholli. Nee Freunde, ick hau mal lieber ab hier, wa. Also zurück zum Auto und Plan B gezogen. In weiser Voraussicht hatte ich mir noch nen Gurkenkick für die Mittagszeit rausgesucht.
Das einzige Spiel, das die Muss-Bedingungen 'ansprechender Ground' und 'zeitlich machbar' optimal erfüllte, fand in der Wuhlheide statt. Also ab nach Köpenick. Dummerweise kam dabei die Kann-Bedingung 'sportlich ansprechend' deutlich zu kurz. Das 'Stadion im FEZ' befindet sich in der Nähe der 'Alten Försterei' des FC Union und liegt im 'Kinder-, Jugend- und Familienzentrum', einem großen bewaldeten Naherholungsgebiet. Über das kleine aber feine alte Stadion finden sich leider kaum Informationen, aber es ist definitiv alt. Der Rasen ist aber topgepflegt und von einer Aschen-Laufbahn eingeschlossen. Der sechsstufige Rang drumherum ist wunderbar verfallen. Auf den Geraden sind Sitzbänke montiert, die aber auf der dem Sozialgebäude abgewandten Seite völlig überwuchert und ziemlich ramponiert sind.
Das Sozialgebäude bietet eine höher gelegene Terrasse mit Kantine, von wo man das Spielgeschehen im Schatten von Sonnenschirmen gut verfolgen kann. Auffallend ist der flatschneu wirkende Stabgitterzaun um die Laufbahn. Platzstürme von randalierenden Zuschauermassen sind hier doch kaum zu erwarten. Nein, die Einzigen die hier randalieren sind Wildschweine. Diese haben das Grün wohl schon des Öfteren einem intensiven Belastungstest unterzogen und werden durch den Zaun nun fern gehalten. Über den Kick decken wir mal den Mantel des entsetzten Schweigens. Das war noch übler als das, was ich in meiner glorreichen Kreisliga C- und B-Karriere zusammengebolzt habe. Glücklicherweise wurde eine Verlängerung spät vermieden und ab Richtung Prenzlauer Berg.
An der 'Frankfurter Allee' nochmal eine kurze Rast. Die dortige Bier-Meile wurde aber nur zum Verzehr eine (Island?)Pferde-Bulette genutzt. Das vermeintlich bequeme Zeitpolster schmolz dann verkehrsbedingt auf einmal rasant dahin, zumal im 'Mauerpark' neben dem 'Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark' auch noch eine Veranstaltung stattfand, so dass ich erst spät eine Parkmöglichkeit entdeckte. Kurz mit Marco in Verbindung gesetzt, dass wir uns erst nach dem Spiel treffen, denn meinen Sitznachbarn aus dem Göttertempel an der Hafenstraße 97a, der einzig für dieses Spiel per Mitfahrgelegenheit am Morgen nach Berlin gereist war (Du Wahnsinniger!), wollte ich mit zurück in den Pott nehmen. Pünktlich um grad eben noch die kleine Choreo in der BFC-Kurve zu begutachten, war ich drin. Der erste Eindruck des weiten Rund ist schon nicht schlecht. Durch die weitläufige Überdachung der Gegenseite wirkt die Hütte nicht so schlicht wie andere betagte Mehrzweck-Stadien. Die zwar schmale aber recht hohe doppelstöckige Haupttribüne wirkt recht imposant. Insgesamt ein schönes Ding. Nur die bunten Sitzschalen hätten nicht sein müssen. Zu zwei Dritteln war das Rund gefüllt. Die Zuschauer der Gegenseite und in der Nordkurve intonierten immer wieder das aus Dresden bekannte langgezogene 'Dyyyynaaamooo' und den Chant 'Ein Schuss - ein Tor - Dynamo'. Immer dann wurde es richtig laut und das kam auch richtig, richtig gut!! Leider waren zu viele Phasen dabei, in denen zu wenig oder nichts kam und eine Ultra-Fraktion, die es heutzutage ja leider zu brauchen scheint, um dauerhaft zumindest ein wenig Aktivität zu halten, existiert beim BFC wohl nicht. Ist das nun gut oder schlecht? Wird aber in jedem Falle Zeit, dass der Club wieder nach oben kommt, denn Zuschauerpotential ist ja vorhanden. Wenn auch zugegebenermaßen ein guter Anteil an zweifelhaften Gestalten darunter ist. Aber das ist ja unter den ostdeutschen Clubs mit größerem Anhang nichts Ungewöhnliches. Die VfB-Kurve war ganz ordentlich gefüllt. Allerdings schienen sich hier Gäste-Anhang und neutrales fußballorientiertes Publikum zu mischen. Der Fünftligist hielt recht gut mit und hatte mit einem Pfostentreffer die Riesenchance zur Führung. Schade! Hätte den heimischen Anhang gern ausrasten sehen. Stattdessen lief die Partie, wie so viele Erstrunden-Begegnungen. Der Favorit tat sich schwer, zumindest vor dem Tor, und gewann am Ende doch irgendwie noch halbwegs sicher gegen den aufopferungsvoll kämpfenden Underdog. Nach dem Spiel traf ich Marco draußen - die zweite Hälfte hatten wir eh schon nur durch ein mobiles Gitter getrennt nebeneinander verbracht. Dann wurden am Hauptbahnhof zwei Mitfahrer eingeladen und ab ging's gen Heimat. Lief auch insgesamt ganz gut, lediglich bei Peine ärgerte uns ein Stau eine Dreiviertelstunde lang und kostete mich am Ende wertvollen Schlaf. Schlussendlich eine ganz nette Tour. Insgesamt recht entspannte Geschichte, nur viel zu warm. Auf ein Neues im nächsten Jahr.
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