19.-22.02.2011 --- Lissabon-Derby, Region Porto und eine Spur Galicien
Portugal hatte bis dato lediglich durch einen unterklassigen Pokalkick auf Madeira einen Eintrag in meiner Stadion-Liste und wollte daher zwingend 'richtig' besucht werden. Da in den Wintermonaten eher der Süden des Kontinents für Fußball-Touren taugt, um die Gefahr unliebsamer Überraschungen in Form von witterungsbedingten Spielausfällen möglichst klein zu halten, rückte das Land bei grober Überlegung Anfang Dezember in die engere Auswahl. Kurz den Spielplan gecheckt und so stach das Wochenende, an dem das Derby zwischen Sporting und Benfica stattfinden sollte, ins Auge. Also fix erschwingliche Flüge bei der irischen Low-Cost-Airline meines Vertrauens gebucht und auf die taggenauen Ansetzungen gewartet. Der Spielplangott war es ausnahmsweise mal gnädig. Der 'Giants Clash' in Lisboa wurde auf den Montag terminiert, so dass man für den Sonntag einen entspannten 'Dreier' (nein, nicht das, was ihr denkt) um Porto ins Auge fassen konnte. Dazu erfüllte sich auch die Hoffnung, dass Celta Vigo sein Heimspiel am Samstag-Abend austragen durfte. (Fast) perfekt! Lediglich der FC Porto tanzte aus der Reihe, in dem dessen Heimspiel europapokalbedingt bereits auf Januar vorgezogen wurde.
Sa. 19.02. 18:00 - Celta de Vigo vs CD Tenerife 1:0 (Segunda Division), 12.636 Zuschauer (30 Gäste)
Endlich mal ne menschliche Abflugzeit, die nicht ein nächtliches Aufstehen erforderte. Steffen war pünktlich um viertel vor zehn bei mir und es ging ab nach Weeze - diese Strecke finde ich bald auch mit verbundenen Augen. Im Flieger setzte sich ein Typ ungefähr in unserem Alter zu uns in die Reihe, mit dem ich nach einiger Zeit ein wenig ins Gespräch kam. Pierre aus Köln hatte ebenfalls vor, einige Spiele in Portugal zu besuchen. Nach dem Austausch der Planungen, frug er, ob er sich für den Kick in Vigo direkt anschließen könne, sofern der Mietwagen den Platz hergeben würde. Die Entscheidung vertagten wir auf den Zeitpunkt zu dem wir wissen würden, welchen Fabrikats und welches Modell unsere Droschke sein würde. Der Flug bereitete wie immer keine Probleme und fast auf die Minute genau setzte die Boeing 737-800 auf dem 'Aeroporto Francisco de Sá Carneiro' in Porto auf. Bis wenige Tage vor dem Abflug war es noch so, dass ich die Tour mit Steffen alleine angehen wollte. Über ein Forum kontaktierte mich dann aber Tobias aus Köln-Rodenkirchen, der mit seinem Kumpel Alex ebenfalls in der Region unterwegs war und exakt denselben Plan hatte. Allerdings waren die beiden bereits seit Donnerstag in Portugal. Jedenfalls nahmen wir das Angebot an, uns den beiden anzuschließen und auch den Mietwagen zu teilen. Alex wartete bereits am Ausgang des Flughafengebäudes auf uns und führte uns zu der Stelle, wo Tobias mit deren Nissan Micra wartete. Hm, ein Micra. Damit zu fünft, also zu dritt hinten, die 170 km nach Vigo und wieder zurück? Ich war eher dagegen, aber die anderen waren sozialer eingestellt, so dass ich mich zum Probesitzen überreden ließ und siehe da - die Möhre ist geräumiger als sie aussah. Hätte ich Pierre also fast zu unrecht die Mitfahrt verweigert. Beinfreiheit war erstaunlicherweise ausreichend vorhanden. Nur das Sitzen wurde auf Dauer etwas ungemütlich, da bei drei ausgewachsenen männlichen Exemplaren auf der Sitzbank doch eine gewisse Enge herrschte.
Die zweistündige Fahrt würde mit einschlägiger Fachsimpelei gut verquatscht und eine gute Stunde vor dem Anpfiff erreichten wir das 'Estadio Balaidos'. Nachdem uns ausgesprochen günstig Einlass gewährt wurde, konnten wir dem Spiel des Tabellenzweiten der zweiten spanischen Liga gegen die auf einem Abstiegsplatz befindlichen Insulaner entspannt folgen. Ein paar Hände voll Gästefans fanden auch den Weg nach Galicien, wobei wir uns fragten, ob diese tatsächlich den weiten Trip von den Kanaren auf sich genommen hatten oder ob es sich um Exil-Tinerfenos handelte. Die Galicier legten aber los wie der Teufel und mit ein wenig mehr Zielwasser hätte es nach fünf Minuten schon 2:0 gestanden. Das ließ auf eine interessante Partie hoffen und so passierte in den nächsten 84 Minuten..... nichts! Warum auch immer schlief die Partie ziemlich ein. Celta konnte den Schwung der Anfangsphase nicht konservieren und Teneriffa hatte nicht genug Qualität, um die Gastgeber ernsthaft zu gefährden. Jedoch kam es wie es so oft kommt, wenn man in der Tabelle oben oder eben unten steht. Die Heimelf raffte sich in den letzten Minuten noch einmal auf und kam in der Schlussminute zum umjubelten Siegtreffer und damit der erhofften Rückkehr in die Primera Division wieder einen Schritt näher. Insgesamt ließ die Stimmung aber spanientypisch zu wünschen übrig. eine etwa 100-120 Mann starke Gruppierung unterstützte das Heimteam zwar im Dauersupport, aber das waren einfach zu wenige, um wirkliche Fußballatmosphäre zu verbreiten. Auch die Tinerfenos gaben alles, hatten aber in der kleinen Anzahl natürlich ebenso wenig das Stimmungszepter in der Hand. Das 'Balaidos' hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Die letzte größere Renovierung erfuhr der Tempel zur WM1982 und so verbreitet der Kessel den Charme genau dieser Ära. Eine wohltuende Abwechslung zu den modernen Arenen der heutigen Zeit. Trotz kleiner Aschenumlaufbahn weiß das komplett überdachte Teil mit der die restlichen Traversen überragenden Haupttribüne absolut zu gefallen. Das Fassungsvermögen liegt bei knapp 32.000 Besuchern. Nach Ablichtung des sich leerenden Stadions ging es zum Auto und wieder zurücknach Porto, wo wir dank der unterschiedlichen Zeitzonen Portugals und Spaniens bereits gegen 21:15 Uhr eintrafen. Pierre trennte sich von uns, um sein Hostel aufzusuchen. Außerdem hatte er für den Sonntag ein abweichendes Programm und wollte sich erst Montag in Lissabon wieder mit Tobias und Alex treffen. Wir fuhren zu unserem Etablissement, welches sich allerdings als ziemliches Loch herausstellte. Die Decken und Wände zeigten einige Schimmelsporen und die Fensterrahmen waren dermaßen undicht und ungedämmt, dass man den Eindruck hatte der Straßenverkehr führe geradewegs durch den Raum. Weiterhin verfügte das ganze Gebäude über keinerlei Heizung, so dass wir auch aufgrund der phantastischen Fensterdichtungen trotz Nutzung aller vorhandener Wolldecken zwei empfindlich kalte Nächte erleben sollten. Kurz die Brocken abgeworfen und dann noch ein paar Bier schlürfen gegangen. Auf Empfehlung landeten wir im Uni-Viertel, in dem langsam das Nachtleben erwachte. Dort sammelte sich vor einigen nebeneinander liegenden Bistros oder Cafés langsam aber sicher eine feierwillige Menge, aber auch ein paar Obdachlose, die sich im Schnorren versuchten. Einer, der schon ordentlich den Kanal voll hatte, 'verliebte' sich in uns. Der Kollege war zwar wirklich gut drauf und lachte über das ganze Gesicht, allerdings ließ er sich auch trotz Stellungswechsels nicht abschütteln, so dass wir sein Interesse nur durch sternförmige Flucht in alle vier Himmelsrichtungen von uns ablenken konnten. Wir gönnten uns noch einige Zapfbiere und traten dann den Rückzug zum Nachtquartier an.
So. 20.02. 11:15 - CD Aves vs Moreirense FC 2:2 (Liga de Honras), 613 Zuschauer (75 Gäste)
So. 20.02. 15:00 - Leixoes SC Matosinhos vs Gil Vicente FC 2:0 (Liga de Honras), 1.735 Zuschauer (70 Gäste)
So. 20.02. 20:15 - Sporting Braga vs FC Pacos de Ferreira 1:2 (SuperLiga), 8.389 Zuschauer (60 Gäste)
Am Morgen nach einer wirklich recht unangenehm kalten Nacht frühzeitig aufgestanden und erstmal unter die Dusche um aufzutauen. Dann wurde mit Steffen ein kleiner Rundgang durch das alte Zentrum von Porto unternommen. Dann noch bei nem feinen Bäcker für das Frühstück versorgt und nach einem guten Stündchen trafen wir uns in unserem Schimmelschuppen wieder mit Alex und Tobias, um gemeinsam zum ersten Kick des Tages nach Vilas das Aves aufzubrechen, wo der heimische Clube Desportivo auf das Team aus dem benachbarten Moreira de Cónegos traf. Das Ziel wurde nach 50 Minuten erreicht. Das Stadion verfügt über eine Aschenbahn und hat die guten Tage lange hinter sich. Von außen wirkt es größer als es letztlich ist. Der Grundriss des Grounds erinnert an antike Kampfbahnen, da die südliche Hintertorseite über keine Tribüne verfügt und an einer parallel zur Torauslinie befindlichen hohen Mauer zu angrenzenden Privatgrundstücken endet. Zu unserem Glück hatten wir Plätze auf der überdachten Tribüne, denn exakt mit Spielbeginn begann es zu schütten wie aus Eimern. Der Dauerregen hielt in unterschiedlicher Intensität das ganze Spiel über an, zwischendurch von Blitz und ohrenbetäubendem Donner begleitet. Die Drainage konnte das ganze Wasser irgendwann auch nicht mehr ableiten, so dass das Geläuf irgendwann unter Wasser stand. Der Kick hatte aber trotzdem alles was es braucht, um 90 Fußballminuten kurzweilig sein zu lassen. Eine schnelle Gästeführung, das in Halbzeit zwei folgende 0:2 durch einen erst im zweiten Nachschuss rein gestolperten Elfer, eine rote Karte für einen Gästeakteur, kleine Handgreiflichkeiten auf der Tribüne, Ärger zwischen Ordnungsmacht und heimischer Ultraszene, Ausgleich kurz vor Schluss, wunderschöne Tore aus der Distanz. Die Gäste wurden von einer ca 40-köpfigen Gruppe von der Gegentribüne durchaus ansprechend verbal unterstützt, die 'Singung Section' der Heimelf kam auf die ungefähr selbe Anzahl an Kehlen. Pünktlich mit dem Schlusspfiff hörte der Regen auf, als wären höhere Mächte in unserem Dienst tätig. Sehr schön - so kamen wir trockenen Fußes zu unserer Luxuskarosse und konnten in aller Ruhe den Weg nach Matosinhos, die sich nördlich an Porto anschließende Hafenstadt, fahren.
Dort angekommen war noch ausreichend Zeit, so dass wir wiederum an einer Bäckerei anhielten, um unseren Hunger zu bekämpfen. Wenn die Portugiesen eines herausragend können, dann ist das backen!! Also deckten wir uns mit verschiedenen Backwaren ein und verzehrten diese vor der Tür bei mittlerweile sonnigem Wetter und ca 15 Grad. Zur Freude der Bäckereifachverkäuferinnen kehrten wir einzeln jeder ein zweites und drittes Mal in den Laden zurück, um uns mit neuen Köstlichkeiten zu versorgen. Dann ging es zu Spiel Número Dois des Tages. Der letztjährig aus der SuperLiga abgestiegene Leixoes SC empfing den Gil Vicente FC. Letzterer wurde von etwa 70 Anhängern begleitet, wovon sich etwa zwölf bis dreizehn anschickten den Club Ihres Herzens sangestechnisch zu unterstützen. Etwas skurril wirkte der geschätzt 150 kg schwere Capo, der in Personalunion als Fahnenschwenker tätig war und nicht müde wurde die anderen Sangeswilligen zu immer neuen verbalen Glanztaten zu animieren. Die von ihm verehrte Mannschaft hatte allerdings wenig zu bestellen. Leixoes brachte die Partie sicher nach Hause und durfte sich noch den Luxus erlauben, einen Strafstoß zu verdaddeln. Sehenswert allerdings das zweite Tor, ein direkt verwandelter Freistoß aus äußerst spitzem Winkel. Dieser brachte nicht nur die etwa 70-80 heimischen Ultras unter den 1735 Zuschauern in Wallung. Wirklich schönes Ding! Gegen Ende der Partie setzte wieder der Regen ein, so dass Steffen und ich, die das Spiel aus dem Gästeblock verfolgt hatten, Schutz unter dem Dach des Eingangs suchten. Das 'Estádio do Mar' ist ein komisches Ding. Wie in Aves fehlt hinter einer Hintertorseite jeglicher Ausbau, Der überdachten Haupttribüne gegenüber befindet sich eine ebenso überdachte Sitztribüne. Die ausgebaute Kurve ist aber nicht wirklich rund sondern eckig, ähnlich dem Nürnberger Frankenstadion. Früher scheint es eine Laufbahn gegeben zu haben. Da diese aber heute nicht mehr existent ist, hat man das Spielfeld einfach an die Haupttribüne heran gerückt, was wiederum eine übergroße Distanz zur Gegentribüne zur Folge hat.
Nach diesem Event hatten wir reichlich Zeit, um zum letzten Spiel des Tages nach Braga zu gelangen. Bei einer Fahrzeit von knapp einer Stunde waren wir dementsprechend früh vor Ort. Unser Vorhaben, die Kathedrale zu besichtigen, scheiterte am wenige Minuten zuvor begonnen Gottesdienst, so dass wir früh, eigentlich viel zu früh am 'Estádio Municipal' aufkreuzten. Letztlich stellte sich das frühe Erscheinen als günstig heraus, da wir am falschen Eingang geparkt hatten und einen fast zwanzigminütigen Fußweg um die weitläufige Anlage unternehmen mussten, um den richtigen Einlass zu erreichen. Das 'Municipal' - mittlerweile ist der Stadionname an einen bekannten Versicherungskonzern verscherbelt worden - begeistert noch mehr, als man es auf Bildern oder im TV erahnen kann! Es wirkt zwar durch die nicht ausgebauten Hintertorseiten irgendwie unfertig, aber durch die Tatsache, dass der Tempel an West- uns Südseite in einen Granitfelsmassiv gemeißelt wurde, verleiht der Sportstätte einen einmaligen Eindruck. Hinter der westlichen Hintertorseite baut sich besagter Felsen direkt auf. In diesen ist die elektronische Videoleinwand integriert. wenn man sich in das innere der Südtribüne begibt fällt der Blick ebenfalls auf nackten Fels, in dem die Tribüne verankert ist. Wirklich beeindruckend. Die beiden Tribünen verfügen über doppelte Ränge. Die Dachkonstruktionen kommen ohne Stützpfeiler aus, sind aber zur Stabilität durch mehrere, gut an die hundert Stahlseile verbunden. Die Ultraszene des Sporting Clube de Braga ist leider geteilt, was bedeutet das zwei etwa gleich starke Gruppen von circa 100 Mann Stimmung machen, eine auf der Nord- die andere auf der Südtribüne. Der Sinn wird sich mir nie erschließen, egal in welcher Szene man diese Trennung beobachten darf. Würde beide Gruppen zusammenstehen, ergäbe sich wahrscheinlich ein ansprechender Support, getrennt sind es halt nur relativ laue Lüftchen. Auch die etwa 30 'Yellow Boys' des FC Pacos de Ferreira brachten natürlich keine brachialen Gesänge zustande, durften aber einen Auswärtserfolg in einem insgesamt schwachen Spiel feiern. Dafür gab es auch hier beim Anschlusstor der Heimelf einen sehenswerten und nicht alltäglichen Treffer zu bestaunen. In Hüfthöhe angespielt, lupfte sich der Sporting-Akteur den Ball etwa in Höhe des Elfmeterpunktes per Selbstvorlage in Brusthöhe und pflasterte die Murmel volley mit einem halben Seitfallzieher unter die Querlatte. Chapeau! Nach Spielschlusss ging es zurück nach Porto, wo wir sofort unsere kalte Tropfsteinhöhle aufsuchten.
Mo. 21.02. 20:15 - Sporting Clube de Portugal vs Sport Lisboa e Benfica 0:2 (SuperLiga), 36.422 Zuschauer (6.000 Gäste)
Heut hätten wir zwar ne Stunde länger schlafen können, taten es aber nicht. Zumindest Steffen und ich nicht. Ich wollte noch gern auf die 'Dom Luís I.'-Brücke laufen, da man von dort nen guten Überblick über den historischen Teil der Stadt hat. Die Brücke sieht auch recht eindrucksvoll aus, wurde vom guten Herrn Eiffel erbaut und der Verkehr läuft auf zwei Ebenen - unten knapp über dem Wasser der Straßenverkehr und oben, in immerhin 45 Metern Höhe, Metro- und Fußgängerverkehr. Leider war es am frühen Morgen noch recht nebelig. Noch kurz dem Bäcker unseres Vertrauens nen Besuch abgestattet, wo wir auch Tobias und Alex antrafen, und damit war die Autobesatzung komplett. Nun hieß es deutlich über fünf Stunden über mautfreie Strecke in die portugiesische Hauptstadt gurken, wo wir also leider erst gegen 16 Uhr eintrafen. Im Nachhinein müssen Steffen und ich uns falschen Geiz vorwerfen. Dass Tobias und Alex Geld sparen wollten ist legitim, aber wir beide hätten einfach die Maut spendieren sollen. Schließlich wollten wir ja noch was von Lissabon sehen. Abgesehen davon war es ultranervig ständig auf engen Landstraßen hinter irgendwelchen Lkw festzuhängen. Da half auch der Blick auf die ab und an am Straßenrand ihr Dienste anbietenden Miet-Miezen nicht, die Laune zu verbessern. Nicht mehr zu ändern. In Lisboa hieß, es sich von unseren beiden Fahrern zu trennen, die nach Spielschluss per Nachtfahrt nach Faro wollten, um von dort noch nach England weiterzufliegen. Tschüss Tobias, Ciao Alex, war kurzweilig mit Euch. Gerne wieder!! Kurz in unserem Hotel eingecheckt, was sich deutlich angenehmer präsentierte (23 Euro Zimmerpreis für Doppelzimmer mit Bad und Frühstück) als der Feuchtraum in Porto, und dann telefonisch mit RWE-Kumpel Krösus kurzgeschlossen, der sich mit seiner Herzensdame schon ein paar Tage in Lissabon und Umgebung aufhielt. Die beiden befanden sich in einem Café in der City. Also mit der Metro dorthin gefahren, an der Zielstation etwas orientierungslos rumgeirrt, Timo Hildebrand (aktuell dritter oder vierter Schnappmann bei Sporting) fast über den Haufen gerannt, was zumindest mir nicht aufgefallen wäre, und dann doch noch Antje und Krösus gefunden. Einen kurzen Kaffee später ging es auf einen Rundgang durch Lissabon. Gut dass unsere neuen Tourgefährten sich schon auskannten, so bekamen wir doch noch einiges von der Stadt zu sehen. Hat mir gut gefallen - Lissabon wird mich bestimmt wiedersehen. Alsbald war es dann Zeit zum 'Estádio Alvalade' aufzubrechen. Ging per Metro ohne umzusteigen erstaunlich angenehm. Zudem hält das Dingen wirklich nur 100 Meter vom Ground entfernt und erst dort wurde das Gedränge größer. Tickets hatte uns Stefan schon am Samstag besorgt. Die Sicherheitskontrollen wurden ohne Beanstandungen überwunden und so waren wir frühzeitig drin im Tempel. Ganz schickes Teil, rundherum doppelrangig, die Geraden mit geschwungenem Dach höher als die Hintertor-Traversen, Kapazität für ca 45tsd Besucher. Einzig die wild gemischten bunten Sitzschalen haben Kritik verdient. Erinnert irgendwie an das Esprit-Dingens in der Landeshauptstadt. Ich finde auch nicht, dass ein Stadion dadurch voller wirkt, sondern irgendwie nur unaufgeräumter. Enttäuschenderweise war der Kick nicht sold-out, sondern nur von 36.500 Menschen besucht. Etwa 5 bis 6.000 davon drückten den Gästen die Daumen. Gute zehn Minuten vor dem Anstoß plötzlich hektische Betriebsamkeit auf der Gegengeraden. Eine Choreo wurde entfaltet. Und zwar waren Plastikbahnen am Geländer des Oberranges befestigt, die nun herunter gelassen wurden und auf denen... ja was eigentlich stand? Ich vermute, die Aktion geht aufs Konto der 'Torcida Verde', eine der Ultra-Gruppen von Sporting. Allerdings war die Nummer mangelhaft vorbereitet. Die Bahnen waren nicht gut befestigt, so dass die zuerst entrollten Transparente schon halb runterkamen, bevor die letzten ganz entrollt waren. Tja, relativ aufwendige Choreo verkackt, was die 'Torcida' aber auch erkannte und die Sache kurzentschlossen einstampfte. Dafür erntete man höhnischen Beifall von den Anhängern des Lokalrivalen. Zum Einlauf der Teams gab es nun nix Weltbewegendes. Große Fahnen, Doppelhalter, vereinzelt Pyro. Nicht sooo schlecht, aber für ein Derby irgendwie definitiv zu wenig. Benfica lieferte das deutlich bessere Spiel ab und ging folgerichtig in Führung. Danach konnte ich allerdings nicht mehr groß auf das Spiel achten, da unter uns im Unterrang (wir hatten Plätze im Oberrang hinterm südlichen Tor) auf einmal Riesentheater war. Leider ist mir der Grund bis dato nicht bekannt, jedenfalls knüppelte Polizei in Kampfuniform auf die Ultras ein. Allerdings gab es heftige Gegenwehr, so dass die Uniformierten sogar einmal den Rückzug aus dem Block antreten mussten, da der Pöbel sich sein Revier zurück holte. Letztlich behielt die Staatsmacht aber nach gut 20 Minuten Stress die Oberhand. Mitten in die Auseinandersetzungen fiel der vermeintliche Ausgleich auf dem Feld, aber der Referee entschied auf Abseitsposition. Während und nach dem Seitenwechsel blieb es ruhig. Sporting mühte sich nun redlich um den Ausgleich und war auch zahlenmäßig überlegen, da ein Benfica-Akteur mit dem Pausenpfiff einen Blick auf den roten Karton riskieren durfte. Man machte aber weniger als nichts aus der Überzahl. Im Gegenteil - die Gäste stellten mit dem zweiten Tor die Zeiger endgültig auf Auswärtssieg und setzten Ihre beeindruckende Serie damit fort. Nach dem Schlusspfiff verließen wir die Arena ziemlich zügig und quetschten uns in die Metro. An der Station 'Marques de Pombal' stiegen wir aus und unsere Wege trennten sich erst einmal. Herr und Frau Krösus mussten umsteigen, um zu Ihrem Etablissement zu gelangen und Steffen und ich machten uns auf Nahrungssuche. In einer Nebenstraße der breiten 'Avenida der Liberdade' fanden wir noch ein geöffnetes Thai-Restaurant direkt neben dem Hardrock-Cafe. Bei der Vorspeise mit dazu gehörigem merkwürdig grün aussehendem Dip hätte mir der Hinweis des Spelunken-Besitzers ('Hot!') vielleicht Warnung sein sollen. Dass grüner Curry-Dip aber Brandblasenbildung an den Rachen-Schleimhäuten zur Folge hat, musste ich erst lernen. Zum Glück kostete ein Glas Bier nur EUR 1,25 . Ob meine Hauptspeise lecker war, kann ich nur vermuten, viel geschmeckt hab ich nicht mehr. Nach diesem kulinarischen Aha-Erlebnis ging es dann ab ins Hotel. Dort schlürften wir quatschend noch die letzten beiden Flaschen unseres Biervorrates und begaben uns dann ins Reich der Träume.
Am nächsten Morgen hieß es zeitig aufstehen, da uns Antje und Krösus um 7:30 Uhr einsammeln wollten, um die Rückfahrt nach Porto anzutreten. Das hieß kurz vor sieben aus dem Bett quälen. Die Fahrt - dieses Mal über die mautpflichtige Auto-Estrada - verlief problemlos und so waren wir viel zu früh am Flughafen. Also mussten wir noch über zwei Stunden totschlagen, was aber auch irgendwie gelang. Leider stellte ich erst sehr spät fest, dass kostenloses Internet gab. Reichte aber zumindest, um sich mit den wichtigsten Ergebnissen vom Wochenende zu versorgen. Herr Ryan flog wie gewohnt pünktlich. An Bord wurden wir noch aus nächster Nähe Zeugen einer lautstark ausgetragenen verbalen Meinungsverschiedenheit zwischen einer älteren deutschen und einer jüngeren niederländischen Staatsbürgerin aber leider beruhigte sich die Lage viel zu schnell wieder. Am späten Nachmittag betraten wir wieder den Boden des Vaterlandes und eine wirklich runde Tour ging zu Ende.