G R O U N D F E V E R
  Moldawien
 

18.-23.08.2011 --- Moldawien & Rumäniens Norden oder die Entdeckung der Langsamkeit
 
Ende Juni verteilte ich eine Email an die üblichen Verdächtigen, dass ich im August unbedingt noch eine Tour in eine etwas ungewöhnlichere Region machen wollte und Mitstreiter suche. Da aus verschiedenen Gründen nur Daniel, den ich während der Baltikum-Tour kennenlernte, als einzig ernsthaft Interessierter übrig blieb, hatte dieser es natürlich leicht, dass Casting für sich zu entscheiden. Nächste Aufgabe war, das Ziel zu bestimmen. Mein erster Wunsch, der westliche Kaukasus, schied leider aus, da so kurzfristig keine erschwinglichen Flüge zu bekommen waren. Also hieß es Konzentration auf Wunschziel Nummer 2: Moldawien. Die erste Idee, dieses mit der Ukraine zu verbinden, wurde schnell wieder begraben, da auch hierhin die Flugpreise schon auf dem Weg in Richtung Mond waren. Ein spielplantechnisch perfektes Wochenende bot uns die zweite Augusthälfte. Also suchten wir uns Hin- und Rückflug von Dortmund nach Rumänien, da die Spielpläne dort schön zerpflückt sind, dass wir der Reise einen passenden Rahmen geben konnten.
 
Do. 18.08. 19:00 - FC Vaslui vs Sparta Praha 2:0 (Europa League Playoff-Hinspiel), 5.170 Zuschauer (50 Gäste)
 
Daniel sammelte ich um kurz nach 7:00 am Essener Hauptbahnhof ein. Zur Einstimmung auf die Tour wurde ich auf der B1 in Dortmund erstmal geblitzt. MERDA! Parken am Flughafen Dortmund geht im angrenzenden Wohngebiet ja wunderbar und so stand unserem Wizzair-Flug nach Bukarest-Baneasa nix mehr im Wege. Der Flieger ging mit geringer Verspätung, was unsere erste Etappe direkt interessant machte. Da Steaua gegen CSKA Sofia unsinnigerweise in Cluj spielte, war der einzig erreichbare Kick am Do-Abend der von Vaslui gegen Sparta. Vaslui spielt international aber eben auch nicht in Vaslui, sondern in Piatra Neamt. Minibusse fahren zwar öfters am Tag, die Fahrzeit beträgt laut Plan aber auch mehr als sechs Stunden für die 350 Kilometer. Autobahnen sind ja fast komplett Fehlanzeige, so dass zügiges Reisen kaum möglich ist. Um 13:00 sollte vom 'Autogara Basarab' nahe des 'Gara Nord' ein Bus abfahren, was eine Verpassen des Anstoßes bedeuten würde.  Planmäßige Ankunft unseres Fluggerätes war um 12:25 Ortszeit. Mit dem Taxi ist diese Etappe zum Busbahnhof locker zu stemmen. Am Vortag hatte ich mich noch mit dem Busunternehmen in Verbindung gesetzt. Emily von Mega-Travel war sich sicher, der Bus würde nur fünf Stunden brauchen und wir sollten anrufen, wenn es mit dem Erreichen des Busses knapp würde. Bild Sie würde dem Fahrer dann sagen, dass er ein wenig warten solle. Um 12:40 hetzten wir aus dem Terminal. Während Daniel uns mit rumänischer Währung (1 Euro = 4,2 Lei) versorgte, rief ich Emily an damit sie den Busfahrer instruieren konnte. Nun wurd es planmäßig doof. Eigentlich sollte man als Touri in Südosteuropa Taxifahrten ja generell vermeiden, aber erst recht an Bahnhöfen, Busbahnhöfen, Flughäfen, da dort die Taxi-Mafia lauert. Wir hatten aber keine Wahl und vor allen auch keine Zeit zu feilschen oder verschiedene Fahrer zu befragen. Die angestrebte Fahrt sollte bei Normalpreis maximal 30 Lei kosten. Unser Mann, ein etwas speckiger aber kräftiger Typ mittleren Alters, rief schon mal 'ungefähr 70' auf. Egal, wir hatten es eilig, also zähneknirschend akzeptiert. Zuerst machte der Mann seine Sache gut und gab ordentlich Gas, nachdem wir auf unsere Zeitnot hingewiesen hatten. Allerdings hatte er sofort nach Abfahrt den lose (!) auf dem Armaturenbrett liegenden Taxameter in einen für uns nicht einzusehenden Winkel befördert. Ich saß hinten und konnte eine kurzen Blick aufs Display werfen, wo ich eine 160 entziffern konnte. Damit war schon alles klar. Nach Ankunft am Busbahnhof rief der Fettsack dann tatsächlich die unglaublichen 160 Lei auf. Wir lehnten ab, worauf er sofort wieder anfuhr. Ich dachte jetzt schmeißt der uns irgendwo am Arsch der Heide raus, aber er fuhr nur ein paar Meter mit der rechten Flanke nah an einen Bauzaun um Daniel (auf dem Beifahrersitz) das Aussteigen unmöglich zu machen. Die Nummer war aber nicht konsequent genug umgesetzt und Daniel konnte sich aus dem Wagen zwängen. Ich war auch längst raus und wollte die Taschen aus dem Kofferraum holen. Der Dicke versuchte die Klappe runter zu drücken, aber während ich diese hochstemmte nahm Daniel die Taschen und schmiss ihm 50 Lei in den Kofferraum. Jetzt wurde der Typ richtig sauer und fing an uns rumzuschubsen. Also warf Daniel noch die zum ursprünglich angesagten Kurs fehlenden 20 Lei in den Kofferraum und wir machten uns aus dem Staub. Gut, dass wir zu zweit waren, so hatte der Mokel keine Chance. Allein wär es ein echtes Problem gewesen. Also verabschiedete uns der Drecksack mit Flüchen und Kopfschütteln. Verdammt - Taxifahrer sind dort echt fast alle nur Arschlöcher und Betrüger ! Der angestrebte Bus wartete tatsächlich und um kurz nach 13:00 ging es auf die Piste. Aufgrund zähen Verkehrs aus Bukarest raus, erfolglosen Wartens auf einen Zusteiger, Zwangspause wegen Geschwindigkeitsticket und zu viel Verkehr bei der Fahrt durch Bacau, zeichnete sich dann irgendwann ab, dass die Ankunftszeit deutlich verfehlt würde und der Spielbeginn ohne uns stattfinden würde. Ging zwar auf den Sack, aber auch nicht zu ändern. 19:30 Ankunft in Piatra Neamt, ziemlich gerädert, weil so ne Fahrt im engen Minibus auch nicht grad ne Wellness-Anwendung ist. Direkt am Busbahnhof ist eine Pension, die wir für die Nacht eigentlich buchen wollten, aber die war ausgebucht. Zumindest konnten wir das Gepäck zwischenlagern und dann ging es erstmal zum Stadion. Halbzeit eins hatten wir eh abgehakt, Durchgang zwei war das Ziel. Bild Bild Kamen während der Pause am Ground an und weil dort keiner ne Checkung hatte, gelangten wir wenigstens kostenlos hinein. Bild Ein kuscheliges Plätzchen auf der Haupttribüne gesucht und in Ruhe das Spiel zu Ende geschaut. Der FC Vaslui darf seine Europapokal-Heimspiele nicht im eigenen Stadion austragen, da dieses der UEFA nicht gut genug ist. Daher weicht man ins 'Stadionul Municipal Ceahlaul' in Piatra Neamt aus. Dieses fasst 18tausend Besucher ist in fast tadellosem Zustand und ganz in der Clubfarbe Orange des Heimvereins gehalten. Aus dem 140 Kilometer entfernten Vaslui war eine etwa 40-köpfige Supportgruppe angereist und auch die einheimischen Besucher hielten es mit den Landesbrüdern. Nach dem Kick hieß es dann eine Unterkunft klar zu machen. Das gelang irgendwann für eigentlich zu teure 110 Lei im 'Hotel Bulevard'. Ostblock-Charme pur!! Nach einem leckeren Abendessen und ein paar Bier ging es dann in die Pofe.
 
FR. 19.08. 18:00 - Sporting Suceava vs Ceahlaul Piatra Neamt II 0:3 (Liga a-3a), 330 Zuschauer (0 Gäste)
 
Bild Tag zwei begann mit einer erfrischenden Dusche. Da sich die Temperaturen während der gesamten fünf Tage weigern sollten sich unter die 30 Grad-Marke zu bewegen, war Schwitzen also täglich Trumpf. Schnell die 200 Meter zum Bahnhof und für je knapp 70 Lei die Tickets für den Nachtzug (inklusive Liegewagen-Reservierung) klarmachen, den wir nach Mitternacht in Roman mit Ziel Chisinau besteigen wollten. Sehr gut, dass mein multilingualer Genosse unter anderem das der rumänischen Sprache leidlich nahe stehende Italienisch fließend beherrscht. Das eröffnete uns in beinahe jeder Situation die Möglichkeit uns irgendwie zu vermitteln. Mir blieb es überlassen mich eher um sekundäre Belange zu kümmern. Während Daniel also mit der Dame im Ticketschalter kämpfte, machte ich mich auf die Socken zum benachbarten Autogara um den Transfer nach Suceava zu klären. Die im Internet erkundete 10:00-Verbindung existierte. Daniel kam dann mit den Tickets rüber, wir deckten uns noch mit Konditoreierzeugnissen und Wasserflaschen ein und ab ging es für 20 Lei pro Person im großen Reisebus. Für die etwas über 100 Kilometer benötigt der Bus 'kurze' 3,5 Stunden!! Bild Nervte aber nicht, da uns die klimatisierte Kutsche bei blauestem Himmel durch das wunderschöne Karpaten-Vorland schaukelte. Wiesen, bewaldete Berge, Seen, Klöster wechselten sich ständig ab. War fast wie eine tonlose Doku über Rumäniens Norden. Bild Bild Völlig relaxed kamen wir in Suceava an. In 'Irenes Hostel' direkt am Busbahnhof durften wir kostenlos unser Gepäck abstellen und wir eierten erstmal ein wenig durch die Stadt. Suceava ist lebhafter als ich es erwartet hatte und putzt sich grad ein wenig heraus. An vielen Stellen wurde gebaut oder saniert. Der (zwar noch schleppende) Aufschwung Rumäniens ist also auch im Norden des Landes angekommen. Trotzdem sieht man natürlich an jeder Ecke die hässlichen aber irgendwie faszinierenden Plattenbauten. Es war aber viel zu warm für einen ausgiebigen Rundgang. Also kurz den ÖPNV-Transfer zum örtlichen Bahnhof gecheckt und dann gegenüber des Stadions in einen Biergarten gehockt. Für unfassbare 22 Lei pro Nase gab es Suppe, Hauptspeise und vier große Bier. Kostenlos dazu gab es das Begaffen der knapp bekleideten rumänischen Schönheiten, die fröhlich an uns vorbei stöckelten. Gibt schlimmere Beschäftigungen um einen sonnigen Nachmittag zu verbringen . Kurz vor Spielbeginn überquerten wir dann die Straße und betraten bei freiem Eintritt den Ort der Begierde.
 
Bild Das 'Stadionul Areni' ist ein richtig genialer alter Kabachel. Ein Ding, das das Hopperherz höherschlagen lässt. Betritt man das Rund durch den Haupteingang, hat man zur Rechten die noch recht unspektakuläre Gegengerade mit Sprecherkabine und kleinem überdachten Bereich in der Mitte. Bild Die beiden Kurven bieten etwa 10 krumme und schiefe Stufen. Der absolute Kracher ist aber die doppelstöckige Haupttribüne. Im Unterrang hat diese etwa 15 Stufen auf denen kreuz und quer Holzlatten liegen, die wohl irgendwann einmal in Reih und Glied Sitzgelegenheit boten. Der Oberrang ist vierstufig und komplett überdacht. Durch diverse Löcher im bröckelnden Beton hat man freien Blick nach unten. In Deutschland wäre der Ground wegen Einsturzgefahr verriegelt und verrammelt und mit rotem Flatterband Bild bis zur Unkenntlichkeit eingewickelt worden. Hier juckte das keine Sau und man konnte rumturnen wo man wollte. Der Kick wollte da auch nicht weiter störend wirken und passte sich dem Zustand des Stadions an. 3:0 gewannen am Ende die Gäste. Wir mussten nun zügig unser Gepäck abholen und mit dem Linienbus zum etwas außerhalb in einem ziemlich zigeuner(pardon, politisch korrekt natürlich: roma)lastigen Vorort gelegenen Bahnhof. Dort stellte sich dann raus, dass der anvisierte Zug nach Roman zwar im Fahrplan stand, aber ohne Begründung mal einfach nicht fuhr. Die Tragik hielt sich aber in Grenzen, da der nächste Zug vollkommen ausreichte. Bild War halt einige Lei teurer und wir hatten nun über eine Stunde Zeit, die wir bei einem Gerstensäftlein in einem Eck-Cafe vertrieben. Der recht moderne Zug brachte uns dann in weniger als zwei Stunden nach Roman, wo wir eine weitere Stunde Aufenthalt hatten, bis der Zug nach Chisinau einlief. Dieser war entgegen unserer Erwartung pünktlich. Der Bahnhofsvorsteher hatte uns zugesagt, uns beim Zustieg zum Liegewagen zu helfen. Diese werden in der Nacht verschlossen, damit kein ungebetenes Volk Zutritt erlangt. Also muss man anklopfen, was unser Mann auch tat. Es öffnete sich aber die nächste Tür und dann wären wir vor Lachen fast zusammen gebrochen. In der Tür stand nämlich der Schlafwagenschaffner... in Badeschlappen, kurzer Buchse und oberkörperfrei. Absolute Situationskomik. In Deutschland würde jeder Passagier Schnappatmung bekommen, wenn ihm so Einlass zum Zug gewährt würde aber in Südosteuropa ist halt 'easy going'. Der gute Mann war aber trotz offensichtlicher Störung seiner Nachtruhe freundlich gestimmt und wies uns unser Abteil zu. Dieses verfügte zwar über vier Liegen aber wir blieben bis zum Ziel alleinige Bewohner. Eine weitere Dose 'Timisoreana' brachte uns endgültig die nötige Bettschwere und während der Zug bei sternenklarer Nacht durch die Weiten der Grenzlandschaft unaufhaltsam der Republik Moldau entgegen strebte (welch Poesie!), zog es uns ebenso unaufhaltsam ins Reich der Träume.
 
Sa. 20.08. 17:00 - Academia UTM Chisinau vs FC Tiraspol 0:2 (Divizia Nationala), 200 Zuschauer (30 Gäste)
Sa. 20.08. 20:00 - Dacia Chisinau vs FC Sfintul Gheorghe 2:0 (Divizia Nationala), 500 Zuschauer (200 Gäste)
 
Wenn man von vierfachem Wecken an der Grenze absieht (rumänischer Zoll - rumänischer Grenzer - moldawischer Grenzer - moldawischer Zoll), konnte man im Zug ganz gut pennen. Vom Wechseln der Drehgestelle auf die russische Breitspur bekam ich erstaunlicherweise nix mit, obwohl das ja eigentlich ein ziemliches Gerappel sein muss, und ich wachte auch erst fünf Minuten vor Ankunft auf. Bild Bild Kollege Daniel ließ sich auch vom Bremsen des Zuges nicht schocken, aber sich von mir zum Aufwachen überreden. Wir waren pünktlich auf die Minute und bestaunten erst einmal den topmodernen Bahnhof. Wirkte für die vielleicht zehn traurigen Abfahrten pro Tag ein wenig überdimensioniert. Nach dem Kauf moldawischer Lei (16 MD-Lei = 1 Euro), war es meine Aufgabe Christina anzurufen und unser Eintreffen zu melden. Aber der Reihe nach: Die Herzensdame eines Bekannten ist Moldawierin und stammt aus Chisinau. Ihre Eltern haben in unmittelbarer Nähe des eigenen Appartments ein Haus erbaut, welches aber noch nicht bewohnt ist. Nach Bekanntwerden unseres Vorhabens, wurde uns angeboten, dieses als Nachtquartier nutzen zu dürfen. Das freundliche Angebot nahmen wir natürlich gern an. Christina ist die zweite Tochter des Hauses und aufgrund ihrer englischen Sprachkenntnisse erste Kontaktperson. Wir suchten uns nun ein Taxi, verzichteten darauf die vor dem Bahnhof wartende Abzockermeute zu befragen und hielten stattdessen lieber eines ein paar hundert Meter weiter auf der Straße an. Wir einigten uns auf die vorher als angemessen kommunizierten 40 Lei und waren wenig später vor der Haustür unserer Gastgeber, wo Christina schon auf uns wartete. Im Haus sorgten Ihre Eltern noch ein wenig für Ordnung. Wir fühlten uns wirklich herzlich willkommen und bekamen einen Kaffee und Gebäck als kleines Frühstück gereicht. Noch ein wenig Smalltalk - mit dem Vater konnte man sich auch ganz gut auf Englisch verständigen, nur der Mama musste die Tochter als Übersetzerin dienen - und nachdem wir mit dem Vater ein abendliches Bier verabredet hatten, Bild Bild wurden wir uns selbst überlassen, um uns zu sortieren und eine erfrischende wie reinigende Dusche zu nehmen. Wir genossen sogar den Luxus getrennter Schlafzimmer. Nach Beendigung der Körperpflege  stand Sightseeing auf dem Programm. Wir klingelten bei Christina an, ob Sie Interesse habe, mitzukommen und uns ein wenig die Stadt zu zeigen und diesem Angebot kam sie auch nach. Nachdem sich unsere hübsche junge Gastgeberin ein wenig zurecht gemacht hatte ging es dann los. Zunächst bekamen wir den ÖPNV erklärt. Man hat die Wahl zwischen Nutzung der  für Südosteuropa so typischen Trolleybusse (über Oberleitung durch Strom angetrieben) für 2 Lei (= 0,125 Euro) oder der Minibusse (oder Marshrutkas) für 3 Lei. Immer wieder unfassbar, wie niedrig das Kostenniveau in diesen Ländern Europas ist. Also per Marshrutka in die City. Bild Bild Bild Dort wurden wir von Christina zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten geführt und bekamen nebenbei noch die jüngere Geschichte Moldawiens erklärt. Auf unsere Bitte hin ging es danach zum zentralen Busbahnhof der Stadt (es gibt noch zwei weitere), wo wir einerseits klären wollten, von wo die Abfahrten nach Chisinau gehen und zum anderen, auf welchem Wege es möglich ist, über Nacht das Land zu verlassen. Letzteres, weil wir vorhatten in der Nacht von Sonntag auf Montag die Rückreise nach Iasi in Rumänien anzutreten, uns den Besuch des Erstligaspiels in Medias am Montagabend zu ermöglichen. Bild Vorherige Internetrecherche hatte es schon erahnen lassen und so war das Ergebnis hinsichtlich eventueller Busverbindungen leider ernüchternd. So unglaublich viele Minibusse auch tagsüber kreuz und quer durch das Land unterwegs sindBild - am Abend kommt dieses System komplett zum Erliegen. Wir fanden lediglich heraus, dass es einen späten großen Bus nach Bukarest gibt. Die Eignung wollten wir aber erst zum entsprechenden Zeitpunkt prüfen. Der Busbahnhof und die umliegende Gegend, die komplett durch Marktstände belegt ist, erzeugen ein für den ordnungsgewohnten Westeuropäer völlig undurchschaubares aber irgendwie sympathisches Chaos. Alles wuselt durcheinander. Professionelle Händler versuchen alles zu verkaufen, was man braucht und was man nicht braucht. Alte Bäuerinnen bringen Ihre karge Ernte unter die Leute. Und durch das Marktgewirr zwängen sich Busse, Minibusse und Taxen. Irgendwie orientalisch. Faszinierend. Nun widmeten wir uns der Nahrungsaufnahme. Hier gelang es uns auch endlich Christina mal eine Kleinigkeit auszugeben, die sich bis dahin standhaft dagegen wehrte, dass wir uns auch nur im Geringsten für die Gastfreundschaft erkenntlich zeigen konnten. Danach ließen wir uns noch kurz in einem Biergarten nieder und von dort brachte uns unsere charmante Gastgeberin noch zum richtigen Minibus. Hier trennten sich die Wege, da ihr Interesse am einheimischen Fußball gen Null ging.
 
Wir schafften es, an der richtigen Ecke aus dem Gefährt zu springen und standen kurz danach auf dem 'Complexul Sportiv de Tineretului', derzeit Heimat des Tabellenletzten Academia im äußersten Norden der Stadt. Dieser empfing den FC Tiraspol, der von einigen Anhängern begleitet wurde. Darunter waren aber lediglich vier Aktive, die sich bei 30 Grad in der Sonne mit Bier aus 2-Liter-Plastikpullen verköstigten. Na, wenn's schmeckt. Bild Ob einer der vier zu viel genascht oder generell kein Rhythmusgefühl hatte, blieb ungeklärt. Jedenfalls schafft es der Hegel aber auch jeden Schlachtruf kaputt zu klatschen. Immerhin war dadurch ein gewisser Unterhaltungswert gegeben. Das Stadion verfügt lediglich über eine in den Landesfarben gehaltene unüberdachte Sitztribüne und kann sonst keinen Ausbau vorweisen, wenn man einmal von einem kleinen Bau mit manueller Anzeigetafel absieht. So spektakulär wie das Ambiente war dann auch das Spiel. Die Gäste gönnten dem Heimteam nicht den dritten oder sogar vierten und fünften Punkt der laufenden Spielzeit und nahmen die Zähler auf eher langweilende Weise mit nach Transnistrien. Die Sonne knallte und nach dem letztlich im wahrsten Sinne des Wortes heiß ersehnten Schlusspfiff stand die Aufgabe an, in einer guten Stunde die komplette Stadt zu durchqueren, da das Zimbru-Stadion, das auch Dacia als Heimat dient, ganz im Süden der Metropole ist. Da 'einfach' langweilig ist, beschlossen wir, euphorisiert durch die gut funktionierende Hinfahrt, auf das ursprüngliche eingeplante Taxi zu verzichten und es mit den Öffis zu versuchen. Bis zur City war es relativ einfach, da ja eigentlich fast jeder Minibus irgendwie dorthin gondelt. Man musste einfach nur auf die Beschilderung 'Piata Centralna' achten. Dort angekommen, wurde es etwas sportlicher, da es schon eine Kunst war, den Leuten begreiflich zu machen wo man hin wollte. Das zweite Problem war, dass jeder Einwohner wohl auch (verständlicherweise) nur die Verbindungen kennt, die für ihn interessant sind. Letztlich landeten wir im richtigen Trolleybus. Schwarzfahren ist übrigens unmöglich (und natürlich genauso unnötig), da es in jedem Bus eine Fahrkartenverkäuferin gibt, die unmittelbar auf jeden neuen Fahrgast zugeht und ein Ticket verkauft. Bild Ein gute Viertelstunde vor dem Kick-off trafen wir am Ground ein. Der Eintritt betrug 20 Lei und obwohl Tickets zu verschiedenen Preisen veräußert wurden, war die Platzwahl frei. Zunächst die obligatorischen Fotos geschossen und dann auf der Haupttribüne niedergelassen. Das 'Stadionul Zimbru' ist ein reines Fußballstadion und verfügt ausschließlich über in grün und gelb gehaltene Sitzplätze. Bild Die gewählten Farben basieren - oh wunder - auf den Vereinsfarben des Namensgebers, dem FC Zimbru. Etwas bizarr wirkt ein riesiger Plattenbau, der sich direkt hinter dem Stadion auftürmt, als wollte er es gleich verschlingen. Ebenfalls nutzen tut die Hütte der FC Dacia, der heute die Mannschaft aus dem 20 Kilometer nahen Sfintul Gheorghe empfing. Der Club ist nach zehnjähriger Schreckensherrschaft des Retortenclubs Sheriff Tiraspol endlich moldawischer Meister. Man muss aber der Gerechtigkeit halber einräumen, dass auch der FC Dacia nicht über lange Tradition verfügt, sondern erst 2000 gegründet wurde. Der Verein ist natürlich nicht nach dem Fahrzeughersteller benannt. Dacia ist vielmehr der rumänische Name der Region Dakien, die Teile Rumäniens und der Republik Moldau umfasst. Dieser Kick war auch nicht vollkommen, aber deutlich besser anzusehen, als die Nachmittagsaufführung. Die Gäste wehrten sich nach Leibeskräften und hatten mehrfach den Führungstreffer auf dem Fuß. Letztlich passiert dann das, was in derartigen Fällen fast immer passiert. Mit dem entsprechenden Bayern-Dusel netzte der Favorit kurz vor Schluss zwei mal ein und hielt damit den Anschluss an die Tabellenspitze. Während des Spiels fiel auf, dass knapp die Hälfte der Anwesenden dem Gastverein die Daumen drückten. Dieses war an Reaktionen auf Spielsituationen eindeutig auszumachen. Besonders engagiert war ein vor uns sitzender Away-Fan, der nicht müde wurde, den Referee mit lautstarken Kommentaren zu beleidigen. Nicht dass, wir es verstanden hätten, aber die begleitenden eindeutigen Gesten, ließen keinen Zweifel zu.
 
Nach dem Kick schwangen wir uns in die Trolley-Linie, mit der wir auch angereist waren, mussten aber feststellen, dass dieser eine leicht abgewandelte Route fuhr. Nicht schlimm. An einer strategisch günstigen Stelle das Luxusgefährt verlassen und eine entspannte halbe Stunde zum Haus gelaufen. Auf dem Weg kamen wir an der Fläche des alten Nationalstadions vorbei, das Mitte des letzten Jahrzehnts leider abgerissen wurde. Schade drum, wieder ein kultiges altes Ostblock-Rund weniger. Auf dem Gelände sind wohl noch Reste der Tribünen vorhanden, das große Haupt-Eingangstor auch noch in verwildertem Zustand erhalten, aber leider mit dicken Vorhängeschlössern verrammelt. Aber man hätte in der Dunkelheit eh nichts sehen können. Im bis 23:00 geöffneten Supermarkt erwarben wir noch Erzeugnisse lokaler Braukunst und Anti-Alkoholisches und vor unserem Domizil nahm uns Christina in Empfang. Ihr Vater sei leider müde und habe sich zur Ruhe gelegt, da er am nächsten Tag arbeiten müsse. Aber ihre Mom habe für uns ein einheimisches Gericht zubereitet, was sie uns gleich ins Haus bringen würde. Auf abermalige Frage nach ihrem Dad, sagte Sie, dass sie mal schauen wolle, ob er schon schlafe. Schließlich kam er dann doch mit seinen Damen rüber. Er nahm auch kein Blatt vor den Mund - im Bett habe er nicht gelegen, weil er am Sonntag arbeiten müsse (obwohl das korrekt war, da er als Mitarbeiter einer Zeitung die Montagsausgabe vorbereiten musste), sondern weil er am Nachmittag in ner Pinte mit ein paar Freunden ein Bier und einen Wodka zu viel hatte. Sympathisch, der Mann ! So saßen wir zu fünft noch lange zusammen, tranken etwas, quatschten über alles mögliche und  futterten Mamas Hackfleischröllchen. Dazu gab es Brot und Tomaten, die auch wirklich nach Tomaten schmeckten, nicht wie diese aufgeblasenen blassen holländischen Gen-Schrott-Wasserbälle. Lecker!!! Irgendwann war es dann aber Zeit ins Bett zu gehen, da uns noch die kurze Zugnacht in den Knochen hing.
 
So. 21.08. 19:00 - Sheriff Tiraspol vs Iskra-Stal Ribnita 5:1 (Divizia Nationala), 1.500 Zuschauer (50 Gäste)

Um 10:00 bimmelte der Wecker. Heute stand das Highlight der Tour auf dem Programm - Transnistrien! Es handelt sich um einen schmalen, aber 200 Kilometer langen Landstrich östlich des Flusses  Dnister, dem die Region auch den Namen verdankt. Dazu muss man sagen, dass die Bezeichnung 'Transnistrien' (also 'Jenseits des Dnister') in der abtrünnigen Region verboten und stattdessen 'Republik am Dnister' zu verwenden ist. Diese Region hat mich schon lange interessiert. Transnistrien erklärte sich kurz nach dem Austritt Moldawiens aus der Sowjetunion als unabhängig. Dieses hatte über Monate bewaffnete, bürgerkriegsähnliche  Auseinandersetzungen zur Folge, bis sich die Lage auf Vermittlung der Russen beruhigte. Während die Republik Moldau sich also von den Sowjets unabhängig stellte, erklärte sich der östliche Teil des Landes, eben Transnistrien, den Russen solidarisch. So ist Russisch Amtssprache, es wird auf Russisch unterrichtet und die Schrift besteht aus kyrillischen Zeichen. Die Regierung in Chisinau hat sich weitestgehend mit dem Zustand arrangiert. Die Verhandlungen sind festgefahren, eine einvernehmliche Lösung scheint ausgeschlossen. Allerdings ist genau das der Hemmschuh, der der moldauischen Republik eine (wenn auch ferne) Aussicht auf Beitritt zur EU nimmt, da eben die Klärung des Konfliktes hierfür Bedingung ist. Transnistrien wird international nicht als souveräner Staat anerkannt und ist Mitglied der 'Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten'. Es handelt sich also, vereinfacht gesagt, um einen Staat, den es eigentlich nicht gibt, der aber trotzdem existiert.
 
Leider machten wir nun einen Fehler, der uns später Zeit rauben sollte, uns in Ruhe in Tiraspol umzusehen. Wir trödelten rum, duschten zu lang, tranken Kaffee, verquatschten uns. Als wir uns von unseren Gastgebern lösten, war es schon deutlich nach 12:00. Der Papa war zur Arbeit, so dass wir uns persönlich nur von der Mama und Christina verabschieden konnten. Obwohl wir die Leute erst knapp 24 Stunden kannten, war der Abschied unglaublich herzlich und es wurde unausgesprochen deutlich gemacht, dass wir noch bleiben sollten, ja, dass man fasst entrüstet ist, dass wir nicht noch bleiben. Dieses Gefühl hatte uns schon der Vater gegeben, der sich, als er am Vorabend von unserem Aufbruchplan erfuhr, sehr plötzlich und einsilbig verabschiedete. So war es uns fast unangenehm, die Gastfreundschaft dieser wunderbaren Menschen, nicht noch weiter in Anspruch zu nehmen. Doch hatten wir vor, Moldawien irgendwie über Nacht zu verlassen, um uns das Montagsspiel in Medias zu ermöglichen. Um die Damen nicht noch mehr zu kränken, erklärten wir aber, dass der Fahrtverlauf nach Siebenbürgen in Zentral-Rumänien noch ungeklärt sei und wir daher zeitig los wollen, um das Erreichen unseres Rückfluges von Targu Mures nicht zu gefährden. Die Unwahrheit war das ja auch nicht, da es noch einige Fragezeichen auf dem zu absolvierenden Weg gab. Wir hielten uns noch die Option offen, am späten Abend zurückzukehren, falls wir bei unserem Abreiseversuch scheitern sollten. Also brachen wir auf, um zunächst mit dem Minibus zum Piata Centralna zu gurken. Dort angekommen suchten wir die Gepäckaufbewahrung auf. Diese hat zum Glück bis 23:00 auf. Riskante Sache, da wir knapp zurückkommen würden, aber 'irgendwat is ja immer'. Nun forschten wir erstmal bei einigen Taxifahrern nach, ob diese generell bereit wären, in der Nacht nach Iasi oder zumindest bis zur Grenze zu fahren. Dem war so. Die aufgerufenen Kurse kreisten um die 40-50 Euronen. Interessant war noch die Verständigung. Konnte sich Daniel mit dem ersten noch auf Portugiesisch(!) verständigen, verstand der zweite gar nix. Auf der Heckscheibe seines alten VW-Jetta prangte übrigens ein Aufkleber des 'VW-Clubs Rhein-Neckar'  wie man dort überhaupt haufenweise in unserem Land ausrangierte Fahrzeuge, vorrangig Busse und Lkw, mit deutschen Schriftzügen sieht. Es ging also mit Händen, Füssen, Notizen auf einem Zettel, Zahleneingabe im Handy-Display voran, als eine junge Verkäuferin vom benachbarten Getränkestand aufmerksam wurde und dazu kam. Das Mädel konnte ein paar Brocken italienisch, aber so richtig ging es nicht ans Eingemachte. Also rief sie einen Bekannten an, in Moldawien lebender Italiener, mit dem Daniel dann über ihr Handy sprach. Fehlte aber noch die Kommunikation mit dem Taxi-Mokel. Also entschied der Gesprächspartner kurz vorbei zu kommen, da er eh in der Nähe war. Gesagt, getan. Weiterhin gesellte sich auch noch der neugierige Verkäufer des nebenan befindlichen Imbisses dazu, so dass die Menschentraube immer größer wurde. Kam mir vor wie in einem Comedy-Sketch. Unser Italiener, der aussah wie der Bruder von Sepp Blatter, war dann der perfekte Mittelsmann, letztlich vertagten wir uns ob der Entscheidung aber in die Abendstunden.
 
Also zurück zum Busbahnhof und Tickets nach Tiraspol gekauft. Für die 75 km grad mal 29 Lei, keine zwei Euro. Die Minibusse fahren jede Viertelstunde und benötigen circa zwei Stunden für die Strecke. 20 Kilometer vor Tiraspol wird es dann interessant. Man kommt an die Grenze, die es eigentlich nicht gibt. Zunächst der moldawische Grenzer, der die ganze Sache recht gelangweilt abhandelt, dann geht es vorbei an Panzern zum transnistrischen Posten. Dort dauert es dann schon länger. Man erhält einen Migrationsschein. Dieser umfasst zwei identische Abschnitte für Ein- und Ausreise, die man ausfüllen muss. Dann gibts irgendwann das okay, das Grenzbüro zu betreten. Dort werden dann die Daten ins EDV-System eingegeben, man wird gefragt, was man in Transnistrien möchte ("Sightseeing and Sheriff-Football") und zum Schluss gibts nen Stempel auf den Schein und man darf die Grenze zu Fuß queren. Bild Der Einreiseabschnitt verbleibt natürlich im Büro. Derweil ist der Bus auch rüber und wurde von den Soldaten durchsucht. Also alle wieder einsteigen und weiter. Wenn man länger als 24 Stunden im Land bleiben möchte, muss man sich übrigens bei den Behörden anmelden. Am Bahnhof von Tiraspol endete die Reise. Hier klärten wir erstmal die Rückfahrt nach Chisinau für den Abend. Entgegen der auf der großen Tafel im Busbahnhof von Chisinau aufgeführten Zeiten (letzter Bus von Tiraspol um 20:50), wurde klar, dass ab 19:00 nix mehr geht. Schlecht, denn zu dem Zeitpunkt war grad mal Anstoß. Also durften wir uns wieder mit der lokalen Taxi-Dunkelszene rumschlagen. Dieses wurde durch die nun unüberwindbare Sprachbarriere fast zur Farce. Wer schon mal mit Russen verhandelt hat, weiß um deren Art. Bis der Chef der Mafia erstmal geschnallt hatte, dass wir nicht sofort sondern erst am Abend und vom Stadion nach Chisinau wollten, vergingen schon zwanzig nervenaufreibende Minuten in denen der Ton immer grober wurde. Sogar ein Soldat gesellte sich belustigt hinzu. Bild Die Krönung war ein junger Typ, der schön auf dicke Hose machte, in dem er behauptete Englisch zu sprechen und dann kaum seinen eigenen Namen heraus bekam. Irgendwann war es vollbracht und wir einigten uns auf 35 Euro. Bild Ein stolzer Preis, aber drunter ging nix und vorher wurde mir seitens meines ortskundigen Bekannten auch ungefähr dieser Betrag prognostiziert. So zogen wir mit dem ungewissen Gefühl, ob wirklich alles verstanden wurde in Richtung Zentrum. Wir waren auf Rückkehr vor 23:00 zwingend angewiesen, um unser Gepäck noch auslösen zu können. Der Clou ist ja auch noch, dass sich der Staat, der keiner ist, eine eigene Währung gönnt, die es ja eigentlich nicht gibt. Für 15 Euro bekamen wir 210 transnistrische Rubel, das sollte für den Aufenthalt reichen. Mittlerweile war es schon 16:45, also kaum noch Zeit, sich mit der Stadt zu befassen. Hätten wir uns morgens mal mehr beeilt. Tiraspol besitzt eine merkwürdige Atmosphäre. Es sind deutlich weniger Autos auf der Straße, die Bebauung ist zwar relativ dicht, aber es gibt trotzdem sehr viel grün, vor allem Bäume. Bild Bild Bild Es gibt wahnsinnig verrotzte Plattenbauten, aber auch moderne Gebäude. Es gibt Sowjetprunk und kalte Regierungsgebäude. Auch Herr Lenin steht auf einer Riesensäule vor dem Parlament. Wir setzten uns kurz in 'Andi's Grill & Pizza' um uns zu stärken und liefen dann mit einem kurzen Abstecher zum Fluss den Boulevard mit den politischen Bauten runter. Die sächsische Stadt Eilenburg strebte Anfang des Jahrtausends übrigens eine Partnerschaft mit Tiraspol an, zog das Vorhaben aber nach deutlichem Hinweis des deutschen Außenministeriums, dass das aufgrund des sensiblen politischen Terrains keine gute Idee sei, klammheimlich zurück. Nun wurde es Zeit für uns und es ging mit dem Trolleybus zum Sheriff-Komplex.
 
Der FC Sheriff ist der Club des gleichnamigen Unternehmens. Dieses hat die absolute Macht im Land. Der Unternehmensgründer Viktor Gushan hat sein Unternehmen nach seiner früheren Tätigkeit als Polizist benannt. Sheriff ist quasi in allen privatwirtschaftlichen Bereichen tätig. Es gibt Sheriff-Supermärkte, -Tankstellen, -TV-Sender, -Verlagshäuser, eine Schnapsfabrik undundund....! Sheriff nimmt Einfluss auf die transnistrische Politik und es gibt Quellen, die besagen dass Gushan lediglich Handlanger des Landespräsidenten ist und dessen Gelder reinwäscht. Bild Bild Hört sich gemessen an der Region nicht unglaubhaft an, wie ich meine. Das mehrere 100 Mio. US-Dollar teure Vereinsgelände des FC Sheriff ist ein absolutes Juwel, nachdem sich mancher Bundesligist (wenn nicht gar alle) die Finger lecken würden. Es gibt das große Stadion 'Bolshaya Sportivna Arena' für 13.000 Zuschauer, das die UEFA-Regularien erfüllt, Länder- und Europapokalspielen als Spielstätte dient und keine Wünsche offen lässt. Dann das kleine Stadion 'Malaya', das 9.300 Leuten Platz bietet und die Ligaspiele beherbergt. Außerdem eine Halle für 3.500 Zuschauer mit Feld in Wettbewerbsgröße. Weiterhin acht(!) Trainingsplätze mit verschiedenen Belägen. Bild Tennisplätze sind ebenso vorhanden wie 5-Sterne-Hotel, Spielerwohnungen und Fußballschule. Eingerahmt wird alles von einer parkähnlichen Anlage. Gegen diesen Komplex wird das neue RWE-Stadion ein echtes Armenhaus, dieses nur zum Vergleich. Meine Fotos zeigen die Gegebenheiten nur bedingt. Ich empfehle jedem, sich die Bilder im Internet anzusehen und die Geschichte des Landes nachzulesen - es ist einfach hochinteressant! Wir hatten die Tickets bereits im Fanshop in der Stadt für 8 Lei, also keine 60 Cent ergattert. Ausgezeichnet waren die Tix mit 'VIP Sektor B'. Nach einem Rundgang über das Gelände, wo mich ein Sicherheitsfuzzi einfing und mir 'No Foto!' einbläute (ja ne, is klar), ging es ins Malaya-Stadion. Wir gingen einfach mal ins Foyer des VIP-Bereiches mit der Erwartung weggeschickt zu werden. Allerdings waren wir offenbar richtig und konnten auch Plätze im angegeben Sektor, Mitte der Haupttribüne einnehmen. Irgendwie gehen die Stadionuhren da schon anders. Während in allen anderen Stadien Südosteuropas die Schalen der von fast allen Besuchern gefressenen Sonnenblumenkerne einfach auf den Boden gespuckt werden, bis man knöcheltief drin steht, hatte hier jeder eine Tüte  für den Abfall dabei. Auch das obligatorische Fuss-auf-der-Lehne-des-Vordersitzes-abstützen wurde umgehend durch Ordner unterbunden. Überhaupt konnte man in der kleinen Arena vom Boden essen. Alles sehr sauber. Entgegen der politischen Lage spielen die transnistrischen Vereine in den moldauischen Ligen mit und gehören auch dem Verband an, wohlwissend, dass ein Europapokalstart sonst unmöglich wäre. Bild Unter den 1.500 Besucher war eine Busladung aus dem immerhin 130 Kilometer entfernten Ribnita, was bei den hiesigen Straßenverhältnissen bestimmt gute vier Stunden Fahrt bedeutet. Bild Nach nicht einmal zwei Zeigerumdrehungen war die Partie auch schon entschieden, da der Rekordmeister durch zwei Blitztore quasi uneinholbar in Führung ging. Die kleine Gruppe der Gästefans unterstützte ihr Team trotzdem tapfer weiter. Auch der FC Sheriff hat eine kleine Support-Gruppierung. Unter den sechs Toren waren vier designierte Treffer für die Auswahl 'Tore des Monats'. Heut war offenbar Distanzschuss-Tag. Viermal landete die Murmel aus großer Distanz im Torknick. Schön anzusehen, wie überhaupt das Spiel der Heimmannschaft. Hätte höher ausfallen können. In der Pause musste ich die Facilitäten nutzen und Daniel wollte zwei Bier für uns erwerben. Als ich vom WC zurück kam grinste er mich an: 'Alles für lau!'. Hammer. Wie das für 60 Cent Eintritt gehen konnte war uns zwar völlig unklar aber auch genauso egal. Also wurden zwei Bier konsumiert, schließlich waren wir längst völlig unterhopft. Ganz witzig, dass die Bedien-Danuta nicht in der Lage war aus den Dosen einzuschenken sondern nur zwei Becher Schaum produzierte. Also nahmen wir ihr die Arbeit ab.  Die Brühe war zwar recht warm, aber warmes Bier ist immer noch kälter als gar kein Bier. Zwei Tüten Chips und weitere Biere fanden zur zweiten Halbzeit noch den Weg ins Stadion.
 
Nach dem Schlusspfiff und hektisch geschossenen Fotos stand nun die bange Frage im Raum 'kommt Ivan oder kommt er nicht'. Er kam, aber erstmal lief es anders. Er fuhr an uns vorbei und zeigte 'Daumen hoch'. Wir waren verwundert, aber er hatte noch einen Fahrgast in seinem Mercedes Vito, den er wohl erstmal wegbrachte. Fünf Minuten später war er wieder da. Wir sprangen auf die erste Rückbank und er bog auf die Ausfallstraße nach Chisinau ab. Doch halt, warum fährt Ivan in die falsche Richtung und zwar wieder in die Stadt. Wir wiesen ihn lautstark darauf hin, worauf er lautstark irgendwas von zwei Minuten zu verstehen gab. Wir wieder deutlich, dass wir vor 23:00 in Chisinau sein müssen und er meinte 'nix Problema'. Nun gab Ivan richtig Gas und wir glaubten er hole einen weiteren Kunden ab, um das eh schon gute Geschäft noch zu versüßen. So rasten wir mit 100 Sachen und mehr durch Wohngebiete. Wenn ein Fußgänger im kargen Licht der wenigen Straßenlaternen sichtbar wurde, wurde einfach das Fernlicht eingeschaltet und der Passant sprang in Todesangst zur Seite. Nach wenigen Minuten kamen wir in einem wenig vertrauenserweckenden Plattenbauviertel an und bogen in eine Sackgasse ein. Ich bedeutete Daniel wachsam und auf alles gefasst zu sein. Konnte auch eine Falle sein. Letztlich war aber alles ganz harmlos. Wir hielten vor einem Plattenbau, unser Chauffeur telefonierte und nach kurzer Zeit kam ein aufgetakeltes, kurzberocktes Blondinchen aus dem Eingang gestöckelt. Hatte sich Ivan der Schreckliche lediglich sein Stöpselmäuschen bestellt, damit die Fahrt für ihn nicht so langweilig würde. Also Abfahrt. Die Grenze wurde unspektakulär mit nur kurzer Sichtkontrolle über eine Nebenstrecke bezwungen und dann raste unser Bolschewik händchenhaltend und mit der anderen Hand am Lenkrad mit über 100 Klamotten über stockdunkle Straßen mit bescheidener Fahrbahndecke gen Chisinau. Wir kamen am Ende vor halb elf an. Hatte er doch gut gemacht. Die Kohle abgedrückt, Tschüss Ivan, Tschüss Stöpselmaus. Das Gepäck abgeholt und zum Doppeldeckerbus nach Bukarest der auf der anderen Seite des Autogara schon wartete. Daniel versuchte die Wegstrecke in Erfahrung zu bringen und zwei Plätze bis Barlad hinter der Grenze klarzumachen, aber einerseits konnte man uns nicht mitnehmen, weil ausgebucht, und zum anderen wollte man glaub ich gar nicht. Fahrer und Ticketverkäufer waren derart genervt, dass man uns kurzerhand aus dem Bus schmiss. Also Variante B: Taxi. Da kam doch auch schon ein Dacia Logan Kombi um die Ecke. Direkt hin und der etwa 50-jährige Lenker machte bei der Frage 'Iasi' erstmal große Augen. Verständigung war wieder schwierig und es fielen immer wieder die Worte Iasi und Sculeni, dem Grenzort. Wir einigten uns auf 650 Lei (40 Euro) bis Iasi und es ging los. Richtig geklärt war die Sache aber nicht. Wir beharrten auf Iasi und der Fahrer faselte immer abwechselnd von Iasi und Sculeni. Beim Tankstopp am Stadtrand von Chisinau wollte der Mann schon den vollen Fahrpreis haben, aber wir gaben natürlich erstmal nur den Betrag von 500 bis zur Grenze. Das Problem für die Moldawier besteht darin, dass sie ein Visum für die EU brauchen. Dass nicht jeder ein Dauervisum mit sich führt (falls es das gibt) war uns klar und damit auch, dass es schwierig würde einen Direkttransfer bis Iasi zu bekommen. Es ging gute 2,5 Stunden durch die Nacht, während der wir und auch der Fahrer fast wegnickten. Zum Glück bis auf einen Ausritt ins Kiesbett nix passiert. Krankenhaus in Moldawiens Provinz muss ich nicht unbedingt haben. Als wir an die Grenze kamen, hielt der Mann rechts an und machte uns klar, dass es nicht weiter gehe, weil er nicht nach Rumänien einreisen dürfe. Das fehlende Geld wollte er natürlich trotzdem und versuchte uns in einer Light-Version des Bukarester Taxi-Drecksacks an der Entnahme unseres Gepäcks zu hindern. Er war aber chancenlos und als er Daniel am Arm packte und dieser ihm klar machte, dass das ein weiteres Mal nicht ohne körperliche Disziplinierung bleiben würde, ließ er uns die paar Meter zum Schlagbaum ziehen. Dieser regelte aber nur den Einlass aufs Grenzgelände. Ein junger Soldat bediente die Schranke von einem kleinen Kabuff aus. Für diesen waren wir eine willkommene Abwechslung in der langweiligen Nacht. Es war kurz vor 2:00. Der Taxi-Mafiosi war uns gefolgt und quasselte auf den Grenzer ein, was dieser recht unberührt zur Kenntnis nahm. Leider mussten wir erfahren, dass wir die Grenze zu Fuß nicht queren dürfen, sondern irgendeinen Fahrer eines passierenden Fahrzeuges überreden mussten. Störte uns nicht, wir hatten nun Zeit. Der Bus von Iasi fuhr erst um 6:00 und bis dort waren es nur noch knapp 30 Kilometer.
 
Im Grenzbereich standen vereinzelt Lkws, deren Fahrer wohl Nachtruhe hielten. Diese schieden also aus. Sporadischen Autoverkehr gab es nur in Richtung Moldawien. Also warteten wir. Mittlerweile 45 Minuten. Der Taxifahrer hatte irgendwann wieder auf freundlich umgestellt und sich längst verzogen. Unser Grenzmann telefonierte mit seinem Handy. Irgendwann kam ein Fahrzeug mit Bukarester Kenzeichen und Zielrichtung Rumänien, dem wir bedeuteten anzuhalten. Nun wurd es skurril. Der Soldat ging zu dem Fahrer und erklärte den Sachverhalt. Der Fahrer ein junger Typ, erklärte sich bereit uns zu fahren. Multumesc! Also Gepäck in den Kofferraum und rein in den Wagen. Doch stop! Als ich die Beifahrertür aufriss, lag auf dem zurückgedrehten Sitz ein Typ und pennte. Dieser schälte sich verschlafen aus dem Sitz und ließ uns hinten einsteigen. Nun gut, also los, ab nach Iasi. Aber was zum Teufel...?! Wir fuhren in die andere Richtung von der Grenze weg. Kurz überlegten wir, ob der Soldat gesagt hatte 'Hier, die haben nen Landsmann beschissen, lass die mal irgendwo am Arsch der Welt raus'. Wir warteten aber ab und nach etwa einem Kilometer stieg der Beifahrer aus und wir fuhren wieder zur Grenze. Haben wir nicht verstanden die Aktion, war uns aber auch egal. Ebenso unverständlich, dass unser Fahrer als Moldawier die beiden Zoll- und Ausweiskontrollen genauso problemlos passierte wie wir. Schien aber auch, dass die Posten ihn kannten. Egal Hauptsache es klappte und um 3:15 in der Früh waren wir in Iasi am Bahnhof. Während der Fahrt hatten wir rausgefunden, dass unser Schleuser Taxifahrer war. Also dachten wir uns schon, dass es kein Dienst im Sinne der Völkerverständigung sein würde. Wir gaben ihm genau den Betrag, den der Chisinauer Taxifahrer noch bekommen hätte und er war einverstanden. Ob der Grenzer den Mann nun vorher angerufen hatte, oder ob das ne spontane Aktion am Schlagbaum war, haben wir nicht erfahren. Auf jeden Fall wusste er, dass er Geld für die Fahrt bekommen würde. Wir liefen zum Busbahnhof um zu checken ob der Bus auch fährt. Dort fanden wir aber nur einen Obdachlosen und ein paar Straßenhunde vor, die gemeinsam nicht begeistert ob der Störung waren und anfingen zu kläffen. Also zumindest die Hunde. Danach ließen wir uns bis zur Busabfahrt in einem 24-Stunden-Shop nieder.
 
Mo. 22.08. 18:45 - Gaz Metan Medias vs CSU Vointa Sibiu 3:0 (Liga 1), 3.400 Zuschauer (200 Gäste)
 
Ein gemütliches Döschen Bier und einen heißen Kakao später mussten wir dann wieder zum Busbahnhof aufbrechen. Die Kutsche war zum Glück nicht der im Internet angegebene Minibus, sondern ein moderner Reisebus. Dieser wurde auch nicht sehr voll, so dass wir uns jeder in einer eigenen Sitzreihe breit machen konnten und schnell in den Schlaf fanden. Auf dem Weg nach Siebenbürgen querten wir die Ostkarpaten. Immer wenn ich mal einige Minuten wach war, konnte ich ein paar Blicke in diese traumhafte Berglandschaft werfen. Wirklich wunderschön. Nach gute sechseinhalb Stunden Fahrt, die natürlich fast vollständig verratzt wurde, kamen wir dann in Targu Mures an. Der Plan war nun, Hin- und Rückfahrt nach Medias (etwa 70 Kilometer südlich) zu klären und eine Unterkunft für die kurze Nacht zum Rückflugs-Dienstag zu suchen. Leider stellte sich heraus, dass wirklich um 13:00 schon der letzte Bus nach Medias fuhr. Also schnell ins Hotel neben dem Busbahnhof. Bild Die beiden Rezeptionisten waren sehr bemüht einen erschwinglichen Mietwagen für uns aufzutreiben, aber so kurzfristig war nichts günstiges zu finden. Fünf Minuten vor Abfahrt des Busses entschieden wir, Bild Bild diesen zu nehmen und alles weitere mal wieder auf uns zukommen zu lassen. Für die kurze Strecke benötigte die Schaukel fast zwei Stunden. Am Autogara in Medias fanden wir heraus, dass es zumindest noch einen späten Bus um 22:45 zurück nach Targu Mures gibt. War das schon mal geklärt. Im noch äußerst sozialistisch verranzt wirkenden Hotel Central konnten wir die Dame am Empfang mit Hilfe eines 5-Lei-Scheines überzeugen, unser Gepäck aufzubewahren und auf der Toilette des Hauses ein wenig Wischi-Waschi-Morgen- oder besser Nachmittagstoilette zu erledigen. Bild So ne Zahnbürste im Mund kann ja echt einiges, wenn man vom Gefühl her ein totes Zwergkaninchen im Rachen liegen hat. Ein schlechtes Mittagessen später machten wir einen kleinen Rundgang durch die Altstadt von Medias. Hübsches Städtchen, liegt inmitten einer der deutschen Sprache noch sehr verbundenen Region, so dass man meist sehr gut verstanden wird. Es war wieder schweineheiß, so dass es uns bald in ein chilliges Freiluftlokal verschlug. Hier wurde in Ruhe der Hopfenhaushalt im Körper reguliert und dann schlurften wir zum 'Stadionul Municipal Gaz Metan' herüber. Bild Beim anstehenden Kick, 10 Lei Eintritt für den Sitzer auf der Geraden, gegen Sibiu, die Stadt mit dem ins Deutsche übersetzt so wundervoll klingenden Namen 'Hermannsstadt' handelte es sich um eine Art Derby, da die Gäste gerade mal 50 Kilometer zurücklegen mussten. Das Stadion besteht aus der alten Tribüne auf der West-Geraden, Bild einer neuen überdachten, doppelstöckigen Tribüne auf der Ostseite und einer schmalen Nordkurve. Die Südseite hat keinen Ausbau. Der Gästeblock füllte sich erst kurz nach Spielbeginn mehr und mehr, bis für rumänische Verhältnisse sehr ansehnliche etwa 200 Personen vor Ort waren, die auch einen erstklassigen Dauersupport hinlegten und sich nicht von der sportlichen Unterlegenheit ihres Teams hemmen ließen. Schade, hätte mir den Tor-Pogo gern angesehen, wenn der Tausend-Prozent-Konter beim Stand von 0:0 kurz vor der Pause vollstreckt worden wäre. Die kleine Gruppe der Heimelf, die 'Lupi Negri' also 'Schwarze Wölfe', hatte jedenfalls keine Chance gegen den Gäste-Support. Nach dem letztlich einseitigen Kick konnte man problemlos auf den Rasen. Ein paar Bilder gemacht, mit dem kleinen Sohn eines Spielers noch ein paar Bälle gekickt und dann machten wir uns wieder auf in die Altstadt.
 
Es war noch ein wenig Zeit bis zur Bus-Abfahrt, die nochmal mit zwei Tour-Abschluss-Bieren überbrückt wurde. Dann das Gepäck ausgelöst und ab zum Autogara. Dort war schon alles wie ausgestorben. Zwei, drei Busfahrer turnten noch an ihren abgestellten Fahrzeugen rum und gab uns die Info, dass der Minibus nach Targu Mures außerhalb des Geländes anhält. Gut, dass wir das erfuhren, sonst wär das Teil an uns vorbei gerauscht. Dem Lenker des Minibusses klar gemacht, dass er auf jedem Fall am Flughafen halten soll. Das war auch gut so, denn wir pennten trotz fürchterlicher Fahrbahndecke wie auch Fahrweise des Kutschers schön weg, bis irgendwer 'Aeroporto' durch den Bus brüllte. Nun standen wir da, um kurz nach Mittenacht. Der Abflug war für 6:15 angesagt. Es gibt nur drei bis vier Abflüge und ebenso viele Ankünfte täglich, also ein absoluter Mini-Flughafen. Unverständlicherweise, aber zu unserem Glück, trotzdem über Nacht geöffnet. Wir waren die einzigen 'Hotelgäste'. Bänke waren Fehlanzeige, also rückten wir uns die wenigen Stühle zurecht und legten uns darauf. Aber irgendwas drückte immer auf irgendeinen Knochen. So ging es nicht. Also auf den Boden gelegt, Zwar nicht zu kalt aber zu hart. Also wieder auf nen Stuhl und versucht im Sitzen zu pennen. Alles Schrott! Irgendwann siegte die Müdigkeit und man pennte halbstundenweise ein und wachte wieder auf, bis der Betrieb im Flughafen reger wurde. Das war definitiv die beschissenste Nacht, die ich je an einem Flughafen verbracht habe und der Verzicht auf ein Hotelzimmer für die kurze Nacht war Sparen am falschen Ende. Aber nachher ist man immer klüger. Hinter dem Security-Check fanden wir dann herrlichste gepolsterte Bänke vor. Ein Jammer, dass man da in der Nacht nicht rein konnte. Die Maschine ging pünktlich und so waren wir auch zeitig wieder in Dortmund. Mein Wägelchen stand noch unversehrt dort, wo ich es zurück gelassen hatte. Daniel schmiss ich am Dortmunder Hauptbahnhof raus und um 8:30 saß ich 'frisch und munter' an meinem Arbeitsplatz. Eine wirklich phantastische Tour mit vielen gesammelten Eindrücken, skurrilen Situationen und einem abenteuerlichen Nachttransfer lag hinter uns. Unfassbar freundliche Menschen durften wir kennenlernen und uns mit ebenso unglaublichen Vollidioten rumärgern. Diese Reise wird sicherlich in Erinnerung bleiben.
 
 
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(Manni Breuckmann)


 
 
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