Endlich mal wieder nach Portugal. So war zumindest der Plan. Geschielt hatte ich auf das dritte Januar-Wochenende. Guimaraes empfing den FC Porto und im Großraum Porto bieten sich ja eigentlich immer weitere Möglichkeiten, den Fußball-Spaß auszudehnen. Als der Liga-Verband es zum Jahresbeginn endlich mal geschafft hatte, die Terminierungen rauszuhauen, kehrte Ernüchterung ein. So recht wollte nichts zusammen passen. Die Flugpreise waren zwar noch akzeptabel, aber ich hätte ja auch vom Hahn fliegen müssen, um nur einen Tag Urlaub zu investieren. Ein wenig gefrustet wurde der Plan also in den Rundordner entsorgt und semimotiviert beim irischen Flug-Discounter nach Alternativen gesucht, die einem möglichst sogar die Investition eines Urlaubstages ersparen würde. Spanien im Winter und so kurzfristig haut ja auch mal selten günstig hin, also wurde eher lustlos hin und her geklickt. Aber was sahen meine trüben Augen... ab Köln nach Valencia und zurück nach Weeze, Samstag-Morgen hin und Sonntag-Abend zurück für nur 45 Euro?! Der Blick auf den Spielplan verriet die perfekte Konstellation, die mir mit dem 'Mestalla' auch noch ein Wunsch-Stadion bescherte. Da gab es nichts zu zögern und wenige Minuten später war der Ire um 45 europäische Geldeinheiten reicher und ich ärmer. Ein paar Tage vor dem Wochenende kamen dann auch die unterklassigen Ansetzungen, die mir noch zwei Tercera-Spiele in Sagunto bescherten.
Sa. 16.01. 17:00 - Atletico Saguntino vs Novelda CF 3:0 (Tercera División, Grupo 6), 500 Zuschauer (10 Gäste)
Sa. 16.01. 20:30 - Villareal CF vs Real Betis Balompie 0:0 (Primera División), 16.405 Zuschauer (800 Gäste)
Das schöne an diesem Wochenend-Trip war, dass man endlich mal nicht zu einer völlig unmenschlichen Uhrzeit aufstehen musste. Um halb acht rappelte mich der Wecker hoch und die Herzdame machte freundlicherweise das Aiport-Shuttle zum Köln-Bonner Flughafen.
Hab ja mit Herrn Ryan bis auf eine Ausnahme noch nie eine wirkliche Verspätung erlebt, aber dieses mal übertraf er sich noch. Eine satte halbe Stunde vor der geplanten Ankunft setzten wir in Manises vor den Toren Valencias auf. Da ich generell keinen Bock drauf habe, an Mietwagen-Schaltern unnötige Zeit zu verschleudern, latschte ich schnellen Schrittes zum Office von 'Firefly', denn man ist ja selten der einzige im Flieger, der eine Kutsche beim selben Anbieter gebucht hat. Ein weißes Exemplar der Modellreihe 'Panda' aus der 'Fabricca Italiana Automobili Torino' wurde mir zugeteilt. Dieser brachte mich, von geschickten Lenk- und Fußbewegungen beeinflusst, einmal quer durch die Stadt ans Meer, wo ich im Hotel 'Sol Playa' ein Einzelzimmer mit Frühstück für 30 Ocken gebucht hatte.
Der Eindruck der Bilder wurde bestätigt. Bodenständige Bude ohne großen Luxus. Sauberkeit und eigenes Bad vorhanden. Reichte. Einmal um die Häuserzeile herum, stand ich auch schon auf dem Strand, atmete ein paar Minuten Seeluft ein und genoss die Sonne. Mit dem weißen Boliden aus Turin machte ich mich dann auf die Socken nach Sagunto, eine 60tsd-Einwohner-Stadt gute 30 Kilometer nördlich von Valencia. Mein erstes Ziel war das 'Castillo Sagunto',
eine 2000 Jahre alte Festungsanlage, die mit einer Ost-West-Ausdehnung von über einem Kilometer zu den größten Europas gehört. Die Festung verfügt über sieben unabhängige Burghöfe, die in unterschiedlichen Epochen entstanden sind. Iberer, Goten, Araber, Römer... alle haben an dem riesigen Komplex im Laufe der Jahrhunderte rumgepfuscht. Unterhalb der Festung liegt ein gut erhaltenes römisches Theater, das saniert wurde und heute als Veranstaltungsort dient. Ohne es zu wollen, bekam ich freien Eintritt geschenkt. Die Kasse war wohl einfach kurz unbesetzt, als ich das Tor erreichte. Den Rückweg wählte ich durch die engen Gassen der Altstadt und verfranzte mich glatt etwas. Um sich wirklich zu verirren, ist das 'centro histórico' aber zu klein. Nach einem Halt am 'Supermercado' stand dann das erste sportliche Kapitel der Tour an.
Außerhalb der Stadt liegt der 'Camp Nou de Morvedre', Heimat von Atletico Saguntino. Die 'Morvedre' ist die fruchtbare Küstenebene, in der die Stadt liegt. Ein wirkliches Stadion findet man nicht vor. Auf der einen Seite, nennen wir sie mal Haupttribüne, steht über dreiviertel Länge des Feldes eine Sitztribüne, die zu gut zwei Dritteln überdacht ist. Auf der anderen Seite findet man eine kleine überdachte Stehtribüne, eine kleine Stahlrohrtribüne mit Sitzschalen und eine Tribüne aus rohen Betonstufen, die man sowohl stehend als auch sitzend nutzen kann.
Zwei solcher Stufen findet man auch hinter einem Tor, die andere Seite ist nicht ausgebaut. Das Fassungsvermögen dürfte bei 2tsd liegen, vielleicht etwas höher. Gut ein Viertel der verfügbaren Plätze wurde heute benötigt. Im gedeckten Stehplatzbereich hatten sich die 'Frente' versammelt. Nein, es war nicht die große Ultra-Gruppierung von Atletico de Madrid anwesend, aber vermutlich mit Bezug auf diese hatte sich die etwa 30köpfige support-orientierten Anhänger der Gastgeber so benannt.
Mit zwei Trommeln, ein paar kleinen Schwenkern und ihren Stimmbändern verbreiteten die vor sich hin kiffenden Jungs eine am Event gemessene recht ordentliche Stimmung. Und das über neunzig Minuten. In Spanien ja eher die Ausnahme. Aus Novelda, was gar nicht mal so nah ist, hatten sich zwei Hände voll Leute her bewegt, die aber nur optisch auszumachen waren. Der Tabellenführer empfing ein Mittelfeld-Team. Nach noch ausgeglichenem Beginn nahm Atletico dann das Heft in die Hand und bestimmte die Partie bis zum Ende souverän, was sich in drei Toren niederschlug. Die Besucher waren damit noch gut bedient. Es hätte deutlicher werden können, aber der Spanier an sich ist einfach zu ballverliebt, mag es halt nicht so gern, das Leder mit roher Gewalt Richtung Tor zu befördern, sondern trägt es lieber in die Maschen. Ich machte mich auf den Weg nach Villareal eine Kleinstadt vor den Toren der Provinz-Kapitale Castellón de la Plana, die einzig allein durch den Fußball zu internationalr Bekanntheit gelangt ist.
Eine gute Stunde vor Kick-off war der optimale Zeitpunkt, um einen stadionnahen Parkplatz am Stadion ohne Parkplätze zu bekommen. Die wenigsten spanischen Stadien verfügen ja über Parkplätze für das einfache Volk, weil sie england-like oft noch mitten in der Stadt liegen. So auch das 'El Madrigal'. Man kommt so um ne Häuser-Ecke und "wamms" steht man direkt vor dem Ding. Seit bald 100 Jahren steht das Teil an ein und demselben Fleck und erst Anfang der 90er wurden die alten Tribünen abgerissen und neue erbaut. Eigentlich unfassbar, dass man dann nicht direkt einen neuen, geräumigeren Standort gewählt hat. Aber da spricht halt der Logistiker in mir (gelernt ist gelernt), denn den traditionellen Standort allen Widrigkeiten zum Trotz zu bewahren, finde absolut klasse. In Deutschland wäre das gar nicht möglich, weil irgendein Anwohner vor Gericht geklagt hätte, weil sein Hund während der Spiele nicht ruhig schlafen kann, worauf dem Verein dann die Nutzungserlaubnis entzogen worden wäre.
Das 'Madrigal' fasst knapp 22tsd Zuschauer. Ein höheres Fassungsvermögen ist auch nicht möglich, denn Ausbau-Möglichkeiten sind aus Platzgründen kaum noch gegeben. Aber eine größere Kapazität ist auch gar nicht erforderlich, da selbst gegen die großen Vereine beinahe nie 'sold out' vermeldet werden kann. Von außen wirkt der Ground schon sehr speziell. Innen kann man sich dann an den steilen Tribünen ergötzen. Die ganze Bude ist fürchterlich, nein nicht fürchterlich, sie ist genial eng, der Freiraum zwischen Seitenaus-Linie und der Bande unterschreitet auf der Ostseite ganz sicher einen Meter.
Highlight ist der Gästeblock, der wie ein Balkon über die ganze Breite auf die nördliche Hintertor-Tribüne aufgesetzt ist. Dieser wird im Leben nie voll, aber heute war er mit gut 8-900 Leuten sehr ordentlich besetzt. Für spanische Verhältnisse sogar eine absolut unglaubliche Zahl, werden die meisten Teams doch nur von einer Busladung Fans begleitet. Bei einem Gang um das Stadion war mir schon aufgefallen, dass erstaunlich viele Betis-Fans zugegen sind.
Keine Ahnung was der Grund dafür war, denn Sevilla ist von Villareal ja auch entspannte 700 Kilometer entfernt. Leider konnten die Gäste akustisch nicht besonders in Erscheinung treten, da der Away-Sektor - so kultig er auch angeordnet ist - nicht sehr stimmungsförderlich ist, und selbst eine größere Gruppe von dort oben eher über das Stadion hinweg singt. Supportwillig waren die Jungs und Mädels, das konnte man sehen und manchmal auch hören. Ist ja in Spanien auch nicht selbstverständlich. Der Witz des Tages war die aktive Villareal-Szene, die aus sage und schreibe dreißig Köpfen besteht. Wirkte eher wie eine Eltern-Gruppe, die ihre Kids in der F-Jugend anfeuert. Eigentlich einfach nur peinlich. Die sportlichen Vorzeichen waren eigentlich geklärt. Villareal, aufgrund komplett gelber Heim-Montur mit dem Spitznamen 'submarino amarillo' behaftet, mit direkter Tuchfühlung zum Spitzen-Trio und Betis eher an der Grenze der Abstiegszone. Aber das Gäste-Team machte eine richtig gute Partie und hatte mehrfach die Möglichkeit, in Führung zu gehen. Aber auch Villareal hatte seine Chancen, so dass ein Remis durchaus okay war. Nur ein torloses hätte es ja nicht sein müssen. Eine gute Stunde nach dem Schlusspfiff war ich zurück im Hotel und beschäftigte mich noch mit einer Liter-Bombe 'Alhambra', die mich sanft in den Schlaf sang...
So. 17.01. 12:00 - Valencia CF vs Rayo Vallecano 2:2 (Primera División), 35.042 Zuschauer (100 Gäste)
So. 17.01. 16:30 - CD Acero vs CF Elche B 0:2 (Tercera División, Grupo 6), 300 Zuschauer (0 Gäste)
Irgendwann gegen halb neun wurde ich wach. Das Frühstück war nicht der Oberkracher, aber was will man für die paar Peseten auch erwarten. Da sich das Wetter wieder vorbildlich präsentierte latschte ich noch mal zum Strand und genoss die Luft. Um halb elf fuhr ich die paar Kilometer in Richtung Stadion. Die Parkplatz-Situation war wie erwartet bescheiden, aber auf der breiten 'Avenida de Blasco Ibáñez' fand ich eine Lücke für den weißen Blitz.
Eine Stunde vor dem Kick-off lugte ich dann um die Ecke. Von außen macht das Estadio 'Mestalla' noch nicht so viel her, nur der seitliche Blick auf die steilen Oberränge hinter den Toren verspricht ein wenig von dem, was man vom Inneren erwartet. Also enterte ich die Bude und begab mich auf die 'Gol Gran Sur'. Joah, das 'Mestalla' ist schon ein Brett. Kann man nicht anders sagen. Richtig steile Ränge. Der Oberrang vermittelt den Eindruck, im 45-Grad-Winkel gebaut zu sein.
Lediglich die im Vergleich zum Rest des Stadions etwas niedrigere Haupttribüne verfügt über ein Dach, aber das schadet dem Schuppen überhaupt nicht. Der Oberrang der Gegentribüne überragt die anderen Tribünen noch einmal um einige Meter. Das Stadion ist einfach nur der Hammer und sichert sich einen Platz in der 'Top 10' meines individuellen Stadion-Rankings. 55tsd Zuschauer finden Platz. Da der Valencia Club de Fútbol, im ersten Jahrzehnt des aktuellen Jahrtausend dritte Kraft hinter Barca und Real und manchmal sogar besser, aktuell aber den Anschluss an die Top-Teams der Liga verloren hat und ins Tabellen-Mittelfeld abgerutscht ist, füllt sich das Stadium nicht mehr ganz so gut, erst recht nicht gegen einen relativ unattraktiven Gegner wie Rayo.
35tsd Leute sollten es am Ende sein. Im Unterrang der Südkurve befinden sich die aktiven Fans, die eine Mitmachquote zwischen 100 und 150 Leuten offenbarten. Nicht viel, aber für Spanien schon ganz okay. Gäste waren auch zugegen. Ganz oben im Eck auf der anderen Seite versammelten sich knapp 80 Rayo-Fans, die auch ständig irgendwas machten, wie man eindeutig sehen konnte, was aber nicht auf der anderen Seite ankam. Rayo steht als Vorletzter mit dem Rücken zur Wand. So war eigentlich mit einem dominanten Heim-Team zu rechnen, aber das Bild erinnerte mich an den Vorabend. Die Madrilenen spielten einen richtig erfrischenden Ball und bereiteten den Gastgebern gehörige Probleme. Nach einer Viertelstunde wurden sie dann mit dem Führungstreffer belohnt. Auch danach lief bei Valencia nicht viel zusammen, was zur Pause ein ordentliches Pfeifkonzert nach sich zog. Irgendwann fiel mir auch auf, dass unser Teilzeit-Weltmeister Mustafi für die Gastgeber auf dem Grün unterwegs war.
Insgesamt gehörte er noch zu den besseren und lieferte eine solide, unauffällige Partie ab, was für einen Verteidiger ja eher positiv ist, denn wenn man nicht besonders auffiel, hat man auf jeden Fall keinen großen Fehler gemacht. Wer nun nach dem Seitenwechsel ein stürmisches Gastgeber-Team erwartet hatte, sah sich spätestens nach fünf Minuten getäuscht, denn dann war die kurze Drangphase auch schon wieder verpufft und die Gäste knüpften unbeeindruckt da an, wo man mit dem Pausenpfiff aufhören musste. Aber wie es so ist, wenn man unten steht... auf der einen Seite hatte Rayo eine Wahnsinns-4fach-Chance und der letzte abgewehrte Ball leitet den Konter ein. Der Stürmer bekommt kurz hinter der Mittellinie den Ball, realisiert, dass der Gäste-Schnapper zu weit vor der Bude steht und nimmt einfach mal Maß. Vom rechten Innenpfosten sprang die Kugel dann ins Netz. Traumtor. War das nun die gerechte Strafe für die vergebene Chance oder einfach nur ungerecht aufgrund des Spielverlaufes? Vielleicht war es einfach nur das, was den Fußball so attraktiv macht - unberechenbar! Aber die Gäste ließ sich trotzdem nicht beeindrucken, was wiederum mich beeindruckte. In Deutschland wäre ein Abstiegskandidat auswärts wohl nun eingebrochen, aber Rayo machte einfach weiter. Mit gepflegtem Kurzpassspiel wurde der Gegner auf Distanz gehalten und zwanzig Minuten vor dem Ende die erneute Führung erzielt. Aber auch das sollte nicht reichen. Eine Unaufmerksamkeit beim Spielaufbau brachte den Gastgebern fünf Minuten vor dem Ende noch einen schmeichelhaften Punkt.
Nun hatte ich noch die Zeit ein wenig durch die Altstadt von Valencia zu schlendern. Eher zufällig passierte ich die 'Plaza Porta de la Mar', auf der gleichnamiger Triumphbogen steht. Der weitere Weg endete abrupt an einem Aufsteller vor einer kleinen Bar, der die 'Paella Valenciana' anpries. Paella gibt es ja in verschiedenen abweichenden Varianten, aber seine Ursprung hat dieses Reisgericht in der Region Valencia, wo es traditionell mit Hühnchen, Schweinrippchen und Kaninchen zubereitet wird.
Die bekanntere 'Paella Mixta', die nur mit Hühnchen zubereitet, aber dazu mit Meeresfrüchten angereichert wird, wird von den Einheimischen übrigens als 'Touristen-Paella' verunglimpft. Letztlich war die vor mir auf dem Teller befindliche Speise ein eher solides, unspektakuläres Erlebnis, aber ich saß halt auch in einer Bar und nicht in einem Feinschmecker-Lokal. Zeit, sich dem letzten Programmpunkt der Reise zu widmen. Auf dem Weg aus der Stadt raus, schlug ich mal den Bogen an der Baustelle zum 'Nou Mestalla' vorbei. Seit 2007 baut der Valencia CF an einem neuen Stadion, das aus dem Verkaufserlös des wertvollen Geländes des alten 'Mestalla' finanziert werden sollte.
Dummerweise kam dann die Immobilienkrise und keine Sau wollte das Gelände in der Stadt haben, so dass der Bau 2009 gestoppt wurde. 2011 ging es dann weiter, aber da das kreditgebende Bankhaus durch Finanzkrise eigene Probleme bekam, wurde der Bau aufgrund Kreditentzug 2012 erneut unterbrochen. Nach Abspecken des Bauvorhabens, wodurch über 40% der Baukosten eingespart werden sollen, läuft der Bau seit 2014 wieder. Angeblich. Denn - soweit man das von außen überhaupt beurteilen kann - sieht da mal überhaupt nix nach aktiver Baustelle aus. Whatever, der Plan sieht jedenfalls vor, dass das 'Nou Mestalla' zum 100. Geburtstag des Clubs im Jahre 2019 fertig sein soll. Wer also noch nicht im alten Stadion war, möge es alsbald verwirklichen. Das Ding muss man als Stadion-Feti erlebt haben. An der Spielstätte des zweiten valencianischen Primera-Clubs Levante UD vorbei, führte mich das Navi auf die Schnellstraße nach Sagunto.
War ich ja gestern erst, also bog ich kurz vor der Stadt nach Porto Sagunto ab. Sportliche Gegensätze auf wenigen Kilometern Entfernung. Gestern noch den tabellenanführenden Aufstiegs-Aspiranten gesehen, heute den Abstiegskandidaten.
Für den CD Acero, den Verein aus Porto Sagunto, ist das Begräbnisamt bei über zehn Punkten Rückstand auf den rettenden Bereich eigentlich schon gelesen. Was schade ist, denn das 'Etadio del Fornás' ist durchaus mindestens drittligatauglich. Auf allen vier Seiten befinden sich Sitztribünen. Die Haupttribüne ist im mittleren Bereich höher gebaut und überdacht. Die letzte Renovierung bzw der letzte Ausbau des Stadions kann noch nicht so lange zurück liegen, da alles noch recht neu wirkt. Zu allem Überfluss stellte sich mit der Zweitvertretung des Elche CF auch noch der Tabellenzweite vor. Die Gäste kontrollierten die Partie über die gesamte Spielzeit. Die Gastgeber spielten zwar solide, konnten oder durften aber nie gefährlich vor das Gäste-Tor kommen. Elche kreierte dagegen mindestens ein halbes Dutzend gefährlicher Torchancen, von denen zwei völlig unaufgeregt genutzt und die Punkte absolut ungefährdet und sachlich eingesackt wurden.
Eigentlich wollte ich ein Viertelstündchen vor dem Ende abhauen (mea culpa), um unnötigen Stress zu vermeiden, aber warum auch immer harrte ich bis zum Schlusspfiff aus. Damit hatte ich noch exakt 100 Minuten bis zum Abflug. Da es ja eine Krankheit von mir ist, es regelmäßig besser zu wissen als das Navi, wählt ich eine vermeintliche Abkürzung zur Autopista. Kürzer war es zwar. Dumm nur, dass es dort keine Auffahrt gab. Auffahrten auf die mautpflichtigen Autopistas gibt es eh nicht zu viele, daher hätte mir der vom Navi vorgeschlagene vermeintliche Umweg eigentlich einleuchten müssen. Blieb mir nichts anderes übrig, als denselben Weg zurück und dann quer durch die Stadt zum Aeropuerto zu fahren. Tanken musste ich noch und so rannen die wertvollen Minuten dahin. Eine Stunde vor Abflug war ich am Flughafen, aber der Mietwagen musste ja auch noch abgegeben werden. Dort holten dann gerade zwei einheimische Dödel ihr Fahrzeug ab, die scheinbar zum ersten Mal in ihrem Leben ein Auto gemietet hatten. Ohne des Spanischen mächtig zu sein, war klar ersichtlich, dass die beiden Ochsen über die Kaution diskutierten. Total sinnlos, denn das Mädel hinter dem Tresen hat diese Vorgabe ja nicht erfunden und wohl kaum den Spielraum, zu sagen "Okay, dann fahrt halt so". In diesem Wissen blieb die Dame auch betont freundlich, während ich kurz davor war zu explodieren und diesen Estúpidos klarzumachen, dass sie ihre scheiß Kreditkarte abdrücken und sich dann schleunigst verpissen sollen, aber dann sahen sie es doch noch von alleine ein. Um fünf vor halb acht hetzte ich dann rüber zum Terminal, wo hinter dem Flug auf der Anzeige schon 'last call' stand. Ab durch die Sicherheitskontrolle und als letzter noch fehlender Passagier enterte ich die Maschine. Hinter mir schmiss die Saftschubse die Tür zu und es hieß "Boarding completed". 25 Minuten vor dem Abflug!!! Hatte ich auch noch nicht und half auch nix, denn der Capitano meldete sich nach ein paar Minuten, dass wir zwar 'ready for take off' seien, der Tower sich aber nicht bereit erklärte, vorzeitige Starterlaubnis zu geben. Sinnlos mal wieder. Also standen wir zwanzig Minuten dumm rum, bevor zur Runway rollten. In Weeze holte mich dann die First Lady ab - was ist das eigentlich für eine unverschämte Frechheit, dass man neuerdings zwei Euro bezahlen muss, nur um überhaupt auf das Flughafen-Gelände fahren zu dürfen? - und der erste kleine Trip des Jahres fand seinen Abschluss.
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