04.-09.11.2010 --- Muie Steaua!! Bukarest und Walachei
Nachdem der erste Versuch einer Rumänien-Tour aufgrund akuten Wintereinbruches im März diesen Jahres am Abreisetag gestoppt wurde, war es der feste Plan, diesen Länderpunkt im Herbst nachzuholen. Natürlich sollte die ganze Geschichte um ein Bukarest-Derby herum gebaut werden. Da es mir das Stadion von Rapid virtuell angetan hatte, wurde der Termin durch den Kick Rapid-Steaua letztlich vorgegeben. Ganz gute Wahl, wie sich herausstellen sollte. Da frühzeitig feststand, dass am Donnerstag vor dem Derby-Wochenende Steaua ein Europa League-Heimspiel haben sollte, konnte frühzeitig mit den groben Vorbereitungen begonnen werden.
Do. 04.11. 22:05 - Steaua Bucuresti vs FC Utrecht 3:1 (Europa League), 9.000 Zuschauer (160 Gäste)
Los ging es am Donnerstag-Vormittag. Geflogen wurde aufgrund der besten Abflugzeiten mit Lufthansa Regional (bedient durch kleinere Maschinen von Eurowings) ab Düsseldorf, was zwar mit komplett 88 Euronen etwas teurer wurde als kalkuliert, aber dafür gabs dann wenigstens freie Getränke und ne Mahlzeit. Ankunft ca 14:50 Ortszeit (Zeitverschiebung ist + 1 Stunde) auf dem Flughafen Otopeni, Kohle umgetauscht (4,30 Lei = 1 Euro) und ab in den Expressbus zum Gara de Nord, Bukarests Hauptbahnhof. Dort angekommen, den Stadtplan bemüht und wie geplant erst mal ca 20 Minuten Fußweg zum Stadion Giulesti von Rapid Bukarest gelaufen, um Tickets für das Derby am Montag gegen Steaua zu sichern. Das ganze bei bestem Wetter, 20 Grad und Sonne, was sich in den kommenden Tagen nicht ändern sollte. Die nicht schlecht aussehenden Damen des leichten Gewerbes, die mich anquatschten, überstand ich noch ohne Probleme. Anders sah es beim ersten Straßenhund aus, der mir entgegen kam. Wie ich im Laufe der nächsten Tage feststellen durfte, verhalten sich diese im Normalfall eher kooperativ und legen eine ungewöhnliche Furcht vor Menschen an den Tag. Dieser nur kniehohe Drecksack sah es offensichtlich anders. Nachdem ich ihn ohne groß Notiz von ihm zu nehmen passiert hatte, knurrte die kleine Sau und biss mir kurz entschlossen in die Wade. Zum Glück nicht sonderlich feste, so dass weder in Hose noch Wade ein Loch zurück blieb. Ich dachte, ich glaub es nicht, sah das kleine Mistvieh an und überlegte kurz, ob ich mit dem Köter einen Field Goal-Versuch starten soll, entschied mich dann aber meinen Weg ungerührt fortzusetzen. Kurz danach Ankunft am Rapid-Ground. Vor dem Eingang zum Fanshop standen etwa 15 männliche Personen, die aussahen wie der Kategorie 'Rahmenprogramm' zugehörig. Ich trug wie so oft mein schlichtes NEC Nijmegen-Cap auf der Runkel und wurde einigermaßen irritiert angestarrt. Aufgrund dunkelblonder Haarfarbe war ich ziemlich eindeutig als Westeuropäer zu identifizieren, da von hundert Rumänen neunundneunzig dunkle Haare haben. Ich frug einen Auserwählten wo es Tickets für Montag zu kaufen gibt und er verwies mich in den Fanshop. Die Dame an der Kasse sprach jedoch kein Englisch und rief einen der Jungs zu Hilfe. Dieser fragte mich in englischer Sprache nach meiner Herkunft und nach meiner Antwort 'Germany', sagte er sofort auf Deutsch 'Okay, wir können Deutsch miteinander sprechen'. Kasimir hatte ein Jahr in Hamm gelebt, ein wenig Germanistik studiert und half im Betrieb seiner Eltern mit Übersetzungen in und von deutscher und englischer Sprache. Er selbst ist ein führendes Mitglied einer der Gruppen der 'Peluza Nord' und erzählte mir, dass abwechselnd Gruppen aus der Kurve am Stadion aufpassen müssen, dass sich keine Steaua-Leute Tickets für den Heimbereich sichern. Außerdem würde meine Mütze für Verwirrung sorgen, da NEC-Hools vor zwei Jahren beim Euro League-Auftritt beim Stadtrivalen Dinamo zusammen mit Steaua-Leuten Theater gemacht hatten, und daher der NEC nun ganz klar Steaua zugeordnet wurde. Wer kann sowas ahnen... also die Mütze in den Rucksack gepackt, um keine Probleme in der Rapid-Gegend, die schwer als Zigeuner-Stadtteil verrufen ist, zu bekommen. Kasimir brachte mich noch zur Metro und bot mir an, abends mit ihm und seinen Leuten ein paar Bier zu schlürfen, aber ich musste ablehnen. Wir verabredeten, uns spätestens am Montag vor dem Derby wieder zu treffen.
Mit der Metro zurück zum Gara und von dort eine Viertelstunde zu Fuß zum auserwählten Hostel, der Villa Butterfly. Diese stellte sich als unspektakulär, aber sauber und ruhig heraus und bot sogar 2er-'Schlafsääle' an. In einem eben jener hatte ich mir für 11 Euro ein Bett für die erste Nacht gesichert, Frühstück inklusive. Am nächsten Tag sollte noch Thomas aus Münster dazu stoßen. Kurz ne Dose Bier gestürzt, die Brocken in die Ecke geschmissen und dann Richtung Zentrum getingelt, um auf Empfehlung des Rezeptions-Mädels ein bestimmtes Restaurant aufzusuchen. Dort gabs für 50 Lei Vorspeise, Hauptspeise (schweinescharfe rumänische Würstchen) und zwei halbe Liter Gerstensaft. Keine 12 Euro, nicht schlecht, allerdings sollte sich herausstellen, dass das ganze noch viel günstiger geht. Mittlerweile war es 19:30 und da ich mir vorgenommen hatte, ein möglichst großes Teilstück der etwa 7-8 km zum Stadion zu laufen, um erste Eindrücke von Bukarest zu sammeln, musste ich los. Also am Rande der Altstadt entlang zum 'Haus des Volkes' oder 'Casa Poporului', dem Sitz des Parlaments. Dort forderte das Bier seinen Tribut und ich musste mich in einer Häusernische gegenüber dem riesigen Parlamentsgebäude erleichtern. Wie ich danach feststellte, hatte ich das Justiz-Ministerium begossen, nicht die schlechteste Wahl Nun an Ost- und Südflanke des Parlaments vorbei und mal in ein Wohnviertel abgebogen. Im Dunklen zwar irgendwie gruselig zwischen den hohen Plattenbauten, aber richtig unsicher fühlte ich mich nicht. Dann eingebogen in den Boulevard Ghencea und als ich die Flutlichter sehen konnte, verließen mich Lust und Kraft und ich sprang für die letzten 2 km in den Bus. Dem Stadion gegenüber dann noch ein Bierchen und ab zum Ticketkauf. Für 50 Lei gab es einen Sitzer auf der Gegengeraden, eigentlich teuer für hiesige Verhältnisse, aber egal. Nach drei (!) äußerst genauen Einlasskontrollen durfte ich den Allseater dann unter die Lupe nehmen. Nix dolles. Drei Seiten gleich hoch gebaut mit abwechselnd in roten und blauen Sitzschalen gehaltenen Blöcken. Die Haupttribüne bietet einen zweiten, überdachten Rang. Beim genauen Hinschauen darf man feststellen, dass die Hucke ihre besten Tage weit hinter sich hat. Fast alle Sitze vom Wetter ausgeblichen, viele Schalen zerbrochen, nicht richtig befestigt oder ganz fehlend. Nach dem Kick-off wurde seitens Steaua erst einmal eine Böller-Batterie abgefeuert. Fragte mich, wie die Dinger bei den Einlass-Filzereien in den Ground gelangen konnten, aber bei den großen Clubs stecken Security und Kurve eh unter einer Decke. Das Spiel ging dank eines Doppelschlages kurz nach der Halbzeit mit 3:1 an die Heimelf. Stimmung trotzdem nur geht so. Aber Utrechts Freistoßtreffer zum zwischenzeitlichen Ausgleich war allein das Eintrittsgeld wert. Nach Schlusspfiff noch ein wenig am Stadion rumgeklüngelt. Eigentlich wollte ich mich nach dem Spiel mit Sjoerd treffen, einem Utrecht-Fan aus Boxmeer (nahe Goch), mit dem wir (Thomas und ich) einen Großteil der Tour zusammen bewältigen wollten. Sjoerd war mir bisher nur per Email bekannt und da die anwesenden Utrecht-Fans abgeschottet und mit Bussen direkt vom Gästeblock zum Zentrum kutschiert wurden, musste das Händeschütteln auf den nächsten Morgen verschoben werden. Also wieder den Boulevard in Richtung Zentrum gelaufen, da der ÖPNV nur bis 23:00 arbeitet. Irgendwann dann keine Lust mehr auf die Lauferei gehabt, also ein Taxi aufgesucht, die zu jeder Tages- und Nachtzeit an allen Straßenecken zu haben sind. Ich weiß nicht, ob der Taxi-Mokel das große Geschäft witterte, jedenfalls war er nicht so für die Nutzung des Taxameter, ich aber schon. Also gab es ein kurzes Kundengespräch nach Osteuropa-Art. Ich: "Mit Taxameter." - Taxi-Mokel: "Nix Taxameter." - Ich: "Taxameter!" - Taxi-Mokel: "Nix Taxameter!" - Ich-Mokel: " Taxameter oder Kollega." (und zeigte auf die Droschke hinter ihm) - Taxi-Mokel " Ok, Taxameter". Na geht doch, also ab zum Hostel und schnell in die Falle.
Fr. 05.11. 14:00 - FC Caracal vs Jiul Rovinari 1:1 (Liga a III-a, Seria 4), 150 Zuschauer (0 Gäste)
Viertel vor Neun aus dem Bettchen gequält. Mehr schlecht als recht geschlafen, obwohl ich meinen Raum für mich allein hatte. Allerdings lag der direkt neben dem Eingang, so dass bis tief in die Nacht ständig irgendwer den Gang runter latschte. Eine zwangserfrischende Dusche brachte mich auf Kurs. Warmes Wasser war grad mal aus, aber lauwarm war es noch erträglich. Nur n Käffken und dann wieder ab zum Gara, wo ich um 10:00 mit Sjoerd verabredet war, den 10:45-Zug Richtung Craiova zu nehmen. Dieses konnte planmäßig in die Tat umgesetzt werden. Ich musste mich erst einmal von dem Vorurteil verabschieden, dass die rumänische Eisenbahn nur über antiquierte Waggons verfügt und völlig lahm unterwegs ist. Mitnichten - die Züge sind durchaus modern und auch einigermaßen flott unterwegs. Zwischenstopp sollte zunächst Caracal sein, die Fahrt dorthin verging aufgrund angeregter Unterhaltung unglaublich zügig. Caracal ist ein etwa 30tsd Einwohner zählender Ort auf zwei Drittel der Strecke zwischen Bucuresti und Craiova und sollte heute Austragungsort eines Drittliga-Kicks sein. Auf dem Weg zum Stadion kam uns auch endlich das erste Pferdefuhrwerk entgegen, in Rumänien trotz zügig voranschreitender Entwicklung immer noch durchaus gängiges Verkehrsmittel. Das 'Stadionul Parc' ist für die rumänische Drittklassigkeit ein echtes Schmuckstück. Das Spielfeld umrahmt von einer Aschenbahn, eine angemessen Hohe Haupttribüne mit überdachten 'Business-Seats', eine teilweise überdachte Gegengerade, der ganze Ground blau bestuhlt, bis auf ein kleines Stück auch in den Kurven. Eintritt mussten die 150 Unentwegten - Gästefans waren nicht zu erkennen - und wir nicht entrichten. Das Spiel war eine ziemliches Gewürge und dem angenehmen Ambiente eher unangemessen. Und so fläzten wir uns in zwei Sitzschalen auf der Gegentribüne, als ich hinter mir teutonisches Sprachgewirr vernahm. Es ist wie es ist - Hopping ist nun mal kein seltenes Hobby unter deutschen Bürgern und man trifft auch beim vermeintlich uninteressantesten Kick in den hintersten Winkeln Europas immer noch Gleichgesinnte. In diesem Falle fünf Jungs aus Braunschweig auf Ihrem Weg quer durch Rumänien. Nach dem Schlusspfiff latschten wir zurück zum Bahnhof, konsumierten ein excellentes Stück Kuchen und einen fürchterlichen Hamburger und bestiegen den nächsten Zug nach Craiova. Dort angekommen war es der Lauferei erst einmal genug und wir entschieden uns für die Busfahrt zum Stadion. Diese entwickelte sich zum kleinen Abenteuer, da der Kutscher über die Schlaglochpisten heizte wie ein Geisteskranker und wir dabei noch mit ohrenbetäubender Volksmusik aus den Buslautsprechern beschallt wurden. Das Stadion entgegen unserer Befürchtungen doch sicher erreicht, brachte uns ein hilfsbereiter Bus-Mitinsasse zur etwas speziellen Stadionkasse. Diese war aber nur ein Campingtisch Marke 'fliegender Händler'. Jedoch war der Verkauf offiziell wie legal. Da die Spiele von Uni Craiova diese Saison sehr gut besucht sind, scheint der Kartenverkauf lediglich ein wenig Improvisation zu erfordern. Für umgerechnet nicht mal EUR 1,20 gab es ein Sitzplatzticket für die Kurve. Vor dem Spiel gab es noch einen Hopfendurstlöscher im Privatverkauf des Platzwarts in einem unscheinbaren Raum in der Haupttribüne, den wir zufällig entdeckten. Das 'Ion Oblemenco' ist ein großes komplett bestuhltes Rund mit Kapazität von knapp 30tsd. Offizielle waren 22.000 Zuschauer zugegen, ich hätte etwas mehr geschätzt. Das Spiel enttäuschte insgesamt eigentlich nicht, aber irgendwas fehlte. Sportlich spielte die frenetisch unterstützte Heimelf den Überraschungs-Tabellenführer aus Galati an die Wand. Dieser sollte aber die Punkte aufgrund erfolgreicher Mauer-Konter-Taktik die Punkte trotzdem mitnehmen. Der Support war wirklich gut, auch die etwa 60-70 mitgereisten Gäste-Supporter waren dank dumpfer Trommel einige Male zu vernehmen aber ein wenig mehr optische Untermalung hätte die Sache abgerundet. Leider fehlte dies ganz, daher doch deutliche Abzüge in der B-Note. Nach dem Kick galt es die Zeit bis zur Abfahrt des Nachtzuges nach Bukarest zu überbrücken, was uns mit dem Besuch eines Keller-Pubs ganz gut und kurzweilig gelang. Der Fußweg zum Bahnhof gab uns dann endgültig den Müdigkeitsrest und nach Einstieg in die Büchse um viertel vor zwei sanken wir in unserem Abteil in Sekundenbruchteilen in den Schlaf. Dieses hatten wir erstmal für uns allein, aber nach zwei Stunden flog die Tür auf und irgendein ein grober Bauern-Mokel forderte unfreundlichst einen Sitz ein. Damit war es mit dem Schlaf weitestgehend vorbei und ich verbrachte die letzte Stunde des Weges im Sitzdösen. Nach Ankunft in der Hauptstadt trennten ich mich von Sjoerd, der in seinem Hotel noch ein wenig schlafen und um 11:00 ein Zweitligaspiel in der Bukarester Peripherie besuchen wollte. Also stolperte ich zu meinem Hostel.
Sa. 06.11. 11:00 - Gloria Buzau vs Viitorul Constanta 2:0 (Liga a II-a, Est), 300 Zuschauer (0 Gäste)
Sa. 06.11. 18:00 - Astra Ploiesti vs FC Brasov 3:0 (Liga I), 600 Zuschauer (0 Gäste)
Dort um 5:30 angekommen nochmal für eine halbe Stunde auf die Couch des Aufenthaltsraumes geschmissen und auf das Erwachen des mittlerweile eingetroffenen Thomas gewartet. Kurz mit der Zahnbürste das tote Zwergkaninchen aus der Mundhöhle vertrieben und schon ging es wieder ab zum Gara und um 7:01 saßen wir pünktlich im Zug nach Buzau zum Besuch des dort um 11 Uhr stattfindenden Zweitliga-Gelumpes. Während der Fahrt erlebten wir einen echten Bilderbuch-Sonnenaufgang über dem teils bewaldeten, teils aus Grassteppe bestehenden Landes nördlich von Bucuresti. Kurz vor Buzau zollte ich dann der zu kurzen Nachtruhe Tribut und pennte weg. Ohne Thomas wäre ich wahrscheinlich im Endbahnhof aufgewacht, aber so oder so hatte ich Mühe wach zu werden. Es waren noch zwei Stunden Zeit bis zum Kick-off, also in aller Ruhe in Richtung Gloria-Stadion geschlendert. Thomas meinte auf einer Karte einen weiteren Ground auf der Karte entdeckt bzu haben. Dieses stellte sich aber als einfacher Bolzplatz heraus und so gingen wir quer durch einen Park zum eigentlichen Ziel. Dort angekommen war immer noch über eine Stunde Zeit. Das Stadion war offen, also erstmal rein in die gute Stube, die sich im Sonnenlicht äußerst fotogen zeigte. Wie überall in Romania ein Allseater. Fast eine kleinere Ausgabe vom Steaua-Stadion, dieselben Farben, aber deutlich gepflegter und besser in Stand gehalten. Hinter der obersten Reihe einer Hintertortribüne schielte Thomas über die Mauer und wurde plötzlich ganz nervös. Hatte er doch sportliche Aktivität auf einem Nebenplatz mit kleinen Tribünen entdeckt, nämlich einen soeben angepfiffenen Jugendkick. Kurz entschlossen stürmte er an mir vorbei, mit dem Hinweis dass er sich das nicht entgehen lassen wolle. So long, viel Spaß mein Lieber. Derartiges ist definitiv jenseits meines Interesses und deutlich unterhalb meines Schmerzgrenze. Aber jeder soll das machen, was ihn erfüllt, ist mein Leitsatz. Also sei ihm der Spielgenuss von Herzen gegönnt. Ich nutzte die Zeit bis zum Zweitliga-Kick dazu ein wenig in der Sonne zu dösen, mir die Haupttribüne von innen anzusehen und dabei von der Sekretärin(?) des Clubs einen Kaffee zu schnorren. Pünktlich zum Kick-off ging es zusammen (leider mit Thomas, und nicht mit der Sekretärin ) ins Stadion, wo sich etwa 300 Getreue versammelt hatten. Gäste aus der Schwarzmeer-Hafenstadt waren keine anwesend, nicht weiter überraschend. Der Lorenz brannte derart intensiv vom Firmament, dass wir uns ein schattiges Plätzchen auf dem Main Stand suchen mussten. Über die Qualität des Spiels decken wir gentleman-like den Schweigemantel; immerhin wurde er mit zwei Toren gewürzt. Deutlich unterhaltsamer war die etwa zehnköpfige supportwillige Fraktion auf der Gegenseite. Diese bestand zu 80% aus eine Trommel-Blasinstrument-Combo, die einen Klassiker nach dem anderen raus haute. Von 'When the Saints go marchin' in' über 'La Cucaracha' bis 'Mambo No. 5' war alles dabei und das wirklich ansprechender Qualität. Veredelt wurde das ganze noch durch eine exzessiv tanzende ... hm, wie umgeht man den Vorwurf der Diskriminierung, egal, ich schreib es einfach... Zigeunerin, die zu Beginn des Spiels die unvermeidlichen Sonnenblumenkerne veräußert, ihren Korb aber dann zugunsten des Spaßes abgestellt hatte. Nach dem Spiel ging es quer durch die Stadt zurück zum Bahnhof. Da noch genügend Zeit war, kehrten wir in ein hübsches Restaurant ein und gönnten uns für unfassbare 12 Lei ein wirklich gutes einheimisches Mittagsmenü. Nach dem Schmaus ging es mit dem Zug zurück in Richtung Capitale, allerdings erst einmal nur bis Ploiesti, zum Besuch des abendlichen Erstligakicks gegen den FC Brasov. Die knapp zweistündige Fahrt dorthin mit dem Bummelzug verpennte ich fast komplett. Bei Einfahrt in den Bahnhof Ploisti-Sud bildeten die vom Sonnenuntergang beschienenen Industrieruinen eine etwas apokalyptische Kulisse. Sah schon irgendwie geil aus. Vom Bahnhof hatten wir nun noch einen etwa 40-minütigen Fußmarsch zum Stadion des Fotbal Club Astra gewonnen. Dort umrundeten wir auf der Suche nach dem Ticketschalter den eigentümlichen Ground, allerdings ohne Erfolg. Also einfach rein. Sahen die zwei Ordner am auserwählten Entrée aber anders und wollten 'Bilete' sehen. Da aber Bilete nirgendwo zu kaufen waren, wie sie uns auch bestätigten (Sinn?), wendete sich das Blatt urplötzlich zu unseren Gunsten und sie bedeuteten uns, einfach ohne Entgelt einzutreten. Muss man nicht verstehen, aber: Multumesc! Im Stadion trafen wir dann auch Sjoerd, der auf identischem Wege Einlass erhalten hatte. Wir platzierten uns mittig auf der Haupttribüne. Das Stadion ist nur auf drei Seiten ausgebaut, keine Tribüne sieht aus wie die andere, alles auf eine Art Transsilvanien-Stahlrohr-Technik. Von uralt bis schäbig ist alles dabei. Hinter dem Tor befindet sich die 'singing section', die sich besonders durch mehrere Trommeln auszeichnete. Das Heim-Team machte kurzen Prozess und schickte die Gäste deutlich nach Hause. Den Rückweg nach Bukarest traten wir vom Bahnhof Ploisti-Vest an, der wesentlich näher am Stadionul Astra liegt. Das Warten auf den verspäteten Zug vertrieben wir uns mit ein paar Dosen Bier, die es in mehreren Buden am Bahnhof zu kaufen gab. Unverständlich, dass trotz vorhandener Konkurrenz manche Budenbesitzer nicht bereit waren bei einem Dosen-Preis von 3 oder 4 Lei auf einen 10 Lei-Schein herauszugeben. Am Gara de Nord in Bucuresti trennten sich die Wege. Sjoerd fuhr in sein Hotel und Thomas und ich zum Hostel. Für die Nacht hatten wir uns Betten in einem 8er-Schlafraum gemietet, mussten das Zimmer allerdings lediglich mit zwei spanischen Backpackerinnen teilen. Noch zwei Döschen Bier beim Sinnlosen Durchzappen rumänischer Fernsehkanäle und dann hieß es den fehlenden Schlaf aus der vorigen Zug-Nacht aufzuholen.
Am nächsten Morgen einigermaßen ausgeschlafen und in aller Ruhe geduscht und fertig gemacht. Der einzige Pflicht-Termin fand erst um 14:00 statt. Also starteten wir 'Sightseeing Part One', latschten in aller Ruhe zur 'Casa Poporului', der riesigen im diktatorischen Größenwahn mit allem Protz uns Prunk erbauten Residenz des 1989 exekutierten Landesführers Nicolae Ceausescu. Das Gebäude ist einer der größten Gebäudekomplexe der Welt und heute Sitz des rumänischen Parlaments. Wirklich ein beeindruckender Anblick. Nachdem der Klotz aus allen möglichen Blickwinkeln abgeknipst worden war ging es weiter in den angrenzenden Stadtteil Cotroceni. Ein wirklich nettes Viertel mit ansprechenden Villen. Außerdem liegt am Rande des Viertels das 'Stadionul Cotroceni', ehemalige Heimat des bankrotten Clubs Progresul Bucuresti. Mehr als ein Foto über die Mauer war aber nicht drin, da uns die Pförtner zu verstehen gaben, dass es sich um ein Fussballstadion und kein Museum handelt, ergo: kein Einlass. Nun hieß es in aller Ruhe in Richtung 'Stadionul Regie' von Sportul zu laufen. Die Durchquerung des auf dem Weg liegenden Botanischen Gartens scheiterte an 'unverschämten' 5 Lei Eintritt Allerdings hätte die Foto-Erlaubnis weitere 5 Lei bedeutet. Also keine blöden Blumen gucken. Am 'Regie' latschten wir zunächst zum falschen Eingang. Also rum um das Gelände und Tickets für die Gegengerade erstanden. Am Eingang wollte dann das elektronische Ticket-Scansystem den Barcode nicht erkennen. Nach meinem dritten Versuch und drei weiteren eines Ordners, öffnete ein Polizist das Tor von Hand und ließ mich ein. Also: ich drin, Thomas draußen. Bei ihm gab es dieselben Probleme, allerdings kam nun jemand auf die Idee, mal auf das Ticket zu schauen und siehe da, wir waren am falschen Eingang. Die Ordner stellten sich nun quer, Thomas auch auf die 'falsche' Tribüne zu lassen, aber 'mein' Polizist' war in der Lage zwei Gedanken hintereinander zu bringen und ließ nun auch Thomas herein. Von der Hintertortribüne auf der wir uns nun befanden, konnten wir durch ein Tor auf die Haupttribüne wechseln und so hatten wir nun anständige Sicht auf den Pitch. Das Stadion ist ein harmloser Ground ohne Laufbahn mit nur kleiner Überdachung auf einem Teil der Hauptseite. Weiße Sitzschalen verleihen zumindest einen leicht edlen Touch. Das Spiel passte sich dem Stadion, ein glanzloses 2:0 für Sportul, die die Punkte als Tabellenschlusslicht auch bitter brauchten. Beachtung verdienten eher die etwa 30 Gäste-Anhänger, die den Weg durch das ganze Land auf sich genommen hatten und ihr Team supporteten. Mag im Vergleich zu Deutschland lächerlich klingen, verdient in Rumänien bei einem Verein mit überschaubarer Szene aber durchaus Respekt. Spiel vorbei und wir trafen uns mit Sjoerd, der auf den Kick von der Gegentribüne verfolgt hatte. Was tun mit dem Rest des Tages? Beim morgendlichen Blick ins Internet hatten wir festgestellt, dass das Eishockey-Team von Steaua abends ein Heimspiel hatte. Es war zwar nix Spannendes zu erwarten, weil dieser Sport in Rumänien kaum Beachtung findet, aber besser als nix. Also zum Gara gelaufen um von dort mit der Metro zu fahren. Zunächst galt es noch leichte Irritationen auszuräumen. Ich hatte die NEC-Mütze wieder auf dem Kotzappel und hatte nicht daran gedacht, dass wir auf dem Weg zum Bahnhof Rapid-Gebiet berührten. Prompt lösten sich drei noch recht junge Typen aus einer etwa 20-köpfigen Gruppe von der anderen Straßenseite und sprachen uns an. Merkwürdige Situation, weil wir sie und sie uns nicht einschätzen und zuordnen konnten. Die Lage geriet durchaus in gewisse Spannung, denn sie schienen auf der Suche nach Gegnern zu sein. Einer fragte "Cluj?", was wir verneinten. Dann rumänisches Rumgelaber und irgendwie rechnete ich sekündlich damit, mich körperlich verteidigen zu müssen, aber dann drehten sie um und gingen. Allerdings fiel noch das Wort "Nijmegen" und da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Also ging ich den Jungs nochmal hinterher und erklärte, dass wir nix mit Steaua zu tun, stattdessen Karten für den Rapid-Bereich für das Derby hatten und einfach nur Fußball sehen wollten. Innerhalb einer Sekunde kippte die Stimmung von Misstrauen in fast zärtliche Zuneigung und es gab 'Shake-Hands' und 'Daumen hoch'. Wenn das mal immer so einfach wäre.
Vorm Eishockey wurde noch was fürs körperliche Wohl getan und dann ab zur Eishalle, die nichts besonderes ist. Langweiliger 3000er, Tribünen an drei Seiten. An der vierten Seite Kabinentrakt und eine leer stehende Gastronomie. Eintritt wieder mal frei, aber genaueste Einlasskontrollen durch Ordnungsdienst und Bullerei. Da es hier wie auch beim Fußball kein Bier zu kaufen gab, ich mir aber in Erwartung eines wohl langweiligen Matches die Zeit ein wenig erträglicher gestalten wollte,. verließ ich die Halle noch einmal, um mir zwei Dosen Bier zu organisieren. Vorher nochmal genau studiert wie am Eingang abgetastet wird und die vermeintliche Lücke im System gefunden. Wenig später mit zwei Dosen, die im mir unter der Jacke im Rücken in den Gürtel geklemmt hatte wieder am Einlass. Beim Erklimmen der wenigen Stufen zur Tür rutschte mir dann eine Dose aus dem Gürtel, die ich mit reflexartigem Griff in den Rücken soeben noch zu fassen bekam. Das wär ne schöne Schau gewesen, wenn die Granate den wartenden Ordnungshütern direkt vor die Stiefel gepoltert wäre. Also humpelte ich mit der Hand im Rücken die Treppe hoch, als ob ich nen Hexenschuss hätte und kam mit meiner mangelhaften Schauspielerei auch tatsächlich durch. Unglaublich. Welchen Sinn die Kontrollen hatten blieb schleierhaft. Jedenfalls waren Anzahl an Polizisten und Ordnern für die anwesenden Zuschauer maßlos übertrieben. Eine 20 Personen starke (schwache?) Singing Section mühte sich hinter dem Tor, die Heimmannschaft zu unterstützen und mir meinen sechsten Eishockey-Länderpunkt erträglicher zu gestalten. Trotzdem gab es deutlich vor den Latz. Den Rest des Abend ließen wir in der Altstadt ausklingen. Aus der ersten Bar vertrieb uns schon bald die viel zu laute Musik. Also kehrten wir in eine Sports-Bar ein in der Live-Fußball aus Portugal und Spanien lief. Das Glück vollendete der Blick in die Getränke-Karte - Eine Maß Bier für umgerechnet nicht mal 2,10 Euro, ein Traum...
Am nächsten Tag setzten wir zunächst unsere Sightseeing-Tour mit 'Part Two' fort. Erstes Ziel war das Dinamo-Sportgelände. Wenn man an der Station 'Stefan Cel Mar' aus der Metro ans Tageslicht krabbelt, ist man grad mal 100 Meter vom Hauptportal des riesigen Areals entfernt und sieht es doch nicht, da der Blick von recht hoher Bebauung verstellt wird. Was sich dann auftut ist purer 'Ost-Kult'. Zunächst passiert man ein Verwaltungsgebäude von Dinamo und erreicht dann das kultige Hauptportal, welches in einem Halbrund gebaut ist und in dem sich auch der Fanshop befindet. Dahinter betritt man erst einen Vorplatz vor dem Hauptstadion in dem die erste um Punkte kickt. Das Stadion baut sich nicht vor einem auf, sondern kommt mit jeden Schritt mehr ins Blickfeld, da es zur Hälfte in den Boden hineingebuddelt wurde (ähnlich wie das alte Parkstadion von den Unaussprechlichen aus Arbeitslosenkirchen). Es ist eigentlich ein unspektakuläres, flaches Leichtathletik-Oval, überwiegend offen, nur auf den Geraden spärlich überdacht. Trotzdem hat das Teil einen gewissen Charme, die Blöcke abwechselnd mit roten und weißen Sitzschalen ausgestattet, in denen auf der Geraden zweifach dem Schriftzug Dinamo zu lesen ist. Hinter dem Stadion befinden sich verschiedene weitere Sportanlagen, Sporthallen aber auch weitere Fussballplätze. Markant hierbei das verrottende Stadion 'Florea Dumitrache', in dem sich Dinamos Zweitvertretung regelmäßig abmüht, und ein weiteres Stadion mit einer alten Radrennbahn. Absolut geniales Flair, das man fühlt wenn man sich mal ein paar Minuten Ruhe in einem derartig antiquirtem Teil gönnt. Danach ging es weiter zum Triumphbogen, dem Pariser Vorbild nach empfunden und ebenfalls von einem völlig chaotischen Kreisverkehr umgeben. Direkt dahinter befindet sich das Rugby-Gelände der Stadt. Thomas wollte gern die beiden ausgebauten Grounds ablichten also passierten wir ein geöffnetes Tor, nur um uns kurz darauf im ersten Stadion eine Gardinenpredigt eines heran eilenden Anzugträgers einzufangen. Tenor war, dass es unverschämt sei einfach so ohne Erlaubnis durch ein (offenes!) Tor zu watscheln und Fotos zu schießen. Es wäre schließlich eine Selbstverständlichkeit, vorher um Erlaubnis zu fragen. Gut, dass sich der Mann beschwichtigen ließ. Dem Körperbau nach zu urteilen, spielt er selbst Rugby und körperliche Erklärungen hätte ich von ihm nicht erhalten wollen. Wir sahen unsere Schuld ein, gelobten reumütig Besserung, verließen artig das Gelände, nur um 150 Meter weiter wieder einzutreten, damit Thomas den zweiten Ground auch noch knipsen konnte. Danach nix wie weg, bevor der Typ wieder auftauchte. Nun überlegten wir, was wir mit der weiteren Zeit anfangen könnte, als Thomas irgendwas von den Fußball-Tickets faselte. Plötzlich wurde mir ganz heiß. Gut dass ich den Weckruf bekam, hatte ich doch die Tickets für das Derby im Rucksack im Hostel gelassen. Also erstmal zurück zur Schlafstätte, die Einlassberechtigungen holen, dann eine gute Pizza essen (nicht ohne zwischendurch mal in die falsche Metro gestiegen zu sein) und dann ging es auf, Richtung 'Stadionul Giulesti - Valentin Stanescu' des FC Rapid. Für 18 Uhr waren wir mit Kasimir und seiner Gruppe verabredet. Er kam uns zur Bahn-Haltestelle mit einem Kumpel entgegen und brachte uns zum Treffpunkt seiner 'Firma' wie sie es nannten. Dort stieß auch Sjoerd wieder zu uns. Es waren so circa 25-30 Leute, die sich unterhielten, verschiedene alkoholische Getränke zu sich nahmen und ab und an Schlachtrufe und Gesänge in die Häuserschluchten des abendlichen Giulesti schickten, wo sie von den hohen Wohnklötzen brachial zurückschallten. Wir organisierten uns ein paar Dosen Bier, die in den Mini-Märkten trotz Verkaufsverbot an den Spieltagen unter der Ladentheke den Eigentümer wechseln und quatschten mit Kasu, wie ihn seine Leute riefen, über Fußball, Gott und die Welt. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn wurde es Zeit den Ground zu entern. Wir lehnten die Einladung mit in die Kurve zu kommen ab und eilten Richtung Gegengerade, wo sich abenteuerliche Zustände offenbarten. Die Massen wurden nur schubweise eingelassen, waren hochgradig ungeduldig und drückten wie verrückt in Richtung der Drehkreuze, die so langsam funktionierten, dass die Stimmung gewaltig zu kippen drohte. Kleine Kinder wurden über die Zäune gehoben, um Schlimmeres zu verhindern und die 'Jandarmerie ' schaute seelenruhig aus sicherer Position zu, dabei müsste die Nachricht vom Unglück von der 'Love Parade' auch bis nach Bukarest gedrungen sein. Durch entsprechenden Körpereinsatz überstand man auch dieses, als sich auch schon das nächste Problem offenbarte. Bei der Visitation wurden Digi und Akkus als potentielle Mordinstrumente identifiziert und ihnen der Einlass verwehrt. Ok, also Akkus in die Schuhe, Digi an den Weichteilen verstaut und schon war man drin. Thomas hatte mit seiner qualitativ besseren und größeren Kamera mehr Probleme, bekam aber Unterstützung von Sjoerd, der sehr jung und sehr brav aussieht und gar nicht erst durchsucht wurde. Nun waren wir endlich drin im Hexenkessel. Leider bestätigte sich die Info, die wir von Kasu bekommen hatten und die Gästekurve zu unserer Linken blieb komplett leer. Die Rapid-Jungs stellten es zwar so hin, dass Steaua nicht kam, weil sie Angst vor Rapid hatten, aber der eigentliche Grund war, dass Steaua sich in letzter Zeit wohl etwas daneben benommen hatte und daher nur 400 Tickets bekommen sollte. Da das zu wenig für den wirklichen Bedarf war, boykottierte man und blieb der Begegnung komplett fern. Schade. (Kleiner Exkurs: Drei Tage später fand dieselbe Partie im rumänischen Pokal erneut statt. Dieses Mal hatte Steaua die 400 Karten angenommen. Unmittelbar nach dem Anpfiff flogen Böller und Bengalos in rauen Mengen aufs Feld und die Polizei räumte den Gästeblock komplett. Warum nicht drei Tage früher??) Die Rapid-Kurve ließ sich von fehlenden Widersachern nicht irritieren und zog eine äußerst ansprechende Show zum Einlaufen den Mannschaften ab. Diverse Transparente gezeigt, ein Meer von Fahnen geschwenkt und es brannte an allen Ecken und Enden lichterloh. Ich kann mich an Bengalfeuer bei Abendspielen einfach nicht satt sehen. Mega!!! Auch der Support war das ganze Spiel über wirklich gut, wenngleich da sicherlich noch eine Steigerung drin gewesen wäre, aber fehlende Gegner und Tore, verhinderten dieses. Trotzdem - Schlachtrufe und Gesänge wussten absolut zu überzeugen. Das Spiel konnte da leider nicht ganz mithalten, wenn ich auch schon schlechtere torlose Unentschieden erlebt habe. Kurz vor Schluss hatten die Gastgeber die Riesenchance zum Knock-out. Den Tor-Pogo hätte ich gern erlebt. So blieb es bei der gerechten Punkteteilung. Nach Spielschluss die üblichen Stadionfotos geschossen und dann trafen wir uns wieder mit Kasu und seinen Leuten. Es wurden noch einige Dosenbier vernichtet, mit den Jungs viel gequasselt, auf Deutsch, auf Englisch und mit Händen und Füssen. War ein wirklich lustiger Abend. Irgendwann löste sich die Gruppe langsam auf, da einige ja auch am nächsten Tag ihren Lebensunterhalt verdienen mussten. Zum Abschluss bat uns Kasimir noch in schallendes 'Muie Steaua! Muie Steaua! Hey, hey!' einzustimmen. Für die Nichtwissenden: 'Muie' ist nichts anderes als die Aufforderung, dass der oder die Angesprochene(n) die Geschlechtsteile des Ausrufenden oral beglücken sollen. Machten wir doch gern und die hohen Häuser warfen den Schall wirklich beeindruckend zurück! Wir fuhren noch mit Kasimir auf ein abschließendes Bier in eine Rock-Kneipe . Danach gings zurück zum Hostel, da Thomas am nächsten Morgen früh raus musste, um seinen Rückflug zu erreichen. Auf Empfehlung von Kasimir nahmen kleinen Umweg, da der direkte Weg Gefahr für Leib und Leben bedeuten würde. Ich verabschiedete mich von Sjoerd und vereinbarte mit Kasu, dass ich mich nach dem Aufstehen melden würde, da er bis zu meinem Abflug unbedingt noch den guten Gastgeber mimen wollte.
Am nächsten Morgen nahm ich im Halbschlaf war, wie Thomas sich verkrümelte. Als ich einigermaßen ausgepennt hatte, rief ich dann Kasimir an. Der hörte sich aber an, als ob er die Nacht durchgezecht hätte und ich machte ihm klar, dass er sich keinen abbrechen muss, damit wir uns noch mal treffen. Nahm er dankbar an. Wir einigten uns, auf jeden Fall in Kontakt zu bleiben, und uns hoffentlich irgendwann in Deutschland oder Rumänien wieder zu treffen. Alles klar, hau rein Alter und 'Multumesc' für die ehrliche Freundlichkeit und die Hilfe in vielen kleinen Situationen, wir sehen uns!! Und 'Muie Steaua'! Ich latschte dann noch vom Hostel in und durch die Altstadt und fuhr mit der Metro noch mal zum 'Giulesti', um mir einen Rapid-Schal im Fanshop zu kaufen. Ging am Vorabend nach dem Spiel nicht mehr, da die Ordnungsmacht alles abgesperrt hatte. Ich fand auch noch ein offenes Tor ins Stadion und konnte noch ein paar Pics vom leeren Ground machen, bis mich der werkelnde Platzwart entdeckte und ich schleunigst verschwand, um nicht die nächste Standpauke zu bekommen. Danach gings mit dem Expressbus ab zum Airport Otopeni und mit der guten Lufthansa zurück ins Vaterland.
Fazit: Eine absolut entzückende Tour, die keine Wünsche offen lies. Ich musste zudem (fast) alle meine Vorurteile über Rumänien über den Haufen werfen und traf fast nur ehrliche, freundliche und hilfsbereite Leute. Dazu befindet sich das Land nach meiner Meinung in einem atemberaubenden Tempo der Veränderung, auch wenn es noch genug Merkmale aus der Vergangenheit gibt. Ein wirklich spannendes Land, das mich auf jeden Fall wiedersehen wird.